Schwetzingen. Es ist wieder soweit: Bis Ende Mai stehen im Schloss und im Schlossgarten Schwetzingen so ziemlich alle Zeichen auf Festspielzeit. Dabei scheint dieses Wort angesichts der Begeisterung, die dem Ereignis hier entgegenschlägt, fast etwas dürr. Wurden vom Publikum, das sich in Teilen schon lange vor dem Start am Samstag im Schlossgarten tummelte, doch so viele Superlative benutzt, dass Adjektive, wie grandios, spektakulär oder außergewöhnlich beinahe zwingend erscheinen.
Seit 1952 findet dieses Radio-Festival statt und es nicht übertrieben, ihm das Prädikat besonders wertvoll zuzugestehen. Michael Sieber, früherer Staatssekretär im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium und Kuratoriumsvorsitzender der Schwetzinger SWR Festspiele, erkennt in dem Klassikreigen eine Art Klammer, die auf einzigartige Weise die musikalische Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft verknüpft. Ein Alleinstellungsmerkmal, das es so auf der Welt kein zweites Mal gebe. Und der frühere Konzertchef Peter Stieber erkor die Schwetzinger SWR Festspiele zu einem schlichtweg grandiosen Ereignis. Kaum wo sonst auf der Welt seien Örtlichkeit und Musik auf so wunderbare Weise verbunden: „Das ist perfekte Harmonie.“
Schon vor dem musikalischen Auftakt in Form von Franz Schuberts „Winterreise“ mit Werner Güra und Gerold Huber am Klavier sowie dem traditionellen Empfang im Foyer des Mozartsaals erlebten die Festspiele einen Nebenauftakt. Begleitet von Landrat und Festspiel-Freundeskreis-Vorsitzenden Stefan Dallinger und Studenten der Mannheimer Hochschule für Musik unter der Leitung von Sidney Corbett, eröffnete die Festspielleiterin Heike Hoffmann auf der vom Schloss nach Westen verlaufenden Hauptachse einen kleinen musikalischen Rundgang entlang acht orangefarbenen Klangsäulen. Aufmerksame Festspielbesucher kennen diese Klangsäulen schon aus dem vergangenen Jahr. Damals, zum 70. Jubiläum, wurde mittels dieser Klangsäulen die Geschichte der Festspiele vertont. Dieses Mal übernahmen das acht Studenten, die mit Bezug zum Garten kleine Kompositionen schufen und damit, das darf man wohl jetzt schon konstatieren, ein erstes kleines, musikalisches Festspiel-Highlight setzen. Der kurfürstliche Garten ist immer ein Besuch wert. Jetzt, mit diesen in Teilen beeindruckenden Kompositionen, gilt das noch etwas mehr. Ein Satz, den der Landrat Dallinger dick unterstreichen würde: „Der Flieder blüht, der Spargel wächst und die Festspiele erfüllen die Residenz mit Musik - es ist die schönste Zeit des Jahres!“
Lob und Vorfreude
Beim Empfang im Foyer des Mozartsaals begrüßte Dallinger in Vertretung des zurzeit in den oberbayerischen Partnergemeinden weilenden Schwetzinger Oberbürgermeisters Dr. René Pöltl die Gäste. Dieses Jahr seien es etwas andere Festspielen als sonst, gebe es zur Premiere doch keine Oper (sie wurde nicht rechtzeitig fertig, wir berichteten). Und auch der ursprünglich vorgesehene Liederabend mit Georg Nigl fiel wegen Erkrankung des Sängers aus. Mit der „Winterreise“ stehe, so der Landrat, halt ein anderer glitzernder Stern am kurfürstlichen Musikfirmament. Auffallend war, dass all das niemandem Sorgen zu bereiten schien. Das Label Schwetzinger Festspiele bürgt für Hochgenuss, ganz egal, welche Schwierigkeiten es zu bewältigen gibt. Vom Speyrer Domdekan Dr. Christoph Kohl über Cornelia Bend, die designierte Nachfolgerin von Heike Hoffmann als Festspielleiterin ab 2025, bis zur Schwetzinger Kulturreferentin Dr. Barbara Gilsdorf gab es nur grenzenlose Vorfreude.
Was für eine Strahlkraft die Festspiele besitzen, verdeutlichte Gilsdorf mit einer kleinen Geschichte. 2012 habe sie geheiratet und sei mit ihrem Mann nach London gereist. Gerade angekommen und im Mietwagen Platz genommen, erklang im Radio die Ankündigung, dass nun ein Konzert der Schwetzinger Festspiele folge. Und der Moderator kündigte dies sehr wortgewaltig an. Die Schwetzinger SWR Festspiele markieren ganz offensichtlich Jahr für Jahr ein weithin sichtbares musikalisches Ausrufezeichen.
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