Schwetzingen. Die Sache ist kompliziert. Für das Paradies gilt, nichts Genaues weiß man sicher. Wenn man dran glaubt, kann es beruhigend wirken und wenn nicht, dann nicht. Insgesamt scheint die Sache mit der Bibel und dem Glauben in den Augen des Kabarettisten Alfred Mittermeier schwieriger geworden zu sein. Man stelle sich vor, heute käme ein geflügelter Zeitgenosse und erkläre einem Mann, dass seine Frau schwanger sei, und dass vor dem Hintergrund, dass das eigene Wasserbett diesbezüglich gerade dem Toten Meer gleiche.
Mit Argumenten könnte es da schwierig werden. Und auch die Sache mit dem Paradies habe ja an Überzeugungskraft eingebüßt. Was durchaus schade ist, zeigte Mittermeier im fast ausverkauften Lutherhaus bei der Lions-Veranstaltung doch, dass die Sache humoristisch betrachtet einigen Gehalt hat und zwar egal ob man nun dran glaubt, oder eben nicht. Die Welt ist mit dem Paradies jedenfalls irgendwie bunter.
Bevor Mittermeier mit seinen Ausführungen zum Paradies begann, übernahm der kurfürstliche Lions-Präsident Dr. Dr. Wolfgang Klein das Wort auf der Bühne und präsentierte kurz den Sinn dieser Veranstaltung. Gehe es neben dem Spaß doch auch um den sozialen Zusammenhalt, weswegen der gesamte Reinerlös sozialen Zwecken in der Region zugutekomme. Gemeint sind damit die Nachbarschaftshilfen Schwetzingen, Oftersheim, Brühl und Ketsch sowie die Brücke, der Tafelladen „Appel + Ei“, die Comenius- und die Schimper-Gemeinschaftsschule.
„Mit ihrem Kommen stehen sie für diese Institutionen ein.“ Institutionen, die den Unterschied machten und Menschen helfen würden. Passt irgendwie zum Thema Paradies, dem sich der Bayer im Anschluss annahm. Dabei erinnere die Geschichte Mittermeier an ein Phänomen, das er auch aus der Politik kennt. Genau wie die Bibel schwelge die Politik oft in der Vergangenheit, tue in der Gegenwart wenig und sehe in der Zukunft ein Versprechen. Ein Triptychon, das nie wirklich funktioniert habe, aber immer wieder zur Anwendung komme.
Alfred Mittermeier in Schwetzingen: 150 filmische Adaptionen der Bibel
Dass die Geschichte anschlussfähig sei, mache übrigens die Zahl der Verfilmungen klar. Mehr als 150-mal wurde die Bibel filmisch verarbeitet. Sein Highlight, „Das Leben des Brian“. In Sachen Jesus kam Mittermeier übrigens immer wieder auf den Grünen-Politiker Anton Hofreiter zu sprechen. Der Gedanke an Jesus sei da manchmal kaum zu verhindern. Blöd nur, dass Hofreiter und Bayern, das ja als Paradies auf Erden gilt, nicht einen Moment lang zusammengedacht werden können. Denn das paradiesische an Bayern sei die CSU und der Antagonist wäre da dann Hofreiter.
Im Unterschied zum Bayern-Paradies habe das Paradies der Bibel übrigens einen Haken. Man müsse zuvor sterben. Und wie es dann weitergeht, entscheide das Leben davor. Es gelte die Regel: Die Rosen wachsen nach oben, das Unkraut wird untergepflügt. Wichtig sei, dass die Sünden rechtzeitig verziehen würden.
Und noch wichtiger: Absolute Voraussetzung sei es, zu sündigen. Bedeutend für das Seelenheil sei auch: „Machen sie ein Testament!“ Was großen Spaß machen könne. Vererben sie einem Rassisten Geld mit der Auflage, sich in einem Flüchtlingslager zu engagieren. Wie es dann genau ins Paradies ging, ließ der Mann allerdings offen. Die Hürden seien mannigfaltig.
Alfred Mittermeier in Schwetzingen: Der Humor könnte es letztlich sein
Aber genau die machten den Reiz aus. Das Bild vom Paradies, das Mittermeier entwarf, bekam am Ende viel Jubel und Applaus. Und das völlig zurecht. Mittermeier, so war mehrfach zu hören, war grandios. Die Fröhlichkeit im Lutherhaus war denn auch mit Händen zu greifen.
Mit Leuten wie ihm, die während einer Polizeikontrolle und der Frage, ob ein Alkoholtest gemacht werden könne, lapidar antwortet, gerne, wenn sie einen guten Tropfen dabeihaben, darf sogar das Paradies noch etwas warten. Wenn es ein Paradies auf Erden gibt, ist es der Humor.
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