Neue Nachrichten aus Afghanistan: Die Schwetzingerin Raquel Rempp schickt eine E-Mail an die Redaktion mit Text und Bildern. Wieder ist das Plakat zu lesen „Thank you Germany. Dankeschön Schwetzingen. Danke Raquel Rempp...“. Es geht um die beiden Schwester Sima (12) und Shima (6), die mit verkrüppelten Gliedmaßen leben müssen und die nach einem Aufruf von Raquel Rempp auch über diese Zeitung Hilfe aus der Kurpfalz erfahren.
So konnten bereits mit Spenden von Menschen aus der Region Rollstühle für die Mädchen beschafft werden (wir berichteten). Und die Unterstützung reißt nicht ab. Raquel Rempp beschreibt die Schwierigkeiten, denen sich die Mutter mit den beiden Kindern in Afghanistan ausgesetzt sieht.
„Da weder die Mutter noch die beiden Schwestern Shima und Sima jemals Ausweise besaßen, mussten diese erst beantragt und erstellt werden. Dafür musste die kleine Familie erstmal nach Kabul kommen. Die Strecke von Kunduz nach Kabul beträgt zirka 350 Kilometer. Die Wege sind jedoch nicht immer einfach zu befahren, sodass man ungefähr zwischen sieben und zehn Stunden im Auto dorthin braucht. Vertraute Personen haben diese Aufgabe übernommen“, schreibt die Schwetzingerin.
Arztbefunde schwer zu beschaffen
Die Situation in Afghanistan hat sich in den letzten Monaten extrem verschlimmert. Die Taliban erobern einen Bezirk nach dem anderen. Sie stellen ihre sogenannten „Checkpoints“ auf und kontrollieren, wer genau wohin reist und warum. Man hat den Eindruck, dass sich die sogenannte „Regierung“ jetzt endgültig zurückzieht.
Überall finden Kämpfe statt, die Anzahl der Anschläge ist erneut drastisch gestiegen. Es gibt immer mehr Tote und Verletzte. Die Menschen haben immer größere Angst, ihre Häuser zu verlassen, heißt es in der E-Mail an die Redaktion weiter.
„Nach Erhalt der „Tazkhiras“ (eine Art Personalausweis) ist die Familie glücklicherweise wieder wohlbehalten in ihr Dorf gelangt. Reisepässe wurden ebenfalls beantragt“, schreibt Rempp. Sie möchte die Familie für Operationen nach Deutschland holen, da den Mädchen hier geholfen werden kann. „Für die Registrierung in der Orthopädischen Klinik in Heidelberg sind dringend ärztliche Befunde notwendig. Da die beiden Schwestern aber noch nie bei irgendwelchen Ärzten waren, versuchen wir entsprechende Untersuchungen in einem französischen Krankenhaus in Kabul zu organisieren, damit Röntgen- und MRT-Aufnahmen der Gliedmaßen der Mädchen gemacht werden können“, beschreibt die engagierte Schwetzingerin. Erst nach Vorlage der Befunde wird es der Klinik in Heidelberg möglich sein, eine Diagnose sowie einen Kostenvoranschlag für eventuelle Operationen zu erstellen.
„Diese Information werde ich dann selbstverständlich über die Presse an die Öffentlichkeit weiter- geben. Denn nur wenn wir das Geld für die Operationen zusammenbekommen und es vorab der Klinik überwiesen wird, kann die Einladung der Klinik erfolgen“, freut sie sich über Unterstützer, die Sima und Shima ein normaleres Leben ermöglichen könnten. Die derzeitige Lage in Afghanistan jedoch erschwert dieses Unterfangen, da man nicht gefahrlos von einer Stadt oder einem Dorf in ein anderes gelangen kann.
Wohnlicheres Umfeld
Mit den bisherigen Spenden wurde in der Zwischenzeit die „Behausung“ der Familie – eine kleine „Wohneinheit“ aus Lehm – hergerichtet und etwas wohnlicher gemacht, Teppiche und viele Lebensmittel und Hygieneartikel gekauft, die Erstellung der Ausweise sowie Reisepässe bezahlt und es werden die geplanten Untersuchungen im Krankenhaus damit finanziert, zieht Raquel Rempp eine Bilanz.
Die Deutsche Botschaft in Kabul ist seit dem schlimmen Anschlag in 2017 immer noch geschlossen. Für die Antragstellung der erforderlichen Visa müsste die Familie entweder nach Neu Delhi in Indien oder zur Deutschen Botschaft in Islamabad in Pakistan reisen. „Shafiqullah Sayaad und ich stehen in regelmäßigen Kontakt mit der Familie und werden weiter berichten“, verspricht Rempp.
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