Interview

Schwetzinger Bürgermeisterin im Interview: So war ihr erstes Halbjahr

Schwetzingens Erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter zieht eine arbeitsreiche Bilanz. Seit März ist sie im Amt und blickt auf viele tolle und herzergreifende Begegnungen zurück.

Von 
Dirk Jansch
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Erste Bürgermeister Lisa Schlüter ist seit 3. März 2025 im Amt. © Dirk Jansch

Schwetzingen. Seit Anfang März eilt Lisa Schlüter in ihrer Funktion als Schwetzingens Erste Bürgermeisterin von einem Termin zum nächsten und musste unser Interview anlässlich ihrer Bilanz nach 100 Tagen im Amt mehrfach verschieben. Kurz vor den Sommerferien hat sie nun doch Zeit gefunden, unsere Frage zu beantworten.

Frau Schlüter, herzlichen Glückwunsch, die ersten 100 Tage im Amt als Schwetzingens Erste Bürgermeisterin haben sie schon hinter sich. Hat das Lust auf mehr gemacht?

Lisa Schlüter: Vielen Dank, für die Glückwünsche. Ja, auf jeden Fall, die ersten mittlerweile mehr als 100 Tage haben definitiv Lust auf mehr gemacht. Ich habe sehr viel Freude an meiner neuen Tätigkeit und ich habe viel gelernt in den letzten Monaten. Es gab bisher wirklich viele schöne Begegnungen in diesem Rahmen; ich sehe aber auch die Herausforderungen, die das Amt mit sich bringt.

Nach der Amokfahrt in Mannheim, wo ein Mann mit dem Auto in den Fasnachtsmarkt hineingefahren ist, war für Sie in Schwetzingen gleich mal Krisenmodus angesagt. Das war nicht gerade ein leichter Start. . .

Schlüter: Nein, das war wirklich kein leichter Start; mein erster Arbeitstag am 3. März 2025 war von diesem schrecklichen Ereignis mit zwei Toten und vielen Verletzten geprägt und mündete schweren Herzens in der Absage unseres Faschingsumzuges. Da ging es gleich richtig zur Sache im Dienst, aber zum Glück blieben wir seither von solchen Situationen verschont. Allerdings beschäftigen uns die Auswirkungen solcher Ereignisse in Form von erhöhten Sicherheitsanforderungen an unsere Feste und Veranstaltungen nun regelmäßig.

Was waren Ihre persönlichen Highlights seit Rosenmontag?

Schlüter: Da gab es wirklich Vieles in den letzten Monaten und es fällt mir schwer mich zu entscheiden, was ich Ihnen da jetzt nennen soll: Zunächst hat es mich sehr gefreut, wie herzlich ich von der Schwetzinger Stadtverwaltung insgesamt aufgenommen worden bin, ebenso von den Bürgermeistern in unserem Sprengel. Sehr gut gefallen haben mir sämtliche Veranstaltungen rund um das Thema Spargel, angefangen beim Spargellauf, über den Spargelanstich – ich habe zum ersten Mal in meinem Leben einen Spargel gestochen, das wollte ich schon immer mal machen – bis hin zum Spargelsamstag mit dem Spargelweitwurf, dem Spargelwettschälen und dem ersten Kennenlernen unserer Partnerstädte. Ein persönliches Highlight ist für mich immer etwas, was mit Musik zu tun hat, wie zum Beispiel die musikalische Zeitreise zum 150-jährigen Bestehen der Stadtkapelle oder die Fête de la Musique mit dem Konzert der US-Army-Band und -Chor im Lutherhaus. Anlässlich des Schüleraustausches zwischen dem Hebel-Gymnasium und dem Türr-Gymnasium aus unserer Partnerstadt Pápa in Ungarn erklangen aus dem Rathaus spontan wunderschöne Chorgesänge. Und natürlich auch das Parkfest der Musikschule; das möchte ich unbedingt erwähnen. Genauso wie die SWR-Festspiele mit wunderbaren Konzerten. In diesem Rahmen gab es einige Einträge in das goldene Buch der Stadt. Da gab es ein paar prominente Begegnungen.

