Rhein-Neckar-Kreis. Klimaschutz steht für den Rhein-Neckar-Kreis offenbar schon seit vielen Jahren auf der Agenda. Bereits 2001 wurde ein Energiemanagement eingeführt. Seit 2010 ist der Klimaschutz Bestandteil der strategischen Ziele. 2013 erstellte der Kreis das erste Klimaschutzkonzept. Diese Eckdaten fasst der Kreis in einem Statusbericht zusammen. Denn dieser soll - zehn Jahre später - festsetzen, wie dem Kreis der Weg hin zur „Klimaneutralen Verwaltung“ gelingt.
Wer kümmert sich um den Klimaschutz im Rhein-Neckar-Kreis?
30 Kreisräte und -rätinnen gehören hierzu dem Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises an. In der vergangenen Sitzung tagten die Mitglieder sowie Landrat Stefan Dallinger in Heidelberg zum Tagesordnungspunkt „Eröffnungsbilanz für den Prozess Klimaneutrale Kommunalverwaltung 2035“ dazu, wie der Kreis bis 2035 klimaneutral wird.
Wieso beschäftigt sich die Kommune mit Klimaneutralität?
Grundlage ist das Klimaschutz- und Klimaanpassungsgesetz Baden-Württemberg, in dem festgelegt ist, dass die im Land verursachten Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent reduziert werden sollen. Hinzukommt der Klimaschutzpakt des Landes, der mit den kommunalen Landesverbänden abgeschlossen wurde. Mit diesem Pakt verpflichtet sich der Kreis mit all seinen Kommunen bis 2040 zur klimaneutralen Verwaltung. Der Rhein-Neckar-Kreis hat es sich vor diesem Hintergrund allerdings zum Ziel gemacht, die Klimaneutralität bereits im Jahr 2035 zu erreichen.
Wie definiert der Kreis vor diesem Hintergrund „klimaneutral“?
Laut Kreis gibt der Leitfaden des Landes keine Definition für den Begriff vor und auch „für die Klimaneutrale Verwaltung gibt es keine einheitliche Definition“. Vorgegeben werden allerdings verschiedene Ziele, die der Kreis in seine Beschlussvorlage aufnimmt. Erstens: Reduktion von Emissionen. Bis 2030 sollen 80 Prozent der von der Verwaltung produzierten Treibhausgase gespart werden. Zweites: Es gibt drei Zielkennwerte, die vorgegeben werden.
Was schreiben diese Ziele vor?
Erster Kennwert: Der Endenergieverbrauch wird halbiert. Zweiter Kennwert: Bis 2021 hat die Verwaltung 80 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr beim Heizen verbraucht. Dieser Wert soll auf 50 reduziert werden. Dritter Kennwert: Pro zehn Quadratmeter überbauter Grundfläche solle ein Kilowatt-Peak (das Maß zur Messung der Leistung von Photovoltaikanlagen) die Stromversorgung decken.
Wie viele Treibhausgase emittiert die Verwaltung bislang?
Der Kreis teilt in der Beschlussvorlage diese Werte mit: 2021 emittierte die Verwaltung 7553 Tonnen CO2-Äquivalente. CO2-Äquivalente dienen laut Umweltbundesamt als Vergleichswert, da diese Einheit auch Emissionen anderer Treibhausgase als Kohlendioxid zur besseren Vergleichbarkeit berücksichtigt. Die meisten Treibhausgasemissionen des Kreises sind auf Strom und Fernwärme zurückzuführen. Fast 88 Prozent des Energieverbrauchs der Verwaltung entfällt dabei auf die Liegenschaften - also auf Gebäude, die die Verwaltung besitzt oder angemietet hat. Rund zehn Prozent des Verbrauchs fallen für den Fuhrpark an. „Hier gibt es teilweise noch keine Alternativen für Fahrzeuge, die noch mit fossilen Brennstoffen betrieben werden“, führt Martin Sommer von der Geschäftsstelle Klimaschutz aus.
Welche Gebäude besitzt der Kreis und was soll sich dort verändern?
