Malsch. Manne Lucha läuft in Malsch bei Heidelberg durch die große Produktionshalle – neben ihm pinke Reifen, Kartons und dunkelblaue Stangen. Im Hintergrund wird genäht, beschichtet und montiert. Der baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsminister hat seine Sommertour gestartet.
Zum Auftakt besuchte er am Mittwochmittag das in Malsch ansässige Unternehmen Sunrise Medical. Das produziert Rollstühle, Zubehör und Elektromobile. Bei seiner Sommertour quer durch „The Länd“ will sich Lucha ein Bild über die Angebote machen, beispielsweise aus den Bereichen Medizin und Inklusion. Auch die Landtagsabgeordneten Christiane Staab und Norbert Knopf sind gekommen, um sich die Firma anzuschauen.
Lucha selbst kommt aus der Gesundheitsbranche, wie er gleich zu Beginn des Termins betont: Er ist ausgebildeter Krankenpfleger, studierte in dem Bereich und arbeitete jahrzehntelang bei einem sozialpsychiatrischen Dienst. Auch jetzt sei er als Politiker auf Hinweise von Unternehmen wie Sunrise Medical angewiesen. „Mit dem Sozialen schwarze Zahlen zu schreiben, das ist eine ganz wichtige Sache“, sagt er, bevor die Geschäftsführung die Firma und die aktuellen Herausforderungen vorstellt.
„Gesundheitsmarkt verändert sich nachhaltig“, steht groß auf den gezeigten Folien. Die Informationen werden öfter digital bereitgestellt, erklärt Kai Schyktanz, einer von drei Geschäftsführern bei Sunrise Medical. Außerdem steige die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen immer weiter an. „Es gibt eine überalterte Gesellschaft und immer weniger Leute, die in das System einzahlen“, stellt Schyktanz vor. Dadurch steige auch der Preisdruck.
Bei Sunrise Medical in Malsch: durch Rollstuhl am gesellschaftlichen Leben teilnehmen
Wenn ein Kunde einen Rollstuhl braucht, kann er sich in der Regel an ein Sanitätshaus wenden. Dieses stellt dann einen Antrag an die Krankenkasse und bestellt beispielsweise bei Sunrise Medical. Manchmal brauche es jedoch aufwendige Gespräche, um ein Hilfsmittel freigegeben zu bekommen oder die Leistung werde standardmäßig abgelehnt, merkt Schyktanz an.
Dabei geht es auch um Menschen, die nur durch diesen Rollstuhl am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können und sonst im Bett bleiben müssten. Die Kunden können beispielsweise querschnittsgelähmt sein, eine MS-Erkrankung oder das chronische Erschöpfungssyndrom haben.
Sunrise Medical stellt mit etwa 3.000 Mitarbeitenden weltweit Rollstühle für Kinder, Erwachsene und Senioren her – manuelle und elektrische. Auch Sitzkissen für Rollstühle, sportliche Liegeräder und elektrische Schiebehilfen gehören in das Sortiment. In der Halle in Malsch, durch die Lucha geführt wird, produziert Sunrise Medical die Premiumprodukte. Die Einzelteile hierfür kommen unter anderem aus China, Italien oder der Schweiz. Die Montage der Mittelklasse-Artikel hat das Unternehmen im vergangenen Jahr nach Polen verlagert.
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Zum Schluss darf Lucha einen Rollstuhl ausprobieren, der so hochfahren kann, dass die darin befindliche Person quasi steht. Kostenpunkt: 20.000 bis 30.000 Euro, je nach Zusatzausstattung. Die Sitzkissen fangen hingegen schon bei 100 Euro an. Am Ende der Vorstellung sind sich die Beteiligten trotz Herausforderungen einig: Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist doch recht gut.
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