Schwetzingen. Auch das Mozartfest 2022 entführt die Zuhörer in Mozarts Musikwelt, verbunden mit Komponisten seiner Zeit, mit Vertretern der berühmten Mannheimer Schule und mit zeitgenössischen Tonschöpfern. Das garantiert ein abwechslungsreiches Kontrastprogramm, ein Miteinander von Tradition und Gegenwart, immer schon ein Anliegen der Festspielleitung wie auch die Förderung des Nachwuchses. Mit fünf Ensemble- und zwei Orchesterkonzerten, einem Klavier-Duo und einem Solo-Klavierrecital sowie einem Singspiel präsentiert die Mozartgesellschaft eine spannende Mischung rund um den Namenspatron und darüber hinaus.
Seit 2019 wird das Mozartfest unter neuer Leitung ausgerichtet, Katharina Simmert löste Angela Bräunig als Geschäftsführerin der Schwetzinger Mozartgesellschaft ab, Rosa Grünstein wurde Vorsitzende und Nikolaus Friedrich, der langjährige künstlerische Leiter, stellvertretender Vorsitzender. Im Interview sprachen wir mit Rosa Grünstein und Katharina Simmert über das, was neu ist am Mozartfest, über die Auswirkungen der Pandemie und die damit verbundenen Herausforderungen auf das Programm und warum es sich lohnt, die Konzerte zu besuchen.
Frau Grünstein, Frau Simmert, wie war es für Sie als neuer Vorstand, gleich zwei Jahre Stillstand zu erleben und sich jetzt den Herausforderungen der Ausrichtung des Mozartfests zu stellen?
Katharina Simmert: Ganz zum Erliegen kam das Mozartfest auch 2020 nicht. Es fanden sechs Konzerte vor insgesamt 600 Leuten statt, und 2021 gab es ein volles Programm vor reduzierten Zuschauerzahlen, nur ohne szenische Produktion. Aber es stimmt schon, es gab einiges zu stemmen, doch haben wir es geschafft, da vieles schon in den Startlöchern stand und wegen Corona nur verschoben wurde. Das Programm zu erstellen war nicht das Problem – das hat der künstlerische Leiter durch seine guten Kontakte wunderbar geschafft. Das Problem ist das Zurückgewinnen der Zuschauer. Die Leute planen nicht mehr lange vorher, sie entscheiden sich meist kurzfristig, Karten zu kaufen. Hinzu kommt, dass es eine Riesenauswahl an Veranstaltungen gibt, viele Kulturbetriebe holen das Versäumte nach. Dass die Menschen weniger Geld im Portemonnaie haben, ist vielleicht auch ein Grund, es sich zweimal zu überlegen, ein Konzert zu besuchen.
Rosa Grünstein: Es gibt sicherlich ein großes Bedürfnis nach kulturellen Veranstaltungen, doch warten viele Besucher ab, wie sich die Corona-Lage entwickelt, ob die Konzerte überhaupt stattfinden werden oder ob nicht wieder eine Pandemiewelle auf uns zukommt. Deshalb läuft auch der Kartenvorverkauf nicht so, wie wir es uns erhofft haben. Am Programm liegt es sicherlich nicht.
Ja, laut Programmheft sind es tatsächlich einige international renommierte Künstler und Ensembles, die beim Mozartfest auftreten. Gibt es da, was die Finanzierung betrifft, genügend Spielraum?
Grünstein: Dadurch, dass Niko Friedrich gute Kontakte zu den Musikern hat und mit vielen auch befreundet ist, kommen diese gerne auch für weniger Geld nach Schwetzingen. Normalerweise sind ihre Honorarforderungen anders gestaltet, deshalb sind wir extrem dankbar, Niko als künstlerischen Leiter zu haben.
Simmert: Finanziell sieht es im Moment weniger gut aus. Doch Anfang des Jahres haben wir einen Antrag an den Kulturfonds des Bundes „Neustart Kultur“ gestellt, der uns finanzielle Unterstützung zugesagt hat. Damit kommen wir hoffentlich gut über die Runde.
Mozartgesellschaft Schwetzingen: Einige Sponsoren abgesprungen
Und wie sieht’s mit Sponsoren aus?
Grünstein: Da sind leider einige abgesprungen wegen der finanziellen Schieflage, in die sie selbst geraten sind. Das kann man auch gut verstehen. Neue Sponsoren in dieser Zeit zu finden, ist unglaublich schwierig.
Simmert: Jünger & Gräter, die Stadtwerke und die Sparkasse sind nach wie vor an unserer Seite, dafür ist die Commerzbank, die jedes Jahr 80 Karten für das Konzert der Ponto-Stiftung gekauft hat, abgesprungen und auch Avia setzt vorübergehend aus. Gott sei Dank unterstützt die Stadt Schwetzingen weiterhin das Mozartfest, vor zwei Jahren hat sie den Zuschuss erhöht mit der Maßgabe, dass wir zusätzliche Veranstaltungen generieren.
Das wären?
Grünstein: Wir versuchen ja auch, immer neue Wege zu gehen, die teilweise alte Wege sind, wie zum Beispiel die „Fête de la Musique“. Katharina Simmert hat das vorgeschlagen und die Mozartgesellschaft hat es sofort aufgegriffen, weil es ein Weg ist, uns bekannt zu machen und auch in Gruppierungen reinzukommen, die vielleicht vorher mit klassischer Musik nicht so viel am Hut hatten.