Zu den Liegenschaften des Rhein-Neckar-Kreises gehören Schulen, Verwaltungsgebäude und Straßenmeistereien. Energetisch saniert wird 2024 unter anderem am Zentrum Beruflicher Schulen Sinsheim. Auch das Zentrum Beruflicher Schulen Weinheim wird saniert sowie die ehemalige Polizeidirektion in der Römerstraße in Heidelberg, die im Passivhausstandard umgebaut wird und eine PV-Anlage erhalten soll.
Welche Gebäude wurden bisher zur Klimaneutralität saniert?
Vorzeigeprojekt ist unter anderem die Louise-Otto-Peters-Schule in Hockenheim. Das Gebäude verfügt unter anderem als „Effizenzhaus Plus“ über eine PV-Anlage sowie Wärmepumpen und produziert mehr Energie, als es verbraucht.
Wie viel Geld investiert die Verwaltung in die Sanierungen?
Um den Gebäudebestand des Kreises klimaneutral auszubauen, sind im Finanzhaushalt für 2024 1,15 Millionen Euro vorgesehen. „Die Bilanzierung für das Vorhaben wird dabei für die Kernverwaltung erstellt und bezieht die Tochterunternehmen nicht mit ein“, teilt Sommer weiter mit. „Was genau in den Gebäuden gemacht wird, beschließen wir Ende des Jahres. Aber natürlich wird jetzt schon an den Konzepten gearbeitet“, erklärt Landrat Dallinger. Der Kreis zieht so eine klare Grenze zwischen der Verwaltung und ihren angehangenen Unternehmen.
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Wie will der Rhein-Neckar-Kreis die gesetzten Ziele erreichen?
Sommer von der Geschäftsstelle Klimaschutz führt aus, dass der Kreis die Klimaneutralität erreicht, wenn sowohl die Reduktion der Emissionen sowie die drei Zielkennwerte bis 2035 erreicht worden sind. Die Umsetzung der Pläne richte sich nach dem Bundes-Strom-Mix und berücksichtige deshalb in den Bilanzen keine Energien, die aus PV oder anderen regenerativen Stromerzeugnissen bereits gewonnen werden.
Was sagen die Fraktionen zum Vorhaben und stimmen sie zu?
Stefan Geißler (Grüne) begrüßt im Namen seiner Fraktion das Vorhaben, gibt allerdings zu bedenken, dass sich die Verwaltung bereits 2013 Ziele gesetzt habe, die weiter verfolgt werden sollten. Unter anderem sei 2013 das Ziel formuliert worden, dass die Verwaltung bei der Energieerzeugung auf lokale regenerative Energien zurückgreifen wolle. Dieser Ansatz habe es 2022 und 2023 nicht in die strategischen Ziele geschafft. „Vielleicht 2024 dann.“
Auch die Freien Wähler stimmen dem Vorhaben zu, ebenso die SPD und FDP. Laut Verwaltung falle der Startschuss für die Öffentlichkeitskampagne des Vorhabens am 4. Juli. Keinen Klimaschutz zu betreiben, käme der Verwaltung teurer, als in Maßnahmen zu investieren, meinte Frederike Marx (Die Linke). Michael Till von der CDU hofft, „dass wir die Ziele, die wir uns setzen, auch wirklich erreichen und bezahlen können“. Aufgebrachte Worte gab es vonseiten der AfD: „Warum lügen wir uns an? Nichts, was der Mensch tut, ist emissionsfrei“, meint Ralf Jochen Meyer. Bei der Abstimmung gab es vonseiten der AfD aber keine Gegenstimmen. Der Vorlage stimmte der Ausschuss einstimmig zu.
Was sagt der Landrat zu den angesetzten Zielen bis 2035?
„Das Festsetzen von Zielkennwerten ist wichtig. Ich bin mir sicher, dass daran auch Fördergelder gemessen werden“, sagt Landrat Dallinger. Über Kosten und das weitere Vorhaben zur Umsetzung stimmt der Ausschuss in folgenden Sitzungen ab.
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