Schwetzingen. Als die Kinderschar über die Schwelle der Sporthalle tritt, weiten sich die kleinen Kulleraugen. „Wow“, „Oha“ und „Schau dir das mal an“, staunen die Schüler der Zeyher-Grundschule Schwetzingen. Kein Wunder, für die meisten von den Dritt- und Viertklässlern dürfte es das erste Mal gewesen sein, dass sie eine Harfe sehen. Und dann gleich so eine. Diese Harfe mit weißen und roten Saiten und dem Rahmen aus Gold- und Holzelementen von Agnès Clément ist nämlich ein ganz besonderes Instrument.
Seit vielen Jahren kooperiere die Zeyher-Grundschule mit dem SWR, erzählt Schulleiterin Ute Geller-Schmidtke: „Die SWR Festspiele in Schwetzingen sind ein Teil der Kultur und wir möchten als Schule am kulturellen Leben der Stadt teilnehmen.“ Dank des stiftungsgetragenen Projekts „Rhapsody in School“ könnten auch die Kleinsten von dem Festival in Schwetzingen profitieren, weiß die Direktorin.
Agnès Clément ist seit 2013 die erste Soloharfenistin beim „La Monnaie Symphonic Orchestra“ in Brüssel (Belgien) und gewann beim ARD- Musikwettbewerb im Jahr 2016 den ersten Preis, den Publikumspreis sowie den Preis für die beste Interpretation der Auftragskomposition. Seit 2021 ist Clément, die zusätzlich schon zwei Soloalben veröffentlichte, Harfenprofessorin in Brüssel. Ein bisschen aufgeregt sei sie nun kurz vor der Schulstunde mit den Grundschulkindern trotzdem, gesteht die gebürtige Französin. Immerhin habe sie noch nicht oft vor ungefähr 90 Kindern gesprochen und erst recht nicht auf Deutsch.
Einblick in die Welt der Harfe: Agnès Clément inspiriert
Gemeinsam mit Ellen Best bereitete Alex Agopyan die Schulstunde mit Agnès Clément vor. Beide begleiten nämlich die diesjährigen Festspiele mit SWR-Mitarbeiterin Azita Mortazawi-Izadi. „Es ist das erste Mal, dass wir eine Harfe bei diesem Projekt in der Schule haben. Das ist also auch für uns etwas Besonderes“, erzählt die SWR-Mitarbeiterin. „Ich habe meinen Fuß gebrochen, deswegen kann ich nicht laufen, aber die Pedale der Harfe kann ich wieder bedienen“, sagt Clément mit unterschwelligem französischen Akzent.
Doch bevor sie ihr Instrument in allen Einzelteilen erklärt, präsentiert die Französin ein Musikstück. Verwunschene, fast schon verzaubernde Töne hallen durch den Saal. Die Kinder schauen gebannt nach vorne. Nicht alle, manche schließen die kleinen Augen und lassen sich von den gezupften Tönen durch die Gedankenwelt treiben. Eine Entspannung ergreift die Halle und löst sich erst mit dem letzten Ton der Harfe in tobenden Applaus auf. Um die Pedalarbeit für die Kinder noch etwas anschaulicher zu machen, dreht Clément nach ihrem zweiten Lied die Harfe um und spielt das Lied noch einmal.
Kinderfragen an die Harfenistin: Staunen über Kosten und Gewicht
Einige der Kinder springen auf, andere tuscheln beeindruckt mit dem Sitznachbar. Es scheint die Schüler zu überraschen, dass auch die Füße der Künstlerin in ständiger Bewegung sein müssen. „So, jetzt könnt ihr mich alles fragen, was ihr wissen wollt.“ Mehrere Dutzend Finger schnalzen gen Himmel. Wie viel die Harfe wiegt, möchte eines der Kinder wissen. „55 Kilogramm, also etwa so viel wie ich“, antwortet die Harfenistin. „Und was kostet die Harfe?“ Die Französin wirft den Ball zurück und bittet die Kinder zu raten. „10 000 Euro“, ist das höchste Gebot des Schwetzinger Nachwuchses. „Sie kostet 17 000 Euro“, Clément wird von „Oha“- und „Was“-Rufen unterbrochen. Lachend führt sie fort: „Das musste ich nicht selber zahlen. Ich habe einen internationalen Wettbewerb gewonnen. Das war mein Preisgeschenk.“
Für Luis ist es das erste Mal, dass er eine Harfe sieht. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so groß ist. Wirklich beeindruckend“,sagt der Neunjährige. „Ich finde die Musik wunderschön“, sagt die zehnjährige Mila.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-swr-festspiele-in-schwetzingen-schueler-erleben-harfenkonzert-hautnah-_arid,2206937.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html
Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kolumne SWR Festspiele Schwetzingen: Hintergründe der Stücke im Blick