Schwetzingen. Die Piloten des Schwetzinger Sportfliegerclubs (SFC) erlebten eine Premiere: Auf dem Flugplatz des Vereines am Herrenteich bei Ketsch fand sich ein rüstiger Herr in Begleitung seiner in Schwetzingen wohnenden Tochter ein, der berichtete, dass er in seiner Jugendzeit ebenfalls Segelflieger gewesen sei. Er habe in den 1930 er Jahren im westfälischen Borkenberge seine Segelflugausbildung auf dem damals gängigen Schulgleiter vom Typ SG 38 gemacht. Es handelt es sich hier um ein sehr primitives Fluggerät, das mittels Gummiseilstart in die Luft gebracht wurde und in der Regel nur kurze Flüge erlaubte.
Leider habe er später trotz seines weiter bestehenden Interesses am Segelfliegen keine Gelegenheit gehabt, die damals begonnene Ausbildung abzuschließen. Allerdings habe er weiterhin den Traum gehabt, noch einmal in ein „richtiges „ Segelflugzeug zu steigen und fragte nach, ob er einen Gastflug machen könne, schreibt der SFC in seiner Pressemitteilung.
Großes Erstaunen erregte er, als er sich als Erich Löhmann vorstellte und sein Alter nannte: Einen 99-jährigen hatte am Herrenteich noch niemand als fluginteressierten Gast erlebt! Da die Flugzeuge des Vereins gerade beim Nachbarverein in Hockenheim im Rahmen eines Flugsicherheitswochenendes zu Gast waren, fand sich Erich Löhmann am Folgetag dort ein.
Pilot mehr als 70 Jahre jünger
Vom Rollator ins Flugzeugcockpit waren es nur ein paar Schritte, so nahm er problemlos im hinteren Sitz des doppelsitzigen Segelflugzeuges „Twin Astir“ Platz. Als Pilot fungierte der mehr als 70 Jahre jüngere Marvin Benighaus, ein routinierter Nachwuchspilot des Vereins.
In die Luft ging es mittels eines rasanten Windenstarts, bei dem das Flugzeug in zirka zwei Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigt wird und nach wenigen Sekunden eine Höhe von zirka 500 Meter erreicht, was der Senior sehr genoss und auch nach Erreichen der Ausklinkhöhe selbst vorübergehend den Steuerknüppel übernehmen durfte. Hierbei stellte sich heraus, dass beim Fliegen ähnlich wie beim Fahrradfahren die Grundkenntnisse nicht verloren gehen und es ihm problemlos gelang, einige saubere Kurven zu fliegen.
Die Landung übernahm dann Marvin Benighaus wieder und brachte den auch geistig bewundernswert regen alten Herrn wieder sicher an den Boden zurück. Voll Begeisterung bedankte dieser sich für die Gelegenheit, seinen Traum wahr gemacht haben zu können, bevor sich mit seiner Tochter wieder auf den Heimweg machte.
Nicht nur für ihn war es ein besonderes Ereignis, an das sich auch die beteiligten Mitglieder des SFC Schwetzingen noch lange erinnern werden.
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