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Gab es weitere Highlights?

Schlüter: Sehr beeindruckt haben mich der Besuch des „Open Sporty Sunday“ und emotional wurde es für mich beim Runden Tisch Inklusives Schwetzingen im Rahmen eines Austausches mit Eltern von Schülern der Comenius-Schule. Beim Schwetzinger Unternehmerfrühstück konnte ich die Fülle und Vielfalt unserer Schwetzinger Unternehmerinnen und Unternehmer kennenlernen und Kontakte knüpfen. Sehr gefreut habe ich mich auch über die Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes in unserem städtischen Stadion. Vereinsleben, Bewegung und Begegnungen finde ich sehr wichtig, da geht es nicht nur um einen neuen Platz. Toll fand ich auch die Criminale dieses Jahr in Schwetzingen. Mir hat der direkte Austausch mit den Autoren sehr gefallen. Das war wirklich mal etwas anderes. Eine wirklich tolle und beeindruckende Begegnung hatte ich zuletzt bei der Spendenübergabe in der Kleiderstube. Das ehrenamtliche Engagement ist hier insgesamt wirklich sehr groß und ich möchte hier den Einsatz von Herrn Parvis Hoseini unbedingt nennen. Herr Hoseini ist selbst in der Erstaufnahmestelle in der Tompkins-Kaserne untergebracht und kommt dreimal in der Woche in die Kleiderstube, um dort zu helfen und manchmal auch zu übersetzen. Das verdient aus meiner Sicht große Anerkennung. Und schließlich möchte ich noch den ersten Tag der offenen Tür seit 26 Jahren bei der Feuerwehr in Schwetzingen nennen.

Sie leiten das Dezernat II, dazu gehört das Bauamt, das Amt für Stadtentwicklung und das Amt für Familien, Senioren, Kultur und Sport - ein riesiges Themenspektrum. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Schlüter: Das ist aus meiner Sicht eine tolle und gelungene Kombination dieser Ämter. Es gibt einige Projekte, die gemeinsam durch diese Ämter gestemmt werden müssen und Schnittstellen haben, wie zum Beispiel der Anbau an die Zeyher-Grundschule und auch einige Sanierungsmaßnahmen in den Schulen, Kindergärten oder sonstigen städtischen Gebäuden. Ich halte es für einen organisatorischen Vorteil, wenn beide Ämter in einem Dezernat verortet sind und ich habe dadurch einen noch besseren Überblick über die anstehenden Themen. Ich habe den Eindruck, das fördert auch den direkten Ausrausch unter den Ämtern. Zum Glück bin ich ja in den ganzen Themen auch nicht alleine unterwegs, sondern habe ein tolles Team in der Verwaltung, das mich kompetent und zuverlässig unterstützt.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen?

Schlüter: Wir haben regelmäßige wöchentliche Rücksprachetermine miteinander, die ich für alle Seiten sehr wichtig finde, damit wir uns abstimmen und neue Entwicklungen oder Herausforderungen besprechen können und zusätzlich auch separate Termine zu speziellen Themen. Wenn es mal brennt, habe ich aber auch so immer ein offenes Ohr. Aus meiner Sicht ist das alles eine Frage der guten Organisation und des Miteinanders als Team.

Und wie klappt die Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Matthias Steffan? Sie sind oft gemeinsam unterwegs.

Schlüter: Ich empfinde die Zusammenarbeit als sehr gut und der Oberbürgermeister und ich sind ein gutes Team. Ich denke, da sind wir uns einig. Zu Beginn meiner Amtszeit waren Matthias Steffan und ich öfters gemeinsam anzutreffen; ich bin Matthias Steffan sehr dankbar, dass er mich vielen Menschen vorgestellt hat und ich somit schneller wichtige Kontakte knüpfen konnte. Wir gehen auch mal gemeinsam zum Mittagessen und können uns in diesem Rahmen über Schwetzinger Themen austauschen. Ansonsten müssen wir aber schon auch schauen, dass wir die vielen Termine untereinander aufteilen. Zuletzt gab es gerade an den Wochenenden viele Veranstaltungen, die parallel stattgefunden haben. Manchmal konnten wir das auch zu zweit nicht schaffen und haben dann aber zum Glück noch die Stellvertreterinnen und Stellvertreter aus dem Gemeinderat.

