Schwetzingen. Er fährt gerne mit der S-Bahn durch die Region. Und er geht auch mit Freude im Wald spazieren. Wenn er aber am S-Bahn-Haltepunkt im Hirschacker aussteigt, biete sich ihm allerdings keine Möglichkeit, auf direktem Weg in das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Hirschacker und Dossenwald zu gelangen, moniert Werner Gansler. Der 80-jährige Architekt aus Mannheim setzt sich, wie viele weitere Bürger zuvor, für einen Zugang vom Bahnsteig 2 in Richtung Wald ein. Gansler sieht „gravierende Fehlplanungen“ beim neuen Bahnhof in dem Schwetzinger Stadtteil: „In der Unterführung zum Bahnsteig gegenüber sieht man zwar ein schönes Foto vom herrlichen Wald, aber man kann nicht weiterlaufen, weil eine Betonwand den Zugang versperrt.“
„Der Waldweg liegt nur etwa 1,20 Meter höher als der Boden der Unterführung. Eine Treppe führt zum Bahnsteig rauf, von hier ist der Abstieg zum Waldweg aber nur über eine steile Böschung möglich“, schildert Gansler bei einem Vor-Ort-Termin mit unserer Zeitung: „Für ältere Menschen nicht überwindbar.“ Viele Waldbesucher gingen deshalb wie früher den gefährlichen Weg über die Schienen.
Gansler fragt sich, warum man die Betonwand nicht weggelassen und den Zugang auf den Waldweg über eine schräge Rampe möglich gemacht hat. Die Stadt habe es aufgrund ihrer Kostenbeteiligung versäumt, „ein Mitspracherecht einzufordern, um die Interessen der Bürger umzusetzen“.
S-Bahn-Haltepunkt Hirschacker Schwetzingen: Fördermittel des Landes
Vor Kurzem sei er mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann, Frank Thomas Nürnberg vom Nabu Schwetzingen, den Grünen-Stadträtinnen Dr. Susanne Hierschbiel und Kathrin Vobis-Mink sowie Rudolf Hoffmann und Günter Tellermann von der Siedlergemeinschaft Hirschacker unterwegs gewesen, um sich Möglichkeiten für einen barrierefreien Übergang vom Bahnsteig zum Wald anzuschauen, erzählt Gansler.
Dabei habe man auch Bürgermeister Matthias Steffan und Bauamtsleiter Joachim Aurisch getroffen. Gemeinsam habe man mögliche Stellen für eine Passage in das Natur- und Landschaftsschutzgebiet begutachtet, berichtet er weiter. „Meiner Meinung nach hätte die Stadt parallel zu den Baumaßnahmen der Bahn Fördermittel vom Regierungspräsidium für die kommunale Verkehrsinfrastruktur beantragen müssen. Solche Fördermittel hat man für die Neuordnung des Verkehrs am Rondell ja auch beantragt und erhalten“, führt er aus.
S-Bahn-Haltepunkt Hirschacker Schwetzingen: Böschung mit Schotter auffüllen?
Kommunen könnten Projekte bis zum 30. September eines jeden Jahres bei dem für sie zuständigen Regierungspräsidium zur Programmaufnahme anmelden. Die Programmaufnahme ist noch nicht gleichbedeutend mit einer Förderung. Um diese zu erhalten, müssten die Vorhabenträger in einer zweiten Stufe einen formalen Antrag auf Förderung einreichen. Beim Bau der S-Bahn-Station sei nicht berücksichtigt worden, dass auch Personen, die mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) den Haltepunkt anfahren, einen Zugang zum Wald vorfinden. Das gelte selbstverständlich zugleich für Spaziergänger, die vom Haltepunkt wieder abfahren wollten.
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Gansler hat dafür ein Beispiel parat: In Jagstzell im Ostalbkreis war 2018 eine vorbetonierte zwölf Meter lange Fußgängerunterführung in den Bahndamm an der Bundesstraße 290 eingeschoben worden. Das sei „ein großer Wunsch der Bevölkerung“ gewesen, weiß er. Das Land hatte die Gemeinde mit einer Förderquote von 50 Prozent der Investitionskosten unterstützt.
Der Architekt, nach eigener Aussage ein begeisterter Waldspaziergänger, freut sich, dass zumindest eine Rampe für den Abgang zum parallel verlaufenden Weg geschaffen werden könnte. „Am Ende des Bahnsteigs könnte die Böschung mit Schotter aufgefüllt werden“, so sein Vorschlag. Aber auch eine Lösung in der Mitte des Bahnsteigs sei möglich, dort sei das Gefälle am niedrigsten und die Stelle durch die bereits vorhandenen Laternen beleuchtet.
S-Bahn-Haltepunkt Hirschacker Schwetzingen: Weitere Schritte vorgesehen
Die Stadt sei dabei, „mit allen Beteiligten in den nächsten Monaten die weiteren Schritte abzustimmen, wie und wo ein Übergang vom Gleis 2 des S-Bahn-Haltepunktes fußläufig in Richtung Tompkins-Kaserne umgesetzt werden kann“, teilt Pressesprecherin Andrea Baisch auf Nachfrage unserer Zeitung mit. In diesem Prozess greife man gerne Bürgerideen auf, die auch an das Bauamt eingereicht werden könnten.
Gansler hatte sich im Februar mit einem Schreiben an das Bahnhofsmanagement in Karlsruhe gewandt. „Die Stadt Schwetzingen wird im Rahmen der sich dort abzeichnenden Veränderung in den ehemaligen Kasernen das Themenfeld direkter Zugang vom Bahnsteig 2 zum Wald aufgreifen. Aktuell ist eine Umsetzung unter Berücksichtigung einer ganzheitlichen Verkehrssicherungspflicht leider noch nicht möglich“, hatte er von dort als Antwort erhalten.
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