Schwetzingen. Die Zeit von Oberbürgermeister Dr. René Pöltl im Amt geht auf ihr Ende zu. Und natürlich schaut er bei Terminen rund um die Frage, was gelang und was nicht ganz so, manchmal zurück. So auch bei Pressekonferenz zum neuen Programm des Theaters am Puls an der Seite von Intendant Joerg Steve Mohr und der Vorsitzenden des Freundeskreises, Birgit Schillinger. Dabei überrascht es nicht wirklich, dass er allein die Existenz dieses Theaters in Schwetzingen auf der Seite „mehr als gelungen“ verbucht: „Ich bin glücklich darüber, dieses Theater hier in der Stadt zu wissen.“
Pöltl erinnerte bei der Pressekonferenz zu neuen Saison kurz an die Corona-Zeit, die für das Theater und seine Menschen wie für alle Kunstschaffenden sehr schwer gewesen sei. Aber, und das zeichne Mohr und sein Team aus, dem Theater sei ein Phönix-aus-der-Asche-Manöver gelungen. Und jetzt, so der Oberbürgermeister, gelang es auch noch, die 2:1-Förderung des Landes umzusetzen. Heißt, dass für 2 Euro kommunale Förderung nun 1 Euro vom Land dazukommt. Der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Sturm, so Mohr, habe das möglich gemacht. Auf seine Initiative hin werden nun Erlöse aus dem Toto-Lotto-Fond für das Theater am Puls eingesetzt. Das sind 27 500 Euro. Mit den Geldern von Schwetzingen kommt man damit auf 65 500 Euro. Das Land zahlt also jetzt jährlich 65 500 Euro und die Stadt im Jahr 131 000 Euro.
Damit sei Mohr endlich in der Lage, so Pöltl, die Schauspieler etwas angemessener zu bezahlen. Angemessener benutzte der OB dabei ganz bewusst, denn er weiß, dass das Theater im Jahr 122 000 Euro für die Schauspieler aufwendet. Da seien auch diese zusätzlichen Mittel kein finanzieller Befreiungsschlag. Trotzdem betonte Mohr, sehr dankbar zu sein. Schwetzingen und auch Sturm scheinen verstanden zu haben, dass kürzen bei der Kultur weit schädlicher für die Gesellschaft sei, als es den Anschein habe. Gerade Theater, so Mohr, würde Räume schaffen, die einer zunehmend in Blasen abgekapselten Welt unverzichtbar seien. Das Theater ist sozusagen das erklärte Gegenmodell zur Blase - oder anders formuliert, die Nadel für diese oft so schädlich wirkenden Blasen.
Abo für Schüler und anspruchsvolle Stücke: Schwetzinger Theater startet in die Saison
Eine Sicht, die auch die Vorsitzende des Freundeskreises teilt. Dabei sei, betont Birgit Schillinger, dass das vor allem mit dem Mut Mohrs zu tun habe, immer mal wieder auch schwierige Stücke auf die Bühne zu bringen. Es seien jedenfalls nicht immer Wohlfühlzonen, die Mohr da auf die Bühnenbretter zaubere. Deshalb ist ihr auch das Schüler-Abo so wichtig. Dabei kann jede Schule frei vier Stücke aussuchen und das zu einem unschlagbar günstigen Preis: 24 Euro pro Schüler aus Schwetzingen und 54 Euro für Schüler von Schulen außerhalb der Stadtgrenzen.
Und das mit diesen schwierigen, anspruchsvollen Stücken beweist Mohr einmal mehr zum Saisonauftakt mit der Premiere von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ am Freitag, 4. Oktober (ausverkauft). Für die drei ein Stück, das brisanter und aktueller kaum sein könnte. Das Lehrstück ohne Lehre, so Max Frisch über das Stück, vermittle einen Eindruck davon, wie eine Gesellschaft, der es ganz gut gehe, von radikalen Kräften überwältigt werden kann. Von der vermeintlich bürgerlichen Sicherheit und Selbstgewissheit bleibt am Ende nicht viel übrig.
Theater am Puls mit Programm für Kinder und Erwachsene in Schwetzingen
Am Freitag, 15. November, feiert „Das Sams“ Premiere im Theater am Puls und Mohr betonte, dass es kein Kinderstück sei. Geeignet erst ab acht Jahren werden hier Themen wie Pubertät, Abgrenzung gegenüber der Erwachsenenwelt und das Gendern behandelt. Das Sams bestehe darauf, das Sams genannt zu werden.
Für Kinder ab fünf Jahren ist dafür „Miras Sternreise“, am Sonntag, 13. Oktober. Mohr versprach eine Zaubershow, die fröhlich und glücklich macht. Ein Highlight wird die Eröffnungsshow für die Talk-Show Reihe „Schwetzchen“ mit der Dragqueen Audrey Naline am Montag, 18. November. Talk-Kultur in seiner feinsten, ernstesten und lustigsten Ausprägung.
Im Theater am Puls nicht vor der Wahrheit drücken
Weitere Premieren sind im kommenden Jahr die Stücke „Kleiner Mann - was nun?“ am 15. Februar und „Ganzkörpereinsatz“ am 5. April. Ersteres ist ein Stück nach dem Roman aus dem Jahr 1932 von Hans Fallada, der die Suche nach Würde und Sicherheit in einer Welt voller Unsicherheiten zeigt, und Letzteres eine kluge Komödie, in der die menschlichen Schwächen der schillernden Fassade des Glamours immer mehr Risse bescheren und die Absurditäten unserer Gesellschaft grell zum Vorschein kommen.
Das Theater am Puls und der Intendant Mohr, so Pöltl und Schillinger, würden ihrem Ruf wieder einmal mehr als gerecht. Das Theater sollte ein Ort sein, an dem man sich vor der Wahrheit nicht drücken kann. Mohr tut alles dafür, dass dem so ist.
Weitere Infos und den genauen Spielplan für alle Stücke gibt es auf der Website des Theater am Puls. Tickets sind im Kundenforum der Schwetzinger Zeitung (Montag bis Freitag, 8 bis 12 und 13 bis 17 Uhr) und beim Theater unter der Nummer 06202/ 9 26 99 96 erhältlich. Zum Schüler-Abo gibt Birgit Schillinger Auskunft: schillinger@theater-am-puls.de.
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[3] https://www.theater-am-puls.de/site/