Schwetzinges Erste Bürgermeisterin



Lisa Schlüter ist 39 Jahre alt und wurde in Düsseldorf geboren .

Als Erste Bürgermeisterin von Schwetzingen leitet sie seit 3. März 2025 das Dezernat II - Familien, Kultur und Bauwesen.

Davor war sie als Abteilungsleiterin bei der Bauverwaltung Mannheim tätig.

Schon von 2019 bis 2021 war sie bei der Stadt Schwetzingen als Sachgebietsleiterin der Bauverwaltung für Umwelt- und Verkehrsangelegenheiten im Stadtbauamt und teilweise stellvertretende Amtsleiterin tätig.

Schlüter studierte Jura in Tübingen und absolvierte dort ihr Erstes und Zweites Staatsexamen.

Am Landgericht Hechingen absolvierte sie den juristischen Vorbereitungsdienst.

Bevor es sie wegen der Liebe nach Schwetzingen zog, war sie bei der Kassenärztlichen Vereinigung zuerst in Stuttgart und dann in Karlsruhe beschäftigt.

Lisa Schlüter lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Hirschacker . dir

Was sind Ihre Herzensthemen und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Schlüter: Wir müssen uns vermehrt um unsere städtischen Gebäude kümmern; hier sehe ich einen dringenden Sanierungsbedarf und wir müssen hier etwas tun, auch um Folgeschäden zu vermeiden. Das ist bei der angespannten Haushaltslage keine einfache Situation und eine Herausforderung. Mit einem Prioritätenplan haben wir wichtige Maßnahmen für die kommenden Jahre eingetaktet. Diese Maßnahmen bieten teilweise auch den Rahmen um energetische Optimierungsmaßnahmen im Sinne des Klimaschutzes und einhergehend mit Energieeinsparungen vorzunehmen. Eines meiner Herzensthemen ist außerdem der Anbau an die Zeyher-Grundschule. Nachdem wir den Förderbescheid erhalten haben, beschäftigen wir uns aktuell mit der Konzeption des Projektes und den Unterlagen für die Ausschreibung. Die Vorbereitungsmaßnahmen laufen auf Hochtouren. Wir haben hier einen straffen Zeitplan für die Umsetzung, der unbedingt eingehalten werden muss. Darauf folgt eine Sanierung des Bestandsgebäudes der Schule. Ich möchte auch unbedingt, dass endlich die Hofapotheke als Verwaltungsgebäude nutzbar wird. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Sanierung des städtischen Stadions. Nachdem wir nun den Kunstrasenplatz erneuert haben, möchte ich mit dem Stadion weitermachen und es in einen wettkampftauglichen Zustand versetzten. Das Stadion ist in der aktuellen Form leider fast nicht mehr nutzbar; die Vereine müssen auf umliegende Sportstätten ausweichen und Schulsport kann aufgrund des Zustandes ebenfalls nicht stattfinden. Das möchte ich gerne ändern. Um bei dem Thema Sportstätten zu bleiben, möchte ich natürlich auch das Lehrschwimmbecken in der Nordstadt nennen. Das ist, ehrlich gesagt, mein Sorgenkind. Es ist mit seinen 50 Jahren eigentlich reif für den Ruhestand und beschäftigt uns mit seinen hohen Ausfallzeiten im städtischen Bauamt regelmäßig. Das ist für die Nutzer ein sehr unbefriedigender Zustand; dessen sind wir uns in der Verwaltung sehr bewusst. Gerade haben wir die Steuerung mit der Hydraulikeinheit des Hubbodens für einen hohen Betrag erneuert und ich bin für jeden Tag dankbar, an dem das Bad funktioniert und genutzt werden kann, um Kindern das Schwimmen beizubringen. Hier brauchen wir eine gute Lösung in finanziell herausfordernden Zeiten. Das wird nicht leicht. Und wenn ich noch ein Herzensthema nennen darf, dann möchte ich mich noch verstärkt um das Thema der Inklusion in Schwetzingen kümmern. Der Besuch des Runden Tisches des inklusiven Schwetzingens hat bei mir wirklich Spuren hinterlassen, wie Sie sehen. Die Einbindung und Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft sollten doch irgendwie machbar sein.

