Schwetzingen. Die Trio-Formation der Musikschule Bezirk Schwetzingen, der die Violinistin Olga Becker-Tkacz, die Cellistin Mirjam Rox und der Pianist Dr. Joachim Vette angehören, gestalteten einen Klaviertrio-Abend, der ein kleines, aber feines Auditorium in den Danzi-Saal des Kulturzentrums lockte.
Auf dem klug konzipierten Programm, reich an Stimmungswechseln zwischen Melancholie und explosiver Dynamik, standen drei aparte Werke der Klaviertrio-Literatur: Dem „Andante c-Moll für Klaviertrio“ des Romantiker Edvard Grieg (1843 – 1907) stellten sie das klassische „Klaviertrio XV: 40 F-Dur“ von Joseph Haydn (1732 – 1907) und das „Klaviertrio d-Moll op. 32“ des zu Unrecht fast vergessenen Komponisten Anton Stepanowitsch Arensky (1861 – 1906) gegenüber.
Die drei Mitwirkenden der Formation überzeugten durch stimmungsvolle und angemessen werkbezogene Interpretation: blühende Melodien und sanfte Schwermut bei Grieg, schwungvolle Leichtigkeit bei Haydn sowie dunkler, expressiver Klang bei Arensky.
Violine als Gegengewicht zum Klavier
Das zu Beginn interpretierte „Andante c-Moll für Klaviertrio“ von Edvard Grieg besteht nur aus einem einzigen Satz, dem „Andante con moto“. Darin vereinten sich Violine und Violoncello, sogar oft unisono, zu einer Stimme, die als ausbalanciertes Gegengewicht zum Klavier auftrat.
Die leidenschaftliche Grundanlage mit großen Gefühlen wurde dabei von Becker-Tkacz und Mirjam Rox sehr feinfühlig und auf Nuancen bedacht umgesetzt, während der Pianist Joachim Vette mit Sensibilität den harmonischen, melodischen und klanglichen Wendungen dieser Komposition nachspürte.
Höhepunkt des Abends im Schwetzinger Kulturzentrum
Farbenreich und rhythmisch interpretierten die drei Musiker anschließend das „Trio in F“ von Joseph Haydn. Auf faszinierende Art gelang ihnen in allen drei Sätzen ein beseeltes Musizieren: lebhaft das heitere Andante mit seinen figurativen Variationen, beschwingt der Rhythmus im Menuett, dynamisch das Finale Allegro molto. Die ungebändigte Musizierlust der Interpreten, die in diesem Stück besonders deutlich hervortrat, war einfach hinreißend.
Abschluss und Höhepunkt des Abends bildete das „Trio d-Moll“, das der russische Komponist Anton Stepanowitsch Arensky dem verstorbenen Solocellisten der Kaiserlichen Oper in Sankt Petersburg und Komponisten Karl Davidoff (1838 – 1889) gewidmet hat, was auch in der Gestaltung des Celloparts seinen Niederschlag fand. Arensky, der das späte Zarentum und dessen despotische Diktatur erlebte, stammte aus einer schwerreichen Familie und ließ sich gerade bei diesem „Klaviertrio d-Moll“ nicht vom Umfeld, sondern ausschließlich von seiner Inspiration leiten.
Trio hat nach Auftritt in Schwetzingen mehr Aufmerksamkeit verdient
Dank der klaren Gliederung konnten die Zuhörer über die fast 40 Minuten effektive Spieldauer den Verlauf der vier Sätze problemlos nachvollziehen. Sie erlebten eine in gleicher Weise angemessen stilgerechte und technisch versierte Interpretation, die allen drei Instrumentalisten viel Einfühlungsvermögen abforderte. Schon in den beiden ersten Sätzen – Allegro moderato und Scherzo: Allegro molto – eröffnete das Cello jeweils das Seitenthema, das dann vor allem im dritten Satz – Elegia: Adagio –, welcher am meisten von der Trauerstimmung geprägt ist, die Führung übernahm. Der dunkle, melancholische Tonfall des Cellos, zart von der Violine und dem Klavier begleitet, wurde hier aufs Schönste realisiert.
Die Interpreten benötigten dafür nicht nur technische Fertigkeit und ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten, sondern auch Ausdauer, einen großen Bogen von den Anfangstakten bis zum kraftvollen Finale, dem Allegro non troppo, zu spannen. Alle diese Fähigkeiten sind bei Olga Becker-Tkacz, Mirjam Roy und Joachim Vette in reichem Maß vorhanden, sodass die Aufführung dieser selten aufgeführten Komposition zu einem ergreifenden Erlebnis geriet. Zum Schluss gab es langen Applaus für das intelligent konzipierte Programm und seine Interpreten, denen mehr Aufmerksamkeit zu wünschen ist.
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