St. Maria

Schwetzinger Kammerchor "Quatro Forte" liefert Klang wie aus einem Guss

Gemeinsam mit  den „Neumeyer Consorts“ aus Frankfurt sorgt die Aufführung von Bachs Johannespassion für Furore. Die gelungene Kombination aus Chor, Orchester und Solisten wird mit reichlich Applaus gewürdigt.

Von 
Maria Herlo
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Der Schwetzinger Kammerchor „Quatro Forte“ führt in der Kirche St. Maria die Johannespassion auf. Im Vordergrund die Musiker des „Neumeyer Consorts“. © Lenhardt

Schwetzingen. Dem Schwetzinger Chor „Quatro Forte“ gelang unter Mitwirkung des „Neumeyer Consorts“ aus Frankfurt, der Solisten und unter Gesamtleitung des Dirigenten Alexander Gütinger eine tief reflektierte Interpretation von Bachs Johannespassion, die sich mit den besten messen kann. Den Kern der Passion bildet der Bericht des Evangelisten Johannes über die Gefangennahme Jesu Christi – bis hin zur Kreuzigung.

Leise setzte das Pochen der Bässe ein, die Streicher steigerten die Unruhe und die dissonanten Töne der Holzbläser suggerierten den Schmerz, der den Leidensweg Jesu von Anfang an begleitet und auch beim eindrücklichen Eingangschor „Herr, unser Herrscher“ mitklang. Das ist nur eines der vielen charakteristischen Details, mit denen die Wiedergabe von Bachs Johannespassion am Sonntagabend in der gut besetzten Kirche St. Maria die Zuhörer packte und förmlich ins Geschehen hineinzog.

Bachs Johannespassion erzählt die Leidengeschichte Jesu

Bach erzählt zwar in diesem einzigartigen musikalischen Meisterwerk die Leidensgeschichte Jesu – für viele ein Muss in der Osterzeit – doch lenkt er den Blick auch auf die verallgemeinernde Seite, auf den individuellen Leidensweg von Menschen, die im Kampf für Freiheit und Menschenrechte leiden und sterben müssen. In diesem Sinne sind der Tod Bonhoeffers oder zurzeit der von Nawalny nur zwei von unzähligen Beispielen.

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Der Abend wurde für die Besucher aus mehreren Gründen zu einem unvergesslichen Ereignis: Einerseits war es der guten Koordination zwischen Chor und Orchester zu verdanken, dass die Unmittelbarkeit des Chorklangs nicht verloren ging, andererseits haben sich Orchester, Chor und Solisten als aufmerksame Partner des Dirigenten Alexander Gütinger erwiesen, der auf diese Weise das Klangrelief von Bachs großartiger Passionsmusik sehr plastisch, wie aus einem Guss, formen konnte.

Bei der Wahl der Solisten hatte der Dirigent ebenfalls eine glückliche Hand bewiesen. Tenor Jörg Dürmüller zeigte sich als großartiger Gestalter. Mit klangschöner Stimme sang er die Rezitative und Arien äußerst nuanciert und textverständlich. Stets fand er den idealen Mittelweg zwischen Erzählen und dramatischer Emphase, zwischen objektiver Schilderung und mitfühlender Anteilnahme.

Die wunderbaren Solisten überzeugen in St. Maria in Schwetzingen

Passend dazu die Besetzung des Jesus mit dem jungen Bassbariton Luciano Lodi, der ihn sehr würde- und kraftvoll, ja ausdrücklich intensiv verkörperte. Als klanglicher Gegenpol betörte Sarah Behrendt mit ihrem strahlenden Sopran. Wie sie ihre Stimme in der Arie „Ich folge dir gleichfalls“ oder „Zerfließe, mein Herze“ auf den weichen Klang der Querflöte bettete, zählte zu den vielen Höhepunkten des Abends. Sehr differenziert führte Bass Peter Schöne die unterschiedlichsten Rollen vor und Altus Thomas Nauwartat-Schultze sang verinnerlicht seine beiden Arien „Von den Stricken meiner Sünden“ und „Es ist vollbracht“, das Herzstück der Aufführung.

Mit dem „Neumeyer Consort“ hatte Gütinger ein Ensemble auf seiner Seite, das mit seinem historischen Instrumentarium inspiriert und fantasievoll, mit rhetorischer Souveränität, musizierte. Insbesondere die Continuo-Gruppe verhalf den Rezitativen des Evangelisten und den Solorollen erst richtig zu ihrer Deutung.

Chor ist bei Johannespassion zentral

In der Johannespassion kommt dem Chor eine wichtige Rolle zu. Der seit 1991 bestehende Kammerchor „Quatro Forte“ zeigte sich auch diesmal von der besten Seite und bewies, dass die guten Laienchöre den Vergleich mit Profi-Ensembles nicht zu scheuen brauchen. Es war beeindruckend, wie er die umrahmenden Sätze gestaltete, wie er die aufgestachelte Volksmenge zeichnete, wie Gütinger Wert legte auf Textverständnis und den Zuhörern so Raum gab für die Deutung der Choräle.

Insbesondere in den Volkschören spielte der Chor seine Stärken aus. Die großen Eingangs- und Schlusschöre verfehlten ihre Wirkung ebenfalls nicht und machten deutlich, wie exzellent und beweglich Alexander Gütinger den Schwetzinger Kammerchor auf diesen Auftritt vorbereitet hatte. Für diese wunderschöne Musik, erstklassig ausgeführt, gab es zum Schluss laute Bravo-Rufe und minutenlangen stehenden Applaus.

Freie Autorin

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