1994 gegründet hatten sich die Lokalmatadoren von „Stoned“ am Samstagabend zum 30. Geburtstag mit dem „Blauen Loch“ ein Lokal im Herzen der Spargelstadt ausgesucht, um es, gemeinsam mit ihren Fans, gewaltig krachen zu lassen – und das drei Stunden lang. Mit Klassikern wie „Ruby Tuesday“, aus dem fernen 1966 aus der Feder des verliebten Keith Richards, bis hin zu neuesten Stücken vom erst 2023 erschienenen Albums „Hackney Diamonds“ wie „Angry“, begeisterten Sänger „Captain Mick“, die Gitarristen „Chief Jones“ und Deedee Taylor, Bassist Holy Wyman, Keyboarder Peter Preston und Drummer „Boom Boom“ Jochen die Fans.
Als dann noch „der King persönlich“ nach seinem letzten Auftritt vor fast 50 Jahren in Indianapolis alias Elvis-Imitator Joe Spelter (selbst schon seit zehn Jahren nicht mehr auf der Bühne) dem Publikum zeigte, was er kann, war kein Halten mehr. Im Duett mit „Captain Mick“ gab’s dann noch einen rockigen „Hound Dog“ auf die Ohren. Wer 30 Jahre auf der Bühne steht und immer noch mit viel Kondition, Spielfreude und Einsatz die Musik der Stones zelebriert und spannend variiert, der muss die Musik der britischen Kultrocker einfach lieben. Kurz vor Konzertbeginn um 20 Uhr erschien der große Saal im „Blauen Loch“ relativ leer. Kurz darauf stürmten ihn die Gäste regelrecht, darunter eine ganze Reihe junger Leute. Nach einem kurzen Intro beginnend mit „We Love You“ aus dem Jahr 1967 sprang die Band in die 1980er Jahre mit „Goin To A Go-Go“, um sich dann nach 1974 zurückzubeamen mit „It’s Only Rock’n’Roll“.
"Stoned" zeigen im Blauen Loch in Schwetzingen eine enorme Bandbreite
Die Band „Stoned“ zeigte die ganze musikalische Bandbreite der „Rollenden Steine“ auf. Sowohl im Sinne der kultigen Inselrocker, als auch im eigenen, denn wie die beiden Gründungsmitglieder „Captain Mick“ und „Chief Jones“ im Gespräch mit unserer Zeitung im Vorfeld betont hatten: „Wir erfassen die Essenz des jeweiligen Songs und interpretieren ihn dann auch gern auf unsere Weise.“ Wie der „Captain“ auch angekündigt hatte, gab es zudem Leckerbissen für Kenner – so gut wie nie gespielte Songs wie „Under Assistant West Coast Promotion Man“. Getanzt wurde natürlich auch im Publikum, sogar Charleston zu „Cool, Calm And Collected“. Dass „Stoned“ ganz den Geist der wilden 1970er Jahre leben, zeigte sich während der XXL-Spielzeit zur Genüge und durch die Songauswahl: Wie „Star, Star“ – der ja im Original auch abschätzig „Starfucker“ genannt worden war – denn den hatte Jagger über seine Affäre mit Carly Simon betont offen sexuell geschrieben. Die Andeutung ihres Verkehrs mit Früchten hatte dem Titel in vielen Ländern auf den Index verholfen.
Für viel gute Laune sorgte, nachdem der Frontman ankündigt hatte „Der King lebt“, der Auftritt von Joe Spelter im beeindruckenden Elvis-Outfit. Nachdem er solo den „Jailhouse Rock“ zum Besten gegeben hatte, sang er mit dem „Captain“ seinen „Hound Dog“ in einen unvergesslichen Duett und verabschiedete sich mit einem Hammer-Klassiker von Jerry Lee Lewis: „Great Balls of Fire“. Bei dieser Gelegenheit legte „Boom Boom“ Jochen, der auch schon mal in Wacken gespielt hat, die Drumsticks beiseite und der „Stoned“-Fans altbekannte Schlagzeugkünstler Charly „Noise“ Kappler übernahm. Das Konzert endete mit einem großen Finale und unter enormen Jubel des Publikums.
Wie die Musik der Stones auch heute noch mitreißt, das bewiesen Nicolas Frei und sein Vater Klaus aus Schwetzingen, die sich vom Konzert begeistert zeigten. Die Leidenschaft für die Kultband hat sich hier vom Vater auf den Sohn übertragen. „Sie sind Teil der Musikgeschichte. Man merkt sofort, wenn es ein Stones-Titel ist, der gespielt wird. Die Jungs bleiben ihrem Motto Sex, Drugs & Rock’n’Roll treu.“ Auch der Oftersheimer Altbürgermeister Jens Geiß war vor Ort, selbst Drummer und großer Stones-Fan, der mit seinen Töchtern Lotta und Lilli die zwei jüngsten Fans mitgebracht hatte. Ausgerüstet mit Hörschutz genossen sie, mit Stones-Fan-Gadgets winkend, die Musik zum Teil direkt vor der Bühne. Geiß meinte: „Die Jungs von ,Stoned’ sind einfach super. Wir lieben diese Musik. Und in zwei Jahren fliege ich mit der Größeren nach Chicago. Da erleben wir dann die Rolling Stones live.“
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