Simmert: Es haben sich auch wunderbare neue Kooperationen ergeben, mit den IG Vereinen, der Musikschule und jetzt auch mit dem Stadtmarketing zum Beispiel. Da sind einfach Netzwerke entstanden, von denen wir gegenseitig profitieren. Wenn Sie am Mozartsonntag durch die Stadt gehen, fallen Ihnen sicherlich die Schaufensteraufkleber auf. Außerdem werden wir Gewinnspiele bei diversen Einzelhändlern ablegen, wo Karten gewonnen werden können, oder Rabattmarken, die sie dann wiederum an ihre Kunden weitergeben. Für die Zukunft überlegen wir uns, die Konzerte an Orte zu legen, wo jüngeres Publikum weniger gehemmt ist.
Grünstein: Katharina Simmert ist da ein Füllhorn an Ideen, an Erfahrungsschätzen. Außerdem ist es gut, dass es jetzt an wichtigen Schaltstellen der Stadt auch jüngere Menschen gibt mit mehr Risikobereitschaft. Der Einsatz von Katharina Simmert, unseres gesamten Vorstandes ist beispiellos. Ich hatte schon in vielen Vorständen arbeiten dürfen, doch selten habe ich eine Gruppe erlebt, die ehrenamtlich so viel Engagement mitbringt und so harmonisch miteinander arbeiten kann. Wenn es drauf ankommt, stehen alle auf der Matte und helfen mit. Wer Lust hat, sich zu engagieren, ist bei der Mitgliederversammlung am 1. Oktober willkommen, es gibt drei Positionen neu zu besetzen.
Mozartgesellschaft Schwetzingen: Szenische Produktion im Programm
Das Mozartfest startet mit den Stipendiaten der Ponto-Stiftung. Hat das einen speziellen Grund?
Simmert: Nein, das war terminlich an das Philharmonischen Orchester Heidelberg gebunden. Ich finde es aber schön, im Rokokotheater zu starten. weil das einfach noch mal ein besonderes Ambiente ist für die Eröffnung.
Dass keine Oper aufgeführt wird, sondern nur ein Singspiel, das hat einen besonderen Grund, oder?
Simmert: Wir wollten unbedingt eine szenische Produktion ins Programm aufnehmen, die war aber nicht leicht zu finden. Da kam uns das Nationaltheater Mannheim entgegen mit Mozarts Frühwerk „Bastien und Bastienne“, das beim Mannheimer Sommer- Open-Air aufgeführt wurde und nun szenisch fürs Rokokotheater adaptiert wird. Mit diesem Stück für die ganze Familie, das am Sonntag schon um 18 Uhr beginnt, sind wir sehr glücklich.
Das Programm
Freitag, 23. September: 20 Uhr, Rokokotheater, Konzert mit Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung.
Samstag, 24. September: 19.30 Uhr, Jagdsaal, Trio Wanderer.
Sonntag, 25. September: 11 Uhr, Jagdsaal: Schumann-Quartett; 14 bis 17.30 Uhr, Schlossgarten, Landschaftsmusik; 18 Uhr, Rokokotheater, Bastien und Bastienne.
Freitag, 30. September: 19.30 Uhr, Jagdsaal, Martijn & Stefan Blaak.
Samstag, 1. Oktober: 19.30 Uhr, Jagdsaal, Buntrock, Friedrich & Rafalimanana.
Sonntag, 2. Oktober: 11 Uhr, Schlosskapelle, Hampel & von Rahden.
Freitag, 7. Oktober: 19.30 Uhr, Rokokotheater, Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim.
Samstag, 8. Oktober: 19.30 Uhr, Jagdsaal, Eliot-Quartett & Nikolaus Friedrich.
Sonntag, 9. Oktober: 11 Uhr, Jagdsaal: Anna Gourari.
Für die Schlosskonzerte hat ebenfalls der Vorverkauf begonnen: Samstag, 26. November, 16 Uhr; Sonntag, 1. Januar, 19.30 Uhr, Rokokotheater, Neujahrskonzert.
Karten gibt es beim Kartenservice der Schwetzinger Zeitung, Carl-Theodor-Straße 2, Telefon 06202-205 205, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse. her
Es gibt somit viele Gründe, das Mozartfest zu besuchen.
Grünstein: Auf jeden Fall. Für so hochkarätige Konzerte muss man normalerweise weit weg fahren und hier haben die Besucher die einmalige Chance, Weltklasse-Künstler und hochkarätige Ensembles zu erleben . . .
Simmert: … sozusagen vor der Haustür, denn Schwetzingen ist nicht nur wegen seines Spargels so berühmt, sondern insbesondere wegen der vielfältigen Kulturangebote, wobei das Mozartfest schon seit vielen Jahren einen festen Platz einnimmt.
Worauf freuen Sie persönlich sich ganz besonders?
Simmert: Ich freue mich auf drei Wochenenden, prall gefüllt mit Musik, wobei jede einzelne Aufführung sehens- und hörenswert ist.
Grünstein: Und ich freue mich auf die glücklichen Gesichter der Gäste nach einem Konzert, wenn dann alle dasitzen und ganz anders aussehen als zu Beginn. Ja, darauf freue ich mich ganz besonders.
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