Schwetzingen. Ja, es ist ein kleines Theater. Ein paar Quadratmeter Bühne und 92 Sitzplätze in der Marstallstraße 51. Doch für Oberbürgermeister Matthias Steffan beschreiben diese dürren Daten des Theaters am Puls mitnichten seine Bedeutung, wie er es im Rahmen einer Pressekonferenz zur Spielzeit 2025/2026 sagt: Es sei vielmehr ein „Leuchtturm der Kultur“ für die Stadt. Denn der Grad an Zivilität einer Gesellschaft zeige sich auch an ihrer Wertschätzung für Kultur. Und diese Wertschätzung drücke sich staatlicherseits in Form monetärer Förderung aus.
Die Stadt Schwetzingen fördert das Theater Jahr für Jahr mit 131.000 Euro. Und auch wenn die finanzielle Lage jetzt wahrlich nicht frohlocken lässt, steht die Förderung für den Oberbürgermeister nicht zur Disposition. Vom Land kommen über die „Zwei-zu-Eins- Förderung“ 65.500 Euro hinzu. Macht zusammen 196.500 Euro. Was reiche, so der Intendant Joerg Steve Mohr, um den Schauspielern ein etwas anständigeres Gehalt zahlen zu können. Heißt, die Gage stieg von 150 Euro auf 200 Euro pro Vorstellung und die sechs-wöchige Probezeit wird mit 2.000 Euro, anstatt der bisherigen 1.500 Euro honoriert.
Schillers „Räuber“ feiert am 3. Oktober in Schwetzingen Premiere
Wahrlich nicht üppig, aber damit, so die Vorsitzende des Freundeskreises, Birgit Schillinger, bringen Mohr und sein Team wahre Schätze auf die Bühne. Und kaum etwas stützt diese Einschätzung so sehr wie die erste Premiere der kommenden Spielzeit. Mit Friedrich Schillers „Die Räuber“ am Freitag, 3. Oktober, werde ein Stück aufgeführt, das, man könnte sagen leider, für unsere Zeit wie geschaffen ist. In kaum einem anderen Bühnenspiel, so Schillinger und Mohr, werde das Entstehen einer alles zermalmenden Gewaltspirale so eindrücklich gezeigt, wie in diesem in Mannheim vor genau 243 Jahren uraufgeführten Stück. Das Spiel zwischen den beiden Brüdern Karl und Franz Moor eröffne den Blick auf die moralischen Abgründe, die sich auftun, wenn Ideale in blinde Wut umschlagen.
Was geschehen kann, wenn Empathie und Dialektik zu stumpfen Schwertern werden und das Wissen, dass man Opfer und Täter zur gleichen Zeit sein kann, verloren geht. Vom Bürgerkrieg im Sudan über Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine oder den von der Hamas ausgelösten verheerenden Feldzug Israels in Gaza zeigt sich immer wieder diese Verdunklung des Menschseins in der Welt. Eine Verdunklung, die am Ende alle und alles mit in den Abgrund reißt. Dieses Stück war schon immer wichtig. Jetzt ist es das vielleicht noch etwas mehr. Es ist dieser Anspruch, am Puls der Zeit zu sein, und auch den Willen, durchaus schwere Kost auf die Bühne zu bringen, die Steffan und Schillinger dem Intendanten Mohr hoch anrechnen.
„Die Schneekönigin“– ein Wintermärchen für die ganze Familie
Ein Satz, der aber eigentlich für das ganze Programm gelte. Auch für ein Stück, wie „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen, das am Freitag, 14. November, hier Premiere hat. Ein Wintermärchen für die ganze Familie, das von Mohr und seinem Ensemble sehr tiefsinnig inszeniert wird. Denn hinter dem Palast aus Eis verberge sich mehr als nur das vermeintlich Böse. Die Schneekönigin ist eine Gestalt im Spannungsfeld von Macht und Einsamkeit, deren Kälte sie schütze, aber auch gleichzeitig gefangen hält.
Weitere Premieren im Theater am Puls sind „Gift“ von Lot Vekemans am 21. Februar und „Kunst“ von Yamina Rezas am 11. April. Das Erste ist ein intensives Spiel über Liebe, Verlust und Neubeginn. Und in „Kunst“ wird verhandelt, was wann als Kunst gilt – und warum. Mit diesen und vielen weiteren Inszenierungen schafft Mohr, so sieht es Steffan, einen Raum der gesellschaftlichen und persönlichen Verortung und Selbstvergewisserung. Eine Lehrstunde in Empathie, die verhindert, dass das Ich allzu groß wird. Theater war schon immer wichtig. Aber auch hier gilt, jetzt stimmt das vielleicht noch etwas mehr.
Und all das sei nur möglich, so Mohr, weil die Stadt und die Bürgerschaft, in Form des Freundeskreises, hinter dem Theater stünden. „Ohne sie geht hier nichts.“ Nicht nur die Stadt mit ihrer Unterstützung, sondern auch der Freundeskreis, mit seinen 251 Mitgliedern, stelle ein unerlässliches Fundament des Theaters dar. Neben der Pausengestaltung sieht Mohr sie auch als wichtige Multiplikatoren. Ein Beispiel ist das Schüler-Abo, das Schüler, Freunde und gerne auch Eltern zu vier Terminen á sechs Euro ins Theater verführt. Für Oberbürgermeister Steffan ist am Ende klar: „Ohne das Theater wäre die Stadt um vieles ärmer“.
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