Schwetzingen. Eine der wichtigsten Kriterien für eine funktionierende Einkaufsstadt ist der Branchenmix. Wenn die Kundinnen und Kunden keine Auswahl mehr haben in Sachen Mode, dann fahren sie woanders hin. Und wenn es zu viele Anbieter aus einer Branche gibt, dann ist das genauso schädlich. Das scheint jetzt gerade im Bereich Optiker einzutreten. Denn zu den bestehenden sechs Fachgeschäften kommt jetzt noch ein weiteres hinzu. Dort wo bisher Damenwäsche und Dessous von der Firma Hunkemöller verkauft wurde, will eine weitere Kette einziehen: Die in den Niederlanden gegründete Gruppe „Eyes + More“ eröffnet eine Filiale. Da stellt sich schon die Frage, ob die Schwetzinger besonders schlecht sehen, zumal es ja in den umliegenden Gemeinden auch Optikerfachgeschäfte gibt.
Für „Eyes + More“ ist die Sache klar. Unternehmenssprecherin Simone Swinkels kündigt auf Anfrage dieser Zeitung die Eröffnung der neuen Filiale in der Mannheimer Straße 21 für Donnerstag, 16. Oktober, an. „Vor Ort wird ein qualifiziertes Team aus einem geprüften Augenoptikermeister und erfahrenen Beratungsprofis für unsere Kunden da sein. Insgesamt starten wir mit einem festen Team von fünf Mitarbeitern, um von Anfang an eine persönliche Beratung und ein herausragendes Einkaufserlebnis sicherzustellen“, schreibt sie uns.
Wir fragen nach, ob sich „Eyes + More“ darüber Gedanken gemacht hat, dass es im Umkreis von 200 Metern bereits fünf Optiker gibt. „Schwetzingen ist eine lebendige Stadt mit hoher Kaufkraft und einer starken Nachfrage nach Brillen. Der Markt wächst: Bereits heute tragen zwei von drei Menschen in Deutschland eine Brille, und bis 2028 werden voraussichtlich 1,4 Millionen weitere Brillenträger hinzukommen“, schreibt Swinkels: „Wir wollen den Einwohnern etwas bieten, das sie so noch nicht kennen: transparente Preise ohne versteckte Kosten und monatlich wechselnde, modische Kollektionen. Damit ergänzen wir das bestehende Angebot und schaffen einen echten Mehrwert für die Stadt“, ist die Pressesprecherin überzeugt.
Damit sitzen sich mit Fielmann und „Eyes + More“ zwei Optikergroßkonzerne quasi gegenüber. In der gleichen Straße ist die Familie Filipp mit der Einkaufsgemeinschaft Pro Optik vertreten. Und die Familienbetriebe Schreiber und Lenk in der gleichen Fußgängerzone, sowie „Die Optikerin“ in der Carl-Theodor-Straße und Optik Zahn auf den Kleinen Planken.
Das kann sicherlich nicht das Ansinnen der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings sein, zumal ja immer die Gefahr besteht, dass Ketten mit aggressiven Preisen vor Ort die Familienbetriebe verdrängen, die auf langjährige Kundenbeziehungen und vertrauensvolle Beratung setzen, aber alleine schon durch ihre kleineren Mengen im Einkauf Nachteile gegenüber den Ketten haben.
Die Einflussmöglichkeiten von städtischen Stellen sind in Zeiten der Gewerbefreiheit natürlich sehr beschränkt. Am ehesten könnten noch die Vermieter Einfluss auf die Vergabe der Räumlichkeiten nehmen. In diesem Fall scheint aber auch das leider nicht möglich gewesen zu sein. Denn die Firma Hunkemöller hatte einen länger laufenden Mietvertrag, allerdings mit der Ausstiegsklausel, früher raus zu dürfen, wenn sie einen solventen Nachmieter bringt. „Eyes + More“ bestätigt dieser Zeitung: „Wir haben Vereinbarungen mit Hunkemöller getroffen und mieten das Geschäft von ihnen an.“ So bleibt alles in holländischer Hand, denn beide Unternehmen haben in den Niederlanden ihre Wurzeln.
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