Oststadt

Unterwegs mit den Sternsingern in Schwetzingen

Unser Reporter hat die Sternsinger auf ihrer Mission begleitet. Den Kindern macht das Mitmachen gehörig Spaß - sie werden aber auch belohnt.

Von 
Noah Eschwey
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Anhdung Ta (l.) unterstützt seine Frau Tam Bui-Ta bei der Koordination der Besuche der Heiligen Drei Könