Schwetzingen. Steigt man zur Galerie der Volkshochschule in Schwetzingen hinauf, ziehen einen sofort kräftige Farben, präzise Linienführung und eine unverkennbare Bildkomposition in den Bann. In Kontrast dazu fällt die Luftigkeit von Aquarellfarben auf, von denen jedoch eine rätselhafte Schwere ausgeht. Die bemerkenswerte Ausstellung mit dem Titel „Leichtigkeit, Humor und Leid. Wie geht das zusammen“ vereint Werke der in Berlin geborenen Kanadierin Atmo Zakes und des aus Afghanistan geflüchteten Akbar Sharifi. Das Ergebnis ist eine visuell bestechende Schau, die im Kunstbetrieb Schwetzingens seinesgleichen sucht.
Wie es dazu kam, erzählte Gundula Sprenger, Leiterin der Volkshochschule, in ihren einleitenden Worten. Das Thema, um das es in der Ausstellung geht, ist Krieg und Frieden und wie es die beiden bei der Vernissage anwesenden Künstler in ihren Werken verarbeiten, sagte sie. Nachdem sie Vorschläge bekommen hatte zu Bildwelten aus Afghanistan, schlug die Dozentin für Englisch Annette Kurz die Künstlerin Atmo Zakes aus Kanada vor, ihre Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg zu zeigen.
Akbar Sharifi wurde ihr von Raquel Rempp empfohlen, die ebenfalls zur Ausstellungseröffnung gekommen ist. Die Schwetzingerin setzt sich schon seit Jahren für Menschen in Afghanistan ein und unterstützt sie. „Als ich dann Bilder von Akbar Sharifi gesehen habe, merkte ich sofort, dass er ein Meister seines Faches sei“, motivierte Sprenger die Auswahl, „das breite Spektrum seiner Malerei bestimmen einerseits Landschaften, andererseits politisch motivierte Darstellungen zum Thema Frauen, Armut, Hass und Verfolgung.“
Das anschließende Künstlergespräch warf ein erhellendes Licht auf Atmo Zakes’ und Akbar Sharifis Persönlichkeit sowie auf ihre Arbeiten und ihr künstlerisches Credo. Beachtenswert fand Gundula Sprenger, dass Atmo Zakes, die 1939 im kriegsgebeutelten Berlin geboren wurde, von weit her, aus Kanada, extra für die Ausstellungseröffnung mit ihrer Tochter Pascal nach Schwetzingen gereist ist. Bevor sich Zakes der Malerei widmete, hat sie viele Jahre als professionelle Fotografin gearbeitet, ist viel gereist und hat mehrere Sprachen gelernt.
Kunst in Schwetzingen: Sharifi hat in Kabul studiert
Akbar Sharifi, geboren 1987 in der Provinz Ghor in Afghanistan, hat in Kabul Kunst studiert und dort Grafik sowie Malerei unterrichtet. Vor zwei Jahren ist er nach Deutschland geflüchtet und lebt zurzeit in Öhringen, in der Nähe von Heilbronn.
Die zahlreich erschienenen Vernissagegäste erfuhren aus dem Gespräch mit Gundula Sprenger, wie die beiden zur Malerei gekommen sind und was sie mit ihr bewirken wollen. „Von der Fotografie bin ich ganz spontan zur Malerei gekommen“, berichtete Atmo Zakes, „doch habe ich nie so gemalt wie die Serie von Bildern, die an die ersten zehn Jahre meines Lebens im zerstörten Berlin erinnern.“ Dieser Serie gab sie den Titel „Freude ist immer möglich“. In ihrer Unbeschwertheit finden Kinder immer Wege zu spielen und fröhlich zu sein, meinte sie. Hinter jedem Bild steht eine berührende Geschichte, die der Betrachter gleich mit der Überschrift erzählt bekommt. Auf dem Bild mit dem Titel „In der Wanne, aber nicht zum Baden“ ist ein Mädchen zu sehen, das in der Badewanne eines zerbombten Hauses sitzt und großen Spaß daran hat, unentdeckt das rege Treiben um sich zu beobachten. In „Einen Drachen steigen lassen“ thematisiert Zakes die Freude eines Kindes, den selbstgebastelten Drachen in die Lüfte steigen zu lassen.
Diese wunderbare Bildserie, zu der auch „Kirschen stehlen“ oder „Brennholz für Kartoffelschalen“ gehören, ist geprägt von einer einzigartigen Mischung aus Realismus und naiv anmutender Malweise, was ihr eine märchenhafte, traumähnliche Aura verleiht. Der Betrachter begegnet darin seinen eigenen Kindheitserinnerungen. „Wer Freude hat und sich mit Schönem beschäftigt, wird nie Krieg führen“, ist Atmo Zakes fest überzeugt. Darin sieht sie auch ihren Beitrag als Künstlerin zum Frieden in der Welt.
Künstler in Schwetzingen: Vom Wunsch nach Austausch
Durch die Arbeiten von Akbar Sharifi ziehen sich wie ein roter Faden Kriegsgewalt und der Wunsch nach Überwindung. „Blutiges Kabul“, „Tote Blumen“, „Herat“ oder „Auf Arbeit warten“ thematisieren zwar die schwere politische Lage von Sharifis Heimatland, lassen aber dank des lichten Farbauftrags Raum für Hoffnung. „Meine Bilder“, sagte er abschließend, „sollen ein Ort der Begegnung sein, den Betrachter zu Kommunikation, zum Austausch anregen, das ist es, was ich mir von meiner Kunst wünsche.“ Genau diese Aufgabe erfüllte die Ausstellung: Bei Häppchen, prickelnden Getränken oder kanadischem Whisky setzte sich der Dialog zwischen Kuratoren, Künstler und den beeindruckten Besuchern fort.
Ausstellungsbesichtigung: Zu besichtigen ist die Werkschau bis Freitag, 13. September, zu den Öffnungszeiten der Volkshochschule gratis.
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