Schwetzingen/Ketsch. Die neue Leiterin der Außenstelle des Weißen Rings im Rhein-Neckar-Kreis, Patricia Wickert, ist in ihr neues Ehrenamt eingeführt. Gleichzeitig wurde der bisherige Außenstellenleiter Thomas R. J. Franz verabschiedet. Der Rechtsanwalt aus Ketsch bleibt stellvertretender Landesvorsitzender des gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern. Mundartkabarettist Arnim Töpel umrahmte die Feierstunde im Palais Hirsch musikalisch.
Landesvorsitzender Hartmut Grasmück betonte die sehr gute Zusammenarbeit mit Polizei und Justiz, „um dadurch bestmöglichen Opferschutz leisten zu können“. Der Weiße Ring sei zu einer Zeit gegründet worden, als Kriminalitätsopfer noch nicht so im Fokus gestanden hätten. „Wir wollen Menschen aufklären und zum richtigen Verhalten anleiten, Zivilcourage zu zeigen, zu helfen, hinzuschauen, sich einzubringen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen“, sagte Grasmück. Opfer von Gewalttaten hätten den Anspruch, bestmöglich betreut und entschädigt zu werden. Die ehrenamtlichen Helfer der Außenstelle im Rhein-Neckar-Kreis seien oft die ersten Menschen, die einem Opfer unter die Arme greifen und Mut und Zuversicht geben könnten.
Ein echtes Urgestein
Franz arbeitet seit 1991 ehrenamtlich in der Außenstelle mit und leitete diese seit 2004. Der 56-jährige CDU-Gemeinderat aus Ketsch ist zudem Mitglied im vereinsinternen Fachbeirat und leitet die Grundseminare für neue Mitarbeiter in Baden-Württemberg. Das „Urgestein“ mit einem „hervorragenden Ruf als Rechtsanwalt“ habe über die Jahre zahlreichen Kriminalitätsopfern zur Seite gestanden, dankte Grasmück. Mit Nachfolgerin Patricia Wickert habe man eine Persönlichkeit gewinnen können, die viel Erfahrung aus zahlreichen Projekten und umfassender Netzwerkarbeit mitbringt: „Sie haben die notwendige Tatkraft, um Kriminalitätsopfern in der Region eine wertvolle Ansprechpartnerin zu sein.“
Die 59-jährige Kriminalhauptkommissarin der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Heidelberg begann ihre Präventionsarbeit vor über 20 Jahren. Ihr langjähriger Kollege Günther Bubenitschek, im Ruhestand Präventionsbeauftragter des Weißen Rings Baden-Württemberg, hatte sie nun für das Amt der Außenstellenleiterin vorgeschlagen.
Opfer von Straftaten dürften nicht alleingelassen werden, betonte Landrat Stefan Dallinger in seinem Grußwort. Um Opfer von Straftaten aus der Traumatisierung zu holen, gehörten viele Partner dazu. Prävention helfe dabei. Der Stabwechsel bei der Außenstelle in Heidelberg sei eine Zäsur, „aber auch die logische Fortsetzung einer ganz wichtigen Arbeit“, zollte Dallinger der Lebensleistung des scheidenden Leiters Respekt und wünschte der neuen Vorsitzenden eine glückliche Hand.
Mit viel Herzblut im Amt
Kriminaldirektorin Roswitha Götzmann vom Polizeipräsidium Mannheim würdigte Wickert für ihr Engagement und ihre Fachexpertise. Das Opferschutzkonzept sei ein wichtiger Bestandteil der Polizeiarbeit.
Kriminalitätsbekämpfung und Prävention könnten jetzt noch enger verzahnt werden, betonte sie in ihrer Rede. Menschen in schwierigen Ausnahmesituationen könnten so neue Hoffnung und Mut schöpfen, zeigte sie sich überzeugt: „Der Weiße Ring hilft schnell und unbürokratisch und kämpft für verstärkte Solidarität mit den Kriminalitätsopfern. Patricia Wickert bereichert die Außenstelle mit viel Herzblut.“
Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland, meinte, dass Kinder den bestmöglichen Opferschutz bekommen sollten. Die wertvolle Kooperation mit dem Weißen Ring sorge besonders dafür, sagte die Funktionsoberärztin der Klink für Kinderheilkunde am Universitätsklinikum Heidelberg: „Opferschutz kann nicht warten.“
Zahlreiche Projekte angegangen
Franz dankte für die wertschätzenden Worte. Der gebürtige Regensburger, der in Mannheim aufgewachsen ist, kennt Patricia Wickert und ihre Brüder noch aus dem Sandkasten. Auch der spätere Mannheimer Polizeipräsident und Landespolizeichef von Baden-Württemberg, Dr. Alfred Stümper, seinerzeit Mitgründer des Weißen Rings, habe damals in der Nachbarschaft gewohnt, erzählte Franz den Ehrengästen, wie er einst zu der Opferschutzhilfe gekommen war. Gemeinsam mit der Polizeidirektion Heidelberg habe man mit vielen anderen Menschen zahlreiche Projekte realisiert und über die Jahre jede Menge bewegt. Der neuen Chefin der Außenstelle wünschte er viel Erfolg.
„Das alles schafft man aber nicht allein“, dankte Wickert ihren Eltern, den Ausbildern und Dezernatsleitern sowie den Weggefährten. Sie habe sich geehrt gefühlt, als sie gefragt worden sei. „Ich kann etwas bewegen, was mich bewegt“, erklärte sie ihre Motivation, aus der Opferarbeit auch neue Präventionsansätze zu entwickeln. Das Schicksal und die schlimme Lebenssituation von Kriminalitätsopfern habe sie schon immer beschäftigt. „Menschen Anteilnahme entgegenbringen und die helfende Hand reichen, aber auch andere dazu inspirieren, sich ehrenamtlich zu engagieren“, das wünsche sie sich in ihrem neuen Ehrenamt.
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