Schwetzingen. „Hallo Oma, ich brauch Geld!“ – so heißt das kriminalpräventive Theaterstück, das bereits Tausende von älteren Zuschauern erreicht und Auftritte in vielen Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg gehabt hat. Jetzt waren die an neueste Betrugsmaschen angepassten Bühnenszenen auch in Schwetzingen zu sehen. Knapp 30 Senioren hatten sich auf Einladung des Generationenbüros für die Informationsveranstaltung zum Schutz vor falschen Enkeln und anderen Betrügern angemeldet.
Daniela Gellert vom Generationenbüro begrüßte die „Theater-Experten“ am „Tatort Telefon“. Werner Mast, als Polizist ein Urgestein der Kriminalprävention in Stuttgart und Paul Mejzlik, über vier Jahrzehnte als Kriminalhauptkommissar und Wirtschaftskriminalist im Polizeidienst, präsentierten mehrere Varianten von Betrugsanrufen. Am Telefon geben sich Kriminelle als nahe Verwandte oder andere vertrauenswürdige Personen aus, um Geld oder Wertsachen zu erbeuten. Dazu gehören nicht nur falsche Enkel oder Polizisten, sondern auch Schockanrufe falscher Ärzte.
"Enkeltrick" als Theater in Schwetzingen: Emotionaler Druck am Telefon
Werner Mast gab den 67-jährigen Schwetzinger Edgar Denzinger, Paul Mejzlik spielte den Anrufer. Der sogenannte „Enkeltrick“ ist eine besonders hinterhältige Form des Betrugs, der für Opfer oft existenzielle Folgen haben kann. Sie können dadurch hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um die Lebensersparnisse gebracht werden. Die Betrüger wenden raffinierte Tricks an, um den emotionalen Druck am Telefon hochzuhalten.
Wer einen betrügerischen Anruf erhält, sollte niemals eine Pin-Nummer oder sonstige Zugangsdaten für ein Konto nennen, sondern sofort auflegen. Wer angerufen wird, darf am Telefon bloß nicht über persönliche und finanzielle Verhältnisse sprechen und niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen übergeben. Immer misstrauisch bleiben. Auch Mitarbeiter der Bank kommen niemals auf die Idee, nach den Kontodaten zu fragen. Betroffene werden oft durch wiederholte Anrufe unter Druck gesetzt. Aber die Polizei kann niemals von der Nummer 110 zurückrufen. Und eine Kaution wird höchstens in einem Strafverfahren verlangt, aber nie bei einem Anruf.
Polizei klärt Senioren in Schwetzingen über Schockanrufe auf
Polizeihauptkommissarin Sabrina Wurzinger vom Revier Schwetzingen hatte wertvolle Tipps parat für die potenziellen Opfer von Kriminellen und einige Broschüren zum Mitnehmen dabei. „Bei einem Schockanruf wird die Situation ausgenutzt, dass man unvorbereitet ist“, beschrieb sie das Vorgehen der Betrüger. Die beiden Schauspieler zeigten unterhaltsam verschiedene Methoden, die solche Trickbetrüger anwenden. Die Fälle waren aus dem Leben gegriffen.
„Schlimmer geht immer“, meinte Mejzlik. Beispielsweise wenn das Telefon nachts klingelt. Die Zuschauer sollten an diesem Nachmittag lernen, mit solchen Drucksituationen umzugehen, richtig zu reagieren und sich vor allem niemals zur Herausgabe von Geld- oder Vermögenswerten überreden zu lassen. „Wenn wir alle zusammenhalten, gelingt es uns, den Tätern das Handwerk zu legen“, sagt Mejzlik.
Als Zugabe spielten die „Theater-Experten“ noch eine lustige historische Szene. Möglicherweise habe es mit dem 1876 von Alexander Graham Bell zum Patent angemeldeten Fernsprechapparat auch schon im deutschen Kaiserreich Betrügereien am Telefon gegeben. Da hatten die beiden Ex-Polizisten die Lacher auf ihrer Seite.
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