Schwetzingen. Die Verminderung und Entschärfung von Gefährdungen war jahrzehntelang seine Aufgabe. Als Prävention im allumfassenden Sinn fasst Dr. Michael Sehling seine Tätigkeit als Betriebsarzt zusammen. 30 Jahre lang hat er viele Unternehmen der Metropolregion in Sachen Vorsorge und Prävention beraten. Jetzt möchte der 67-Jährige sich nicht mehr für die Menschen in Unternehmen, sondern für jene in seiner Stadt engagieren. Sehling wurde für die Schwetzinger Freien Wähler (SFW) in den Gemeinderat gewählt.
In dem Gremium möchte der in der Nordstadt wohnende Rentner dort ansetzen, wo er beruflich aufgehört hat: „Mit gesundheitlicher Prävention im wahrsten Sinnes des Wortes“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung im Schlossgarten. Gemeint sind Klimaschutzmaßnahmen. Ob beim Umstieg auf erneuerbare Energien oder Begrünung, der Klimaschutz müsse bei allem mitgedacht werden – von Um- oder Neubauten von Gebäuden bis hin zu Straßen und Plätzen. Dass die veränderten Bedingungen besonders für Ältere oder chronisch Kranke bereits jetzt kritisch sind, ist dem Arzt aus seiner beruflichen Erfahrung bekannt. „Wir müssen versuchen, es gesundheitlich so erträglich wie möglich zu machen“, weiß Sehling entsprechend um die Umstände.
Radschnellweg entlastet Verkehr in Schwetzingen
Eine Stellschraube hierfür ist für den neuen Gemeinderat der Radverkehr. Sehling ist selbst passionierter Radfahrer und unternimmt gerne Touren in ganz Europa. Der Radverkehr trage für ihn am ehesten dazu bei, vom Auto wegzukommen, erklärt er. Entsprechend wichtig ist ihm der Ausbau sicherer Radwege. Wozu auch der Radschnellweg Heidelberg -Schwetzingen beitrage. „Davon erwarte ich mir eine große Entlastung des Verkehrs“, formuliert Sehling seine Hoffnungen, um als regelmäßiger Radfahrer bei der jahrelangen Hängepartie zu ergänzen: „Ich würde mir wünschen, dass es schnell geht und er nicht erst fertig wird, wenn ich 75 bin.“
Die Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg war vor fünf Jahren vom Land Baden-Württemberg veröffentlicht worden. „Mit dem Baubeginn ist frühestens 2027 zu rechnen“, heißt es auf der Webseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Bis zu Sehlings 75. Lebensjahr verbleiben noch acht Jahre. Um den Ausbau der Radinfrastruktur anzutreiben, plant Sehling ein aktiveres Engagement beim Allgemeinden Deutschen Fahrradclub (ADFC) Schwetzingen. Mitglied des Vereins ist er bereits.
Ohnehin ist dem Betriebsarzt in Rente das Füße hochlegen fremd. Kürzlich organisierte Sehling etwa eine Fort- und Weiterbildungsveranstaltung für arbeitsmedizinisches Personal in Ettlingen mit rund 250 Teilnehmern. Als Landesvorsitzender des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte war der Schwetzinger ärztlicher Leiter des 14-tägigen Kongresses. Seine Leidenschaft als Betriebsarzt führt er zudem in Eigenregie weiter. Sehling hat sich selbstständig gemacht und gibt seine Erfahrung als Berater für betriebsärztliche Praxen an die rund 1000 Betriebsärzte in Deutschland weiter. „Das hält mich agil und ist etwas Nützliches“, sagt er über sein Engagement. In seinem Alter müsse das aber stets mit Freude verbunden sein, ergänzt Sehling. „Ich mache auf meine alten Tage nichts mehr, was mir keinen Spaß macht.“
Seit über einem Jahrzehnt bei den Schwetzinger Freien Wählern
Dazu gehört im dritten Anlauf nun auch die Kommunalpolitik, denn Sehling hatte sich bereits in den beiden vorangegangen Wahlen aufstellen lassen. Über persönliche Kontakte fand er bereits vor über zehn Jahren den Weg zu den Freien Wählern. Die Sympathie zu seinen Kollegen und ein gewisser Wohlfühlfaktor sind für Sehling entscheidende Kriterien.
In seinen ersten Wochen als Gemeinderat sei der Rentner „mit Material überschüttet“ worden, schildert er seine anfänglichen Erfahrungen. Auch habe er durch die Ausschusssitzungen, deren Vor- und Nachbereitung sowie die Absprachen innerhalb der Fraktion festgestellt: „Für die Kommunikation geht verdammt viel Zeit drauf.“ Zeit, die er – Stichwort Spaß – fortan gerne investiert. Denn ein guter Gemeinderat müsse laut Sehling stets bestens über das aktuelle Geschehen in der Stadt informiert sein und dieses bei Bedarf an interessierte Bürger weitergeben können.
Transparenz sei für ihn „ein wichtiges Merkmal kommunalen Zusammenlebens“. Politische Transparenz, die Dr. Michael Sehling als Gemeinderat nun selbst vorantreiben kann.
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