Sie steigen beim Stadtradeln selbst drei Wochen lang aufs Rad. Ist das auch ihr Selbstverständnis als Bürgermeisterin: Vorbild für die Bürger zu sein?

Schlüter: Ich weiß nicht, ob ich unbedingt ein Vorbild bin oder sein möchte, das ist eine sehr große Verantwortung. Grundsätzlich möchte ich meine Meinung oder Haltung anderen ungerne aufzwingen. Gleichwohl ist mir sehr bewusst, dass mein Auftreten zum Vorbild genommen werden kann, weshalb ich mich immer darum bemühe, dass dieses vorbildlich ist. Jeder hat immer seine eigene individuelle Situation mit den eigenen Herausforderungen, mit denen er für sich selbst umgehen muss. Ich würde mich in Bezug auf das Stadtradeln einfach freuen, wenn mehr Menschen das Rad als alternatives Fortbewegungsmittel auch für sich entdecken und in Erwägung ziehen würden. Ich hoffe, ich konnte mit der Aktion beim Stadtradeln für das Thema Radfahren insgesamt sensibilisieren und einen Impuls dafür geben, darüber nachzudenken, dem Rad den Vorzug vor dem Auto einzuräumen, wenn alltägliche Wege absolviert werden.

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Sie haben sich vorgenommen, Schwetzingen zukunftsfähig zu machen. Was braucht es dafür und wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen?

Schlüter: Mir geht es im Moment in erster Linie darum, unsere Werte zu erhalten, damit meine ich unsere städtischen Gebäude und ganz besonders unsere Schulen und Kindergärten. Dafür haben wir - wie bereits erwähnt - einen Prioritätenfahrplan im Stadtbauamt entwickelt. Das war ein wichtiger Schritt. Es gibt in Schwetzingen auch noch einige Flächen, die ein städtebauliches Entwicklungspotenzial aufweisen. Hier haben wir uns auf den Weg begeben, um Lösungen zu entwickeln. Das wird sehr spannend und in diesen Flächen sehe ich für Schwetzingen weiteres zukunftsträchtiges Potenzial. Ich freue mich in diesem Zusammenhang sehr über die positive Entwicklung des Bereichs um das Capitol und auch über die Schwetzinger Höfe. Beide Bereiche bringen einen großen Mehrwert für unsere Stadt. Sehr wichtig für unsere Zukunft ist aus meiner Sicht auch unser gesellschaftlicher Zusammenhalt. Dieser spiegelt sich unter anderem in unserem vielfältigen Vereinsleben und unserer Vereinsvielfalt wider. Auch unsere schönen Feste und Traditionen in der Stadt leisten einen großen Beitrag zu unserem Miteinander. Das sollten wir uns unbedingt bewahren. Auch der Klimaschutz ist wichtig und wird uns vor Herausforderungen stellen, auch hier müssen wir uns als Stadt in Stellung bringen und zum Beispiel durch energetische Sanierungen unseren Verbrauch reduzieren oder durch gezielte Projekte mit erneuerbaren Energien neue Wege gehen. Wir möchten zum Beispiel das PV-Potenzial unserer städtischen Gebäude weiter nutzen und suchen stetig nach neuen Potenzialflächen. Die Herausforderung bei allem ist die Haushaltslage. Wir haben finanzielle Herausforderungen und müssen schauen, wie wir die zur Verfügung stehenden Mittel gezielt einsetzen und finanzielle Prioritäten mit einer soliden Planung für die kommenden Jahre setzen. Alles wünschenswerte wird möglicherweise nicht leistbar sein oder eben nicht sofort. Das müssen wir uns alle bewusst machen.

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