Orangerie - Ausstellung „Spiegelungen“ bietet Thementage an / Sabine Gleser und Eva Specht besprechen mit Gästen Skulpturen

Schwetzinger Orangerie: Von Überraschungen und Kunstobjekten

Die Künstlerinnen Eva Specht und Sabine Gleser haben zum Thementag Skulptur der Ausstellung "Spiegelungen" über ihre Werke aufgeklärt.

Von 
Maria Herlo
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Der Reiz der Ausstellung in der Orangerie, die der Verein Kunst Stuttgart International unter dem Titel „Spiegelungen“ noch bis zum 29. August präsentiert, ist die Vielfalt. Sie vereint mehrere künstlerische Disziplinen zu einem wundersamen Panoptikum. Ihre Strahlkraft verdankt die Schau einerseits der hohen Qualität der Exponate, anderseits der Schönheit des Orts, der Orangerie.

Rechts vom Eingang fallen sofort die Keramik-Arbeiten von Eva Specht auf und links die in Raku-Technik gestalteten Skulpturen und Objekte von Sabine Gleser. Zum Thementag Skulptur beschreiben sie, wie ihre Arbeiten entstehen und welche künstlerische Absicht dahintersteckt.

Die in Winnenden bei Stuttgart lebende Künstlerin Eva Specht hat zum Thema „Spiegelungen“ Keramikkunstwerke mit geschmolzenem Glas geschaffen. Im Gespräch erzählt sie, wie sie zustande kommen und was das Besondere daran ist. „Man sieht sich selbst und das Umfeld darin gespiegelt“, sagt sie, „doch wollte ich nicht an der Oberfläche bleiben, sondern in die Tiefe gehen.“ Dafür bearbeitet sie den Ton, trennt ihn und gibt verschiedene Glasarten hinein, Flaschen-, Murano- oder Zeiss-Glas. So kommt es dann in den Brennofen, das Glas wird immer flüssiger, vermischt sich. Das Ergebnis kann sie nicht vorhersagen, es bleibt stets eine Überraschung. Beim Abkühlen entstehen zufällige Risse und Brüche. Fällt Licht auf sie, werden Einblicke in tiefere Schichten ermöglicht. Bei all dem ist auch ein wenig Augenzwinkern dabei, so die Künstlerin, die Arbeiten sollen Lebensfreude vermitteln, die auch Titel wie „Ramazzotti, Campari, Kerner“ suggeriert. Vom Material her ist Glas mit Ton verwandt.

Momentaufnahmen des Zustands

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Eva Specht kam schon früh in Berührung mit Ton, erzählt sie, „das Material Ton erdet, zentriert mich und gibt mir Ausdrucksmöglichkeit“. Ton kommt natürlich vor und wurde schon vor sehr langer Zeit als Rohstoff für Keramik genutzt. Die Arbeitsschritte bestehen aus Kneten, Formen, Trocknen und Brennen. Das Brennen erfolgt je nach Tonart und Werkstück unterschiedlich lange und bei Temperaturen zwischen 600 und 1500 Grad. Eva Specht ist selbst immer wieder beeindruckt von der Metamorphose, die der Ton unter ihren Händen bis zur gebrannten Keramik durchläuft. Mit jedem Stück entsteht ein Unikat, sagt sie, und weist auf die androgynen Kopfskulpturen hin, die haarlos sind und deren Oberflächen sich rau und schrundig anfühlen. Das ist gewollt, denn „das Leben läuft nicht immer reibungslos ab“. Jede einzelne aber ist eine Momentaufnahme eines Zustands, Ausdruck einer Empfindung oder einer Wesensart. Neben Ton und Glas verwendet sie auch Scherben mit eigenen spannenden Geschichten. Sie beleben viele der Kopf-Miniaturen, die in der Ausstellung zu sehen sind.

Von Wellen beeinflusst

Die Skulpturen, Stelen und Objekte, die Sabine Gleser in Raku-Technik geschaffen hat, suggerieren ein unabsehbares und niemals enden wollendes Bewegtsein. „Mir ist es wichtig, dass in meinen Arbeiten das Auf und Ab, das Hoch und Tief des Lebens, der Rhythmus des Ein- und Ausatmen dargestellt wird.“ Sie hat eine Zeit lang am Meer gelebt, erzählt Gleser, die Bewegung der Wellen hat sie sehr stark beeinflusst. Sie bleiben nie stehen, „auch ich möchte immer weitergehen und Neues ausprobieren“.

Ihre Ideen umzusetzen, dafür scheint ihr die Raku-Technik am geeignetsten. „Ursprünglich kommt sie aus Japan“, erklärt die Künstlerin, „die Arbeiten werden mit der Hand gestaltet und mit speziellen Glasuren, die ich selbst herstelle, überzogen. Auch die Farben mische ich selbst an, sie gibt es auf diese Weise nur einmal. Sie werden in den Ofen gestellt und am offenen Feuer bei tausend Grad gebrannt, danach mit einer speziellen Zange glühend heiß aus dem Ofen genommen. Durch den Temperaturschock entstehen die typischen Risse in der Glasur, das Craquelé.“ Anschließend werden die Objekte eingebettet in organisches Brennmaterial, beim Brennen setzt sich der Kohlenstoff in die Risse.

Es ist ein sehr aufwendiger Prozess, weiß die Künstlerin, die Arbeiten werden nachbehandelt und erst dann sieht man das Ergebnis, das man nie voraussagen kann. Beim Raku, so Gleser, die lange Zeit auch in Mexiko gewohnt hat, steht das Loslassen im Vordergrund, beschäftigt man sich lange mit einem Werk, fällt es schwer, sich davon zu trennen. „Etwas mit den Händen zu erschaffen mit Material wie Metall oder Ton, gepaart mit den Elementen Feuer und Wasser, ist meine Inspiration und meine Motivation“, sagt sie noch, „das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.“

Freie Autorin

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