Schwetzingen. Für das Areal der ehemaligen Tompkins Barracks der US-Army gibt es erste konkrete Überlegungen für ein neues Gewerbequartier. Die Stadt hatte 2021 Gespräche mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und dem Land Baden-Württemberg für die Entwicklung der Kasernenflächen aufgenommen. Der Gemeinderat hatte ein Jahr später diese Überlegungen gebilligt und die Verwaltung mit der konkreten Ausarbeitung beauftragt. Auf Grundlage dieses Nutzungskonzepts bereitete die Verwaltung gemeinsam mit BImA und Land einen städtebaulichen Wettbewerb in Form einer Mehrfachbeauftragung vor. Am Freitag wurde nun der Siegerentwurf im großen Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt.
„Wir waren noch nie so weit wie heute“, sprach Bürgermeister Matthias Steffan von einem „absoluten Meilenstein“ bei der Entwicklung des Areals. Geplant sei ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Gewerbegebiet von rund 17 Hektar. Vor eineinhalb Jahren habe man in Absprache mit Land und BImA die wesentlichen Kriterien in einem sogenannten „Letter of Intent“ festgelegt. Ein erster vorhabenbezogener Bebauungsplan sei auch schon auf den Weg gebracht, so Steffan.
Letzte Entwicklungschance für Schwetzingen: Nachhaltiges Gewerbequartier entsteht
Der Abstimmungsprozess umfasste mehrere Aspekte: Das Land erwirbt das bereits als Landeserstaufnahmeeinrichtung genutzte Areal für die dauerhafte Etablierung einer Flüchtlingsunterbringung. Östlich davon plant die Stadt den Erwerb von Flächen, um dort ein Gewerbegebiet zu entwickeln. Der nördliche Bereich ist als Standort für erneuerbare Energien vorgesehen und verbleibt im Eigentum der BImA. Auf den südöstlichen Flächen ist die Ansiedlung des Technischen Hilfswerks geplant. Für Schwetzingen sei es zudem „die letzte Möglichkeit, nachhaltiges Gewerbe in so einer Dimension ansiedeln zu können“, meinte Steffan.
Sabine Herz von der Forschungs- und Informationsgesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung (Firu) erläuterte die Vorgehensweise und das Bearbeitungsgebiet der städtebaulichen Mehrfachbeauftragung. Auf die Vorbereitungsphase folgten eine grobe Vorprüfung und ein Zwischenkolloquium, bevor das Bewertungsgremium zur Jury übergeleitet hatte. Drei Planungsbüros hatten sich beteiligt.
Schneider und Schumacher gewinnen Wettbewerb
Das Rennen machte schließlich das Städtebaubüro Schneider und Schumacher aus Frankfurt. Die Fachjury bestand aus Sachverständigen, Vertretern von Stadt, Land und BImA, Landschaftsplanern, Wirtschaftsförderern, Experten für Ökologie und Naturschutz sowie Vertretern von Verwaltung und Gemeinderatsfraktionen.
Vor ein paar Tagen war das Projekt im Technischen Ausschuss. Herz zitierte aus der Beurteilung der Jury: „Klar strukturierter Entwurf, gute Umsetzbarkeit, Lob für den Erhalt der Bestandsgebäude und für die gewählte Struktur im Bereich der Panzergarage, wertvolle Impulse für die gesamte Quartierentwicklung, Konzentration des öffentlichen Lebens auf einen Quartierplatz, funktionale und passende Hofstruktur für die gewerblichen Nutzungen, gute Idee einer Quartierkantine.“
Gordan Dubokovic vom Gewinnerbüro dankte für das Lob. Es sei ein „sehr positiv verlaufenes Verfahren“ gewesen. Sein Büro sei „sehr glücklich“ mit dem Ergebnis. Der städtebauliche Erstentwurf, der als Grundlage für eine spätere Bebauung dienen soll, sei aber auch „eine riesige Chance“ für die Stadt. Man habe eine „robuste Konzeption“ entwickelt, erläuterte Dubokovic, wie das Areal von Nordwesten her erschlossen werden soll.
Gründerzentrum und Innovationszentrum als Initialzündung
Das Gelände habe demnach erhaltenswerten Bestand und einige Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Geplant seien Grün- und Freiflächen sowie extensive Dachbegrünung. Dazu sollen neue Straßen und Plätze erschlossen werden. Das Projekt gliedere sich in verschiedene Bausteine.
Am Entrée zum Areal könnte ein Gründerzentrum gebaut werden. An das könnte sich ein Bereich für Kleingewerbe und Handwerk anschließen. Ein Quartierplatz mit Innovationszentrum soll für die Verbindung sorgen. Vorgesehen sind Abschnitte für Forschung und Produktion sowie Bürogebäude. Die ehemalige Panzergarage könnte dem Freizeitbereich dienen. Die Neubebauung soll drei- bis sechsgeschossig werden, erläuterte Dubokovic die beabsichtigte Entwicklung der Multifunktionsfläche.
Flexible Gewerbeeinheiten: Ein Bekenntnis zum Mittelstand
Die rund 36 Hektar großen Tompkins Baracks waren im Februar 2013 von den US-Streitkräften an die BImA übergeben worden. Das Gewerbegebiet soll nun sukzessive von Nordwesten nach Südosten umgestaltet werden. Das komme aber auf die Nachfrage an. Die Bausteine Gründerzentrum, Innovationszentrum am Quartierplatz und Freizeitzentrum sollen als Initialzündung für das Projekt dienen. Die Zufahrt zum Areal in der Friedrichsfelder Landstraße werde beibehalten. Ermöglicht werde die Bebauung von kleinteiligen bis großflächigen Gewerbeeinheiten mit variablen Grundstücksgrößen. „Ein klares Bekenntnis zum Mittelstand“, versicherte Steffan. Die Ansiedlung etwa von Logistikunternehmen mit viel Lkw-Verkehr sei nicht gewünscht.
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Für Ramón Eck, Sachgebietsleiter Stadtplanung und Klimaschutz, könnte der endgültige Entwurf im Herbst vorliegen. Dann würde das oftmals langwierige Bebauungsplanverfahren anlaufen.
Das Projekt werde wohl erst Mitte 2027 an den Start gehen können, so Eck. Die Wirtschaftsförderung sammelt aber schon Anfragen von Unternehmen und Betrieben, sagte Sachgebietsleiterin Silke Feurer.
Info: Firmen, die Informationen haben möchten, können sich an die Abteilung Bauordnung und Wirtschaftsförderung der Stadt wenden, E-Mail wirtschaft@schwetzingen.de.
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