Programm

Schwetzingen als Host Town der Special Olympics: Inklusion im Superlativ

Die Idee besticht: In sogenannten Host Towns sollen Mannschaften, die an den Special Olympics in Berlin teilnehmen, sich in Deutschland akklimatisieren und so gleich noch den inklusiven Gedanken in die Regionen tragen. Mit dabei ist auch Schwetzingen.

Von 
Stefan Kern
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Sie helfen alle mit: Michael Zipf (v. l.), Dany Restle, Annegret Koppert (hinten), Andrea Michels, Dr. Susanne Hierschbiel, Wieslochs Bürgermeister Ludwig Sauer, Andreas Lin, Mathias Tröndle (vorn), Oliver Engert, Athi Sananikone, OB Dr. René Pöltl (mit der offiziellen Fackel), Tobias Metzger, Markus Liu-Wallenwein, Maximilian Menges (hinten), Jeremy Dietmann, Jens Rückert, Volker Kurz, Eleonore Fröhlich und Margit Rothe. © lenhardt

Schwetzingen. Es sind noch genau acht Tage bis in der kurfürstlichen Residenz das olympische Feuer entzündet wird. Und es scheint ein Ereignis zu sein, das nicht wenige Mitglieder der Stadtverwaltung inklusive Oberbürgermeister Dr. René Pöltl an die Zeit vor Geburtstage und Weihnachten in der Kindheit erinnert – weil noch so viel zu erledigen ist.

Bei der letzten Pressekonferenz zum Host-Town-Programm im Zuge der Special Olympics World Games in Berlin war die Vorfreude und das Gefühl, dass sich die Zeit davor ins Unendliche dehnt, jedenfalls beinah mit Händen zu greifen. Für den Oberbürgermeister wird es ein „Ereignis mit Gänsehaut-Garantie“, wie er sagt. Und Bürgermeister Ludwig Sauer aus der Host-Town-Partnerstadt Wiesloch erklärt, dass man „für das inklusive Sport- und Begegnungsfest brenne“ und mit dafür Sorge tragen wolle, dass das olympische Feuer weithin sichtbar auch in unserer Region lodere.

67 Sportler und Betreuer zu Gast in Schwetzingen

Am Montag, 12. Juni, kommt die Delegation aus Jamaika mit 67 Sportlerinnen, Sportlern, Trainern und Betreuern in Deutschland an. Erste Station, so der von der Stadt her verantwortliche Markus Liu-Wallenwein, wird die Jugendherberge in Heidelberg sein.Denn die kann so eine große Delegation barrierefrei beherbergen. Am Dienstag, 13. Juni, geht es dann nach Wiesloch, wo auf die Jamaikaner ein buntes und fröhliches Programm wartet.

Das Programm

  • Mittwoch, 14. Juni, von 14 bis 18 Uhr: Es gibt einen spannenden Sport- und Spielenachmittag für alle Menschen mit und ohne Handicap auf dem südlichen Schlossplatz. Das ist für die ganze Familie was dabei.
  • Die Angebote: Handball-Torwand, Fun Tower (Klettergerüst), Mühlenrad, Mitmachaktionen und Stände von MLP Academics Heidelberg, Rhein-Neckar-Löwen, SV Sandhausen Internationaler Faustball-Verband, Lebenshilfe und Comenius-Schule, Fußball-Torwand, Mini-Tischtennisplatten, Kids-Soccer-Training, Hüpfburg, mobiler Soccer-Court.
  • 15.30 bis 16 Uhr: Faustball-Präsentation; 16.30 bis 17 Uhr: Fußball-Trickschule mit Julian Hollands. 17 bis 18 Uhr: Unified-Handball- Training der HG Oftersheim/Schwetzingen. 17.30 bis 18 Uhr: Maskottchen-Rennen.
  • 18 bis 19 Uhr: Offizieller Fackellauf mit der olympischen Flamme der Städte Schwetzingen und Wiesloch; Laufstrecke: Bahnhofanlage – Carl-Theodor-Straße – Schlossgarten – nördlicher Schlossplatz.
  • 18 bis 19 Uhr: Warm-up mit Talkrunden auf der Bühne auf dem nördlichen Schlossplatz.
  • 19 bis 22 Uhr: Musikprogramm mit „Athi rocks“ und „Athis Hip Hop Lounge“. Weitere Vorführungen: Freestyle-Fußball, LED-Jonglage, Sport-Stacking-Show, Schuhplattler, Alpenglockenspiel.
  • Jugend-Lounge mit Chill-out-Zone, Obstbar und Workshops zum Sport-Stacking oder zum Zauberwürfel. ali

