Schwetzingen. Die großen Transparente, die der Bezirksverband des Naturschutzbundes (Nabu) zum Auftakt seiner Exkursionsreihe in die „Kurpfälzer Wüste“ vorgestellt hat, beschreiben anschaulich die Entstehungsgeschichte, die Tier- und Pflanzenwelt der Sandgebiete unweit des Rheins.
Geschäftsführerin Christiane Kranz begrüßte an der Hütte im Naturschutzgebiet Hirschacker einige Vertreter von Politik und Umweltverbänden sowie aktive Naturschützer. Unter den Gästen waren Grünen-Staatssekretär Dr. Andre Baumann, Vorstandsmitglied Thomas Hoffmann vom Nabu Baden-Württemberg, Ines Noll von der Stiftung „Nationales Naturerbe“, Cindy Baumann, Naturschutzbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises und Frank Nürnberg von der Nabu-Ortsgruppe Schwetzingen, Umweltplaner Hanspeter Rausch, Onno von der Emde, der mit Schafen und Eseln die Fläche im Hirschackerwald beweidet sowie der ehemalige Förster Hagen Heinze und der derzeitige Jagdpächter Karl-Heinz Bühler.
Aufgrund der dichten Besiedlung in der Metropolregion Rhein-Neckar stünden die Schutzgebiete unter hohem Besucherdruck, heißt es vonseiten des Nabu. Spaziergänger, Hundebesitzer und Mountainbiker hielten sich nicht immer an die gültigen Regeln. Der Nabu möchte den zahlreichen Besuchern die Augen öffnen für die Besonderheiten in diesem exotischen und spannenden Lebensraum und damit für den Schutz der trockenen und heißen Sandgebiete werben. Auf den Exkursionen ab dem 2. Mai werden die speziell an die sandigen Böden angepassten Tiere und Pflanzen ausführlich vorgestellt. Dabei gibt es viele interessante Geschichten zu erfahren. Für dieses Jahr sind zehn Exkursionen in die Sandgebiete zwischen Sandhausen und Schwetzingen geplant. Finanziell unterstützt werde die Exkursionsreihe durch Edeka Südwest mit dem Förderprogramm „Unsere Heimat und Natur“, dankte die Geschäftsführerin.
„Kurpfälzer Wüste“ bei Schwetzingen: Holzhütte als Treffpunkt
Die zwei Meter breiten Banner mit dem interessanten Überblick über alle Besonderheiten der Sandgebiete werden zeitweise an der Außenwand der Nabu-Waldhütte im Hirschacker angebracht und dienen bei den Exkursionen zur Einführung ins Thema. Ein Dank ging auch an den Direktor Engineering von Borg Warner, Volker Heinz. Durch eine großzügige Spende des Unternehmens hatte das Dach der Waldhütte rundum erneuert werden können.
Thomas Hoffmann vom Nabu-Landesverband betonte in seinem Grußwort, dass man sich über die Genehmigung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zur Sanierung der Hütte und über die weitere Unterstützung der anstehenden Projekte sehr gefreut habe. Die Holzhütte dient nach der Erneuerung wieder als Informations- und Treffpunkt für die Exkursionen und die Arbeitseinsätze zur Pflege der Sandgebiete. Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann zeigte sich begeistert vom Engagement der Naturschützer für das Dünen-Habitat mit den seltenen Tieren und Pflanzen. Er dankte für das großartige Zusammenspiel zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), dem staatlichen Naturschutz und dem Nabu. Die Naturschützer kümmerten sich liebevoll um das Gebiet. In den vergangenen Jahren seien von über zehn Kilometern Wegen rund 5,5 Kilometer zurückgebaut worden.
Nabu-Exkursionen in die „Kurpfälzer Wüste“
Dienstag, 2. Mai, 19 Uhr, Hirschacker: Exkursion in die Binnendünen. Parkplatz Friedrichsfelder Landstraße.
Samstag, 6. Mai, 9 Uhr, Vogelkundliche Exkursion ins Naturschutzgebiet Hirschacker und Dossenwald. Mannheim-Friedrichsfeld, Parkplatz Grenzhöfer Weg.
Samstag, 6. Mai, 10 Uhr, Exkursion Sandhäuser Dünen, Naturschutzgebiet Pferdestieb Süd, ehemalige Hopfenhalle, Sandhausen.
Dienstag, 15. Mai, 19 Uhr, After-Work-Exkursion in die Binnendünen, Oftersheim, Schützenhaus.
Montag, 22. Mai, 19 Uhr, After-Work-Exkursion in die Binnendünen, Sandhausen, Naturschutzgebiet Pferdstrieb, ehemalige Hopfenhalle, Sandhausen.
Samstag, 1. Juli, 10 Uhr, VHS-Exkursion Sandhäuser Dünen, ehemalige Hopfenhalle, Sandhausen.
Dienstag, 4. Juli, 19 Uhr, After-Work-Exkursion in die Binnendünen, Oftersheim, Schützenhaus.
Donnerstag, 6. Juli, 19 Uhr, After-Work-Exkursion in die Binnendünen, Sandhausen, Naturschutzgebiet Zugmantel, ehemalige Hopfenhalle.
Donnerstag, 7. September, 19 Uhr, After-Work-Exkursion in die Binnendünen, Schwetzingen, Naturschutzgebiet Hirschacker, Parkplatz Friedrichsfelder Landstraße. vw
In dem Naturschutzgebiet gelte für Mensch und Hund ein Wegegebot. Dafür seien auf über 2000 Metern Zäune gestellt worden. Hunde sind demnach anzuleinen, das Fahren mit Mountainbikes schädigt zudem den Boden, bat Baumann, diesen besonderen Hotspot der biologischen Vielfalt weiterhin zu schützen. Armin Jendrysik, Nabu-Projektleiter des Artenschutzprojektes „Sandrasen“, erläuterte den Gästen die neuen Banner und wies besonders auf die Exkursionen in die „Kurpfälzer Wüste“ hin.
„Kurpfälzer Wüste“ bei Schwetzingen: Spannende Tierwelt
Die verschiedenen Naturschutzgebiete mit reinem Sandboden beherbergen eine speziell an Hitze und Trockenheit angepasste Tier- und Pflanzenwelt. Das Leben auf den Sandflächen ist sehr hart. Hier treffen sich Pflanzen aus der Steppe und vom Mittelmeer, eben „Hungerkünstler“ und „Wassersparer“, wie es auf den Bannern steht. Wenn tagsüber auf dem Sandboden die Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius erreichen überleben nur Spezialisten wie Scharfer Mauerpfeffer, Sand-Thymian, Kali-Salzkraut und Zwerg-Sonnenröschen. Wer in die Tierwelt eintauchen möchte, muss Geduld haben und genau hinsehen. Dann sind Ameisenlöwe, Wildbiene, Grabwespe, Wolfsmilch-Schwärmer, Dünen-Sandlaufkäfer, Ziegenmelker und Heidelerche zu entdecken. Die spannende Insektenwelt und einige gut getarnte Vogelarten sind einzigartig für Baden-Württemberg.
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