Vorgestellt

Seit sechs Jahrzehnten treuer Gast der Schwetzinger Festspiele

Für Heinrich Armdt ist der Klassikreigen in Schwetzingen eines der schönsten Festivals in Europa und in Kombination mit dem Schlosspark geradezu paradiesisch

Von 
Stefan Kern
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Günther Limböck (l.) hat treue Gäste: Ursula Wüst und Heinrich Armdt. Letzterer kommt schon seit 60 Jahren zu den Festspielen nach Schwetzingen. © Kern

Ein Leben besteht aus vielen Momenten. Manche tauchen auf und verschwinden wieder, manche sind wiederkehrend. Wichtig können sowohl die einen als auch die anderen sein. In die Kategorie zwei mit dem Prädikat besonders wichtig gehören für Heinrich Armdt die Schwetzinger SWR Festspiele. Irgendwann Mitte der 1960er Jahre hat der Mann aus Ratingen bei Düsseldorf die Stadt und ihre Festspiele entdeckt und versäumte seitdem keine einzige Ausgabe dieses legendären Radiofestivals.

Für ihn, so erklärte er es gegenüber dieser Zeitung, komme diese Melange aus Festspiel- und Gartenkultur plus Spargel dem Paradies schon ziemlich nah. Lustwandeln sei ein altes Wort, doch hier in diesem Garten und umgeben von der Festspielmusik gebe es kaum ein besseres Wort, um das Hiersein zu beschreiben. Und so gilt für den heute 87-Jährigen, „ich komme zu den Festspielen, solange ich kann“.

Schild weckt Interesse

Entdeckt hat der Vater von drei Kindern die Festspiele ganz zufällig auf der Autobahn. Sah er damals doch ein Schild, das auf die Festspiele und die kurfürstliche Residenz hinwies. Ein kurzer Impuls, der eine lange und vor allem schöne Geschichte zeitigte. Zur Welt kam Armdt 1936 in der Stadt Guben, direkt an der Neiße, die heute die Grenze zu Polen beschreibt. 1945 floh er mit seinen Eltern gen Westen. Zuerst strandeten sie im Osten von Berlin. Von hier zogen sie am 17. Juni 1953 in den Westen der Stadt. Es war der Tag des großen Aufstandes in der DDR. Die Familie siedelte dann ins Rheinland um, wo Armdt Wurzeln schlug. Er studierte an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Kettwig, heute ein Stadtteil von Essen, Grund- und Realschulpädagogik mit Schwerpunkt Musik. Unterrichtet hat er dann auf so ziemlich allen Ebenen zwischen Grundschule und PH. Sein Zentrum war dabei immer die Musik. Für ihn ist der Satz Nietzsches über ein Leben, das ohne Musik ein Irrtum sei, keine hohle Phrase. Im Gegenteil, neben der Familie und Freunden ist die Musik eines seiner Zentralgestirne. Nicht umsonst ist er heute noch Chorleiter und begeisterter Konzertbesucher. Neben Schwetzingen besucht er übrigens auch die Salzburger Festspiele. Für ihn die beiden schönsten Festivals in Europa.

Erinnerungen an die „Red Devils“

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Eine Linie, die seine Begleiterin Ursula Wüst noch nicht ziehen kann. Kennt sie die beiden Festivals doch noch nicht. Der erste Besuch in Schwetzingen schien die Messlatte aber schon ordentlich hochgelegt zu haben. Auch sie zeigte sich von der Schwetzinger Musik- und Gartenkultur hingerissen. „Ein wirklich wunderbarer Ort für Musik.“

Worte, die Günther Limböck, der Vermieter ihrer Ferienwohnung, nur zu gerne hört. Genau darauf seien wir Schwetzinger ja angewiesen. Die Festspiele seien ein wichtiger Magnet. Worte, die Armdt nur zu gut verstand. Für ihn gilt denn auch, dass ein Leben ohne Schwetzinger Festspiele nicht gerade ein Irrtum sei. Aber es wäre kulturell gesehen ein deutlich ärmeres Leben. Mit einem Lächeln denkt er dabei zurück an vergangene Festspiele. Legendär fand er die Auftritte der „Red Devils“ in den 1970er und 1980er Jahre. „Barrockmusik im Partymodus kann nicht jeder, sie konnten es.“

Toll fand er auch frühere Aufführungen im Garten mit Feuerwerk und die Gaumenfreuden, die früher ebenfalls im Garten serviert wurden. Die knapp 60 Jahre Festspiele sind für ihn mittlerweile ein riesiger Fundus an Erinnerungen. Erinnerungen, die ihm immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Und die Schatztruhe sei noch lange nicht voll. Gerade hier in Schwetzingen könne man immer wieder Neues, Unbekanntes und Bekanntes neu hören. Und so gibt es für ihn viele, sehr viele Gründe immer wieder nach Schwetzingen zu kommen. Wie sagte er es, solange ich kann, solange komme ich hierher. Viel mehr Lob geht kaum.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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