Verkehrsplanung

Schwetzingen-Heidelberg: Der Radschnellweg, der zu lange dauert

Es ist ein Verkehrsprojekt, das Geduld erfordert. Das wurde bei einer digitalen Bürgerinformationsveranstaltung deutlich. Knapp 150 Zuhörende verfolgten dabei die Planungen zum Fahrradschnellweg.

Von 
Stefan Kern
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Die Zeichen für den Ausbau von Rad- und Fußwegen stehen auf Grün - doch zwischen Heidelberg und Schwetzingen dauert es dennoch noch länger. © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Schwetzingen/Heidelberg. Das Projekt Fahrradschnellweg von Heidelberg über Eppelheim und Plankstadt nach Schwetzingen ist seit ein paar Jahren in der Mache. Und genau das war für nicht wenige der knapp 150 zugeschalteten Bürger bei der Online-Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung der Kritikpunkt. Gerade angesichts der Dringlichkeit einer Mobilitätswende sei es schwierig hinzunehmen, dass die Radschnellwege bisher nur auf Papier existieren. Und das wird auch noch eine Weile so bleiben.

Aktuell, so Samuel Möhler, Projektleiter Straßenbau beim Regierungspräsidium Karlsruhe, befände man sich mitten in den Vorplanungen, 2025 folge das Planaufstellungsverfahren und 2027 könne mit dem Bau begonnen werden. „Ein enttäuschender Zeitplan“, so einer der Teilnehmer. Müssten die CO2-Emissionen im Verkehrssektor doch jetzt sinken und nicht Ende des Jahrzehnts. Zugleich ließ er und alle anderen, die sich äußerten, keinen Zweifel daran, dass sie das Projekt konstruktiv begleiten würden. Dafür, so der Tenor der Kommentare, sei das Vorhaben einfach zu wichtig.

Auch Möhler zweifelte nicht an der Bedeutung von Radschnellwegen. Immerhin wolle das Land bis 2030 20 Radschnellwege verwirklicht sehen, um den Pkw-Verkehrsdruck im Ländle zu lindern. Laut Möhler sind in Baden-Württemberg derzeit über 6,8 Millionen Fahrzeuge gemeldet. 2012 waren es noch 5,9 Millionen. In zehn Jahren ein Plus von über 900 000 Pkw. Und die Tendenz ist laut dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg weiter steigend und zwar schneller, als es die Bevölkerungsentwicklung erwarten ließe. „Schlecht fürs Klima und die Gesundheit.“

Drei Varianten des Radschnellwegs Schwetzingen-Heidelberg vorgestellt

Um diese Tendenz zu brechen, sollen nun diese Radschnellwege gebaut werden. Die Planer rechnen mit immerhin 2900 Radfahren pro Tag. Wichtig sei, so Möhler, dass diese Wege gut ausgebaut seien, sicheres Befahren erlauben und in möglichst direkter Linie zum Ziel führen. Ein Radschnellweg soll vier Meter breit sein, je Richtung zwei Meter, sodass zwei Radfahrer problemlos nebeneinander fahren können. Zu Fußwegen braucht es einen ein Meter breiten Grünstreifen. Ähnliches gilt, wenn der Weg straßenbegleitend verläuft. Wichtig sei auch noch, dass sie möglichst kreuzungsfrei konzipiert werden. Kein Zweifel ließ der Planer an den Konflikten, die damit auftauchen werden. Mehr Platz fürs Fahrrad bedeute automatisch weniger Platz für andere Verkehrsträger, die Landwirtschaft und die Natur. Doch er hoffte, dass diese möglichst gemeinsam mit Bürgern geklärt werde könne.

Nach dieser kurzen Konzepteinführung für Radschnellwege erläuterte Catrin Nähr vom Amt für Stadtentwicklung und Klimaschutz in Schwetzingen die derzeit drei aussichtsreichsten Streckenvarianten. Die erste Möglichkeit führt von Heidelberg nach Schwetzingen durch Eppelheim und Plankstadt, Variante zwei führt entlang der Maulbeerallee in ziemlich direkter Linie von Schwetzingen nach Heidelberg und die dritte Idee direkt in Richtung Konversionsgebietes Patrick-Henry-Village.

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Aktuell, so Nähr, gelte die Variante zwei als die aussichtsreichste Version. Trotzdem würden alle drei Möglichkeiten gemeinsam mit den Bürgern nun unter die Lupe genommen, um eine endgültige zu bestimmen.

Als Erklärung für den doch zeitraubenden Planungsaufwand gilt auch die Umweltverträglichkeitsprüfung. Es müsse, so die Landschaftsplanerin Kathrin Kübler von „Plan A“, verhindert werden, dass Klimaschutz auf Kosten des Arten- und Landschaftsschutzes gehe. Es dürfe nicht unterschätzt werden, so Möhler und Ronny Dahl, Projektleiter von „BIT-Ingenieure“, dass es sich beim Radschnellweg um einen erheblichen Eingriff in die Natur handle.

Auch Beate Stilz, beim Regierungspräsidium verantwortlich für die Bürgerbeteiligung, wies auf den doch beachtlichen Aufwand hin. Dazu gehöre auch die nun beginnende Beteiligung der Bürger. Ab 1. März sei eine digitale Beteiligungskarte freigeschaltet. Dabei könnten Bürger sehr detailliert zu den einzelnen Varianten und ihrer genauen Streckenführung Stellung beziehen. Ja, das koste Zeit, aber es lohne sich auch. Stilz ist sich sicher, dass dieses Vorgehen, das Zeit in Anspruch nimmt, Legitimation mit sich bringe und am Ende den nachhaltigen Erfolg des Projekts sichert.

Radschnellweg Schwetzingen-Heidelberg: Bedeutsam für Pendler

„Mit einem Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen wird eine wichtige Verkehrsachse für Pendler ausgebaut“, betont Dr. Dagmar Bross-Geis, Verkehrsexpertin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar. Für die Unternehmen sei entscheidend, dass der Schnellweg gut an die Gewerbegebiete angebunden werde. Die IHK Rhein-Neckar bringt die Interessen der Betriebe bei den Planungen zu einem Radschnellweg zwischen Heidelberg und Schwetzingen ein, der unter anderem die geplanten Radschnellverbindungen Mannheim – Heidelberg, Mannheim – Schwetzingen – Wiesloch/Walldorf und Heidelberg – Wiesloch/Walldorf zu einem Netz ergänzen soll. „Eine schnelle und sichere Radverbindung für Pendler ist auch deswegen so bedeutend, weil es derzeit keine direkte Schienen- oder Straßenbahnverbindung zwischen Schwetzingen und Heidelberg als Alternative zum Pkw gibt“, so Bross-Geis.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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