Vormittags, so sagt Andrea Michels, die Leiterin des Kultur- und Sportamtes, wird mit Schülern aus Wiesloch Sport gemacht und nachmittags findet im Gerbersruhpark ein Fest der Begegnung statt mit Picknick-Konzert am frühen Abend. Neben der Band „As far as low“ tritt auch die Wieslocher „Inklusiv-Schlagerband“ auf und wird für Stimmung sorgen – „garantiert“.

Am Mittwoch, 14. Juni, steigt das Inklusions-Feuerwerk dann in Schwetzingen. Nach einer kleinen Trainingseinheit in Heidelberg kommen die Jamaikaner am Mittag zu einem gemütlichen Grillfest in den Hof der Pankratius-Kirche. Ab 14 Uhr stehen die Zeichen auf dem südlichen Schlossplatz dann auf Grün für ein großes, gemeinsames sportliches Mitmachfest im Geiste des „Open Sporty Sunday“, das vom TV und der HG ja schon länger als inklusives und integratives Sportfest veranstaltet wird.

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Ganz wichtig, so der Programmverantwortliche Jens Rückert vom TV 1864: „Es ist für alle Menschen gedacht – mit und ohne Handicap.“ Je mehr Schwetzinger und Gäste aus der Region kommen, so Rückert, desto heller brenne das olympische Feuer im Zeichen der Inklusion. Sowohl für Wiesloch als auch Schwetzingen gilt die Prämisse: „Dabeisein ist alles!“ Ein kleiner Höhepunkt ist sicher der Fackellauf um 18 Uhr vom Bahnhof durch die Carl-Theodor-Straße bis zur Hirschgruppe im Schlossgarten. Das wird aller Voraussicht einer dieser Momente sein, die der Oberbürgermeister als Gänsehautmomente beschreibt. Und auch hier gelte, am besten kommen Tausende, die dem Fackellauf dann auch den passenden Rahmen geben.

Das ist ein Teil der Mannschaft aus Jamaika, die an den Special Olympics World Games in Berlin teilnimmt und vorher in Schwetzingen begrüßt wird. Hier sind die Leichtathleten zu sehen. © SO Jamaica

Nach der Ankunft des olympischen Feuers auf der Bühne auf dem nördlichen Schlossplatz wird die Stadt dann bis 22 Uhr ihr Kleid von kurfürstlich in karibisch ändern. Ein buntes Programm bis 22 Uhr, das vor allem die Formation „Athi rocks“ auf karibisch drehen will.

Region rund um Schwetzingen hat das noch nicht gesehen

Es werde, davon ist der Präsident der Special Olympics Baden-Württemberg, Mathias Tröndle, überzeugt, ein inklusives Fest, wie es die Region noch nicht gesehen habe. Für ihn sind diese Tage ein wichtiger Schritt in Richtung „anständige Gesellschaft, in der die gleichberechtigte Teilnahme aller an allem selbstverständlich gewährleistet ist“. Auch Liu-Wallenwein und Rückert brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass das Fest Folgen hat. Noch gebe es in Sachen Inklusion ziemlich viel Luft nach oben. Hier aber würde nun so viel Fahrt aufgenommen, dass frei nach dem Energieerhaltungssatz, die Kraft nach dem Host-Town-Moment weiterwirken könne.

Pöltl und Sauer ließen daran keinen Zweifel. Sie wollen den Host-Town-Moment nutzen, um die Inklusion in ihren Städten weiter voranzutreiben. Dazu gehört, dass beide Städte gerade dabei sind, neu geschaffene Stellen eines Inklusionsbeauftragten zu besetzen. Sie sollen die Belange und Bedürfnisse von Menschen mit Handicap im Verwaltungsablauf von der Stadtplanung bis zur Veranstaltungsorganisation stärker verankern und so die inklusive Gesellschaft Schritt für Schritt Wirklichkeit werden lassen.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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