Schwetzingen. Die erste Amtszeit ist fast vorbei. Sind Sie immer noch gerne Bürgermeister in Schwetzingen?
Matthias Steffan: Ja klar, deshalb habe ich mich auch für eine zweite Amtszeit von acht Jahren auf den Beigeordnetenposten beworben. Von Beginn an ist der Einstieg ist das damalige neue Amt gut gelaufen. Mir macht es weiterhin viel Spaß. Gemeinsam in einer guten Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und in der Verwaltung, konnten OB Pöltl und ich einiges in den zurückliegenden Jahren bewegen. Wenn ich außerhalb und auf Reisen gefragt werde, wo ich herkomme, sage ich automatisch „aus Schwetzingen“ – weil die Stadt für mich und meine Frau zum Lebensmittelpunkt geworden ist.
Vorher waren Sie ja der persönliche Referent des damaligen Beigeordneten und heutigen Mannheimer Oberbürgermeisters Christian Specht. Was hat Sie dort geprägt und wie hat sich in Schwetzingen Ihre Tätigkeit verändert?
Steffan: Als persönlicher Referent ist man tätig, um die Themen für den politischen Diskurs seines Bürgermeister aufzubereiten. Verkaufen muss es dann aber der Chef. Als Bürgermeister in Schwetzingen fallen beide Aufgaben zusammen, die Erarbeitung der Themen zusammen mit den zuständigen Ämtern und das Vertreten gegenüber dem Gemeinderat, den Bürgern und am Ende auch für die Umsetzung verantwortlich zu sein. Das ist schon eine andere Herausforderung. Mannheim war für mich dennoch sehr prägend und ich konnte viele Erfahrungen sammeln, gerade auch beim Neubau der dortigen Hauptfeuerwache. Das hat mir beim Neubau der Schimper-Gemeinschaftsschule sehr geholfen.
Matthias Steffan (l.) mit Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl nach seinem Amtsantritt vor acht Jahren.
Das war ja wohl Ihr erstes großer Schwetzinger Projekt und ist sehr gut gelaufen. Was würden Sie noch auf Ihrer Habenseite verbuchen?
Steffan: Bei unserem ersten Interview nach 100 Tagen haben wir auch die Themen Friedhof und Bauamt als wichtige Spannungsfelder ausgemacht, die kritisiert wurden. Heute kann ich sagen, dass wir beide Themen gelöst haben. Zu Beginn meiner Amtszeit war ich ebenso für das Baurecht im Bauamt zuständig, die Stadtplanung lag im Ressort von OB Pöltl. Historisch gewachsen und mit Blick auf die handelnden Personen bedeutete dies, bei verschiedenen Ansichten stets beide Seiten an einen Tisch zu holen. Nachdem die Personen an der Spitze der Ämter gewechselt hatten, konnten Baurecht, Stadtplanung und Klimaschutz in meinem Dezernat zusammengelegt werden, auch die Wirtschaftsförderung kam noch mit ins Boot, so dass wir alle wichtigen Themen beim Planen, Bauen, bei Ansiedlungen, Erweiterungen und Klimaschutz aus einer Hand betreuen können. Das ist ein Riesenfortschritt, mit dem wir schon vieles bewegen konnten. Nur als Beispiel, zwei Betriebe, die sonst abgewandert wären, konnten zeitnah in Schwetzingen bauen und somit die Arbeitsplätze bei uns gehalten werden. Auch beim Friedhof haben wir wirklich große Fortschritte gemacht. Als kürzlich die Gartenakademie Baden-Württemberg mit etwa 80 Experten aus Friedhofsverwaltungen aus Süddeutschland vor Ort zu Gast war, haben wir rundum ein positives Feedback bekommen.
Gibt’s auch Projekte, bei denen Sie schon weiter sein möchten?
Steffan: Natürlich. Zum Beispiel bei der Hofapotheke. Die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz sind schwierig, dabei brauchen wir die Räumlichkeiten unbedingt für unsere Mitarbeiter. Das geht mir persönlich zu langsam, aber wir bleiben dran.
Und das ewige Projekt Bahnausbesserungsprojekt?
Steffan: Das ist ein schwieriges Thema. Allein in den Erhalt der Hallen müssten 13 Millionen Euro fließen, da findet sich heute nur schwer ein Investor. Es gibt immer wieder Anfragen, aber derzeit eben nichts Konkretes. Aber insgesamt sind wir in diesem Bereich mit den beiden umgesiedelten Betrieben und mit der Kanalsanierung in der Werkstraße schon ein deutliches Stück weitergekommen – und natürlich auch bei Decathlon, damit eine Vergrößerung des Stores möglich wird.
Der Klimaschutz gehört ja auch in ihr Ressort. Wie geht es da weiter?
Steffan: Wir haben da schon viele erfolgreiche Schritte zurückgelegt, so dass wir 2024 eine Bestandsaufnahme und weitere Umsetzungen planen. Gut finde ich, dass wir beim Radverkehr vorangekommen sind: Der Umbau des Rondells – der viele Jahre ampelfrei gefordert wurde – und die Fahrradstraßen und Vorrangmarkierung möchte ich hier nennen. In Schwetzingen kann man heute noch sicherer und direkter mit dem Fahrrad überall hinkommen. Zudem haben wir mit unserem Klimaschutzförderprogramm unsere Bürger beim Photovoltaikausbau unterstützt und auch 1000 neue Bäume im Stadtgebiet, nicht zu vergessen, gepflanzt und pflanzen weiter.
Zunehmend macht aber auch hier der Haushalt sorgen. Woran liegt das?
Steffan: Wir spüren die zunehmenden Aufgaben, die Bund und Land an uns weiterreichen. Denken Sie nur an die Wärmeplanung. Dazu braucht es Mitarbeiter und weitere Personalbudgets. Gerade die allerorts steigenden Kosten sind auch für uns Kommunen eine große Herausforderung. Wobei ich sagen muss, dass wir gut durch die bisherigen Krisen gekommen sind und auch die Einnahmen auf einem guten Niveau halten konnten. Zudem haben wir Rücklagen, so dass unser Haushalt immer noch solide aufgestellt ist.
Welches Projekt beschäftigt Sie derzeit am stärksten?
Steffan: Wir wollen im ersten Halbjahr 2024 die Entwicklung der Tompkins Kaserne an der Friedrichsfelder Landstraße voranbringen, so dass wir eine Nutzung mit dem THW, eine sechs Hektar große Photovoltaikfläche, die Unterbringung von Geflüchteten, aber auch ein neues 17 Hektar großes Gewerbegebiet planen. Letzteres mit idealer Anbindung an das bestehende Verkehrsnetz mitten in der Metropolregion Rhein-Neckar. Ich bin davon überzeugt, dass diese neue Entwicklung, eine hohe Attraktivität besitzt.
Könnte dort gegenüber eine Geothermieanlage gebaut werden?
Steffan: Dies wissen wir nicht. Als Mensch bin ich grundsätzlich technologieoffen und bei allen Diskussionen ist es mir wichtig, dass man die Menschen von Anfang an mit nimmt und die Ängste und Sorgen ernst genommen werden.
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Wie klappt eigentlich die Zusammenarbeit an der Rathausspitze zwischen Pöltl und Steffan?
Steffan: Sehr, sehr gut. Ich schätze an René Pöltl, dass ich stets auch mit meinen Ideen bei ihm auf ein offenes Ohr stoße und wir uns somit über alles austauschen können. Im Ergebnis führt dies dazu, dass wir als Verwaltungsspitze die Themen gemeinsam angehen. Gerade, weil wir so gut zusammenarbeiten, habe ich mich für eine weitere Amtszeit beworben.
Sie wissen doch sicherlich schon, ob der OB bei der Wahl 2024 nochmals antritt, oder?
Steffan: Das beschäftigt sehr viele Menschen in der Stadt, es sprechen mich viele Bürger darauf an. Aber René Pöltl hat angekündigt, das am 5. Januar beim Neujahrsempfang zu erklären und das sollte man akzeptieren.
Kandidieren Sie, wenn er aufhört?
Steffan: Diese Frage stellt sich derzeit nicht, ich habe mich als Bürgermeister beworben.
Es gab doch bestimmt auch schon Abwerbeversuche für einen OB-Posten im Land, Warum haben Sie bisher widerstanden?
Steffan: Das gab es, aber ich habe aus Überzeugung abgelehnt, weil mir unsere Stadt und die Menschen sehr am Herzen liegen. Ebenso die gute Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat hat mich darin bestärkt.
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