Schwetzingen. Ja, der Mann kam 1944 zur Welt. Nächstes Jahr wird er 80 Jahre alt. Aber davon war in der Wollfabrik in Schwetzingen nichts zu spüren. Im Gegenteil. Das Schlagzeug scheint für den legendären Drummer Billy Cobham eine Art Jungbrunnen zu sein. Der Weg auf die Bühne war vielleicht noch irgendwie altersgemäß. Doch als er hinter seinem Schlagzeug saß, setzte eine Verwandlung in Richtung junger Gott ein, die schlicht sprachlos machte.
Begleitet von Gary Husband (Keyboard), Michael Mondesir (Bass) und Rocco Zifarelli (Gitarre) zündete er ein Feuerwerk, dass selbst das Adverb brillant unzureichend erscheinen lässt. Genau 50 Jahre nach dem Erscheinen der Kultplatte „Spectrum“ im Jahr 1973 demonstrierte Cobham nun erstmals in Schwetzingen sein Ausnahmetalent, das einfach niemand kalt lässt.
Der 79-Jährige am Schlagzeug ist ohne Frage ein Faszinosum, der selbst Aggregatzustände zu verändern mag. Befand sich die Wollfabrik eben noch in dem Zustand „fest“, änderte sich dies mit den ersten Schlägen in „rhythmisch“. Die Sache mit der Musik begann für Billy Cobham früh. Geboren in Panama zog die Familie mit dem Dreijährigen nach New York. Sein Vater, ein Pianist, verstand es, in ihm einen ersten Funken der Leidenschaft für die Musik zu entzünden. Jedenfalls begleitete er seinen Vater bereits mit acht Jahren auf der Bühne. 1959, mit 15 Jahren, begann er ein Schlagzeug-Studium an der High School of Music and Art in Brooklyn und schloss es drei Jahre später als 18-Jähriger mit Diplom ab. Es war der Startpunkt für eine beispiellose Karriere, die gerade im Jazz, aber auch im Rock ein Davor und ein Danach beschreibt. Das Fachmagazin „Rolling Stone“ listete ihn 2016 auf Rang 45 der 100 größten Schlagzeuger aller Zeiten.
Billy Cobhams Stil ist außergewöhnlich, legendär sein Spiel mit der Doublebassdrum, das eine sehr schnelle Rhythmik erlaubt. Er ist ein Musiker, wie ein Donnerschlag. In Bezug auf die Wirkung seines Spiels auf die Zuhörer ist ein Vergleich zum Flöte spielenden Rattenfänger von Hameln nicht übertrieben. Wenn das Schlagzeug auf Rädern gestanden und Cobham beschlossen hätte, sich auf den Weg zu machen, es wären ihm aus der Wollfabrik alle gefolgt. Die Technik war virtuos und die Leidenschaft groß. Cobham spielte das Schlagzeug nicht nur, er wurde irgendwie Teil davon.
Es war ein Quartett auf Augenhöhe, welches das Publikum am Samstagabend mit einem Konzert unübersehbar begeisterte und glücklich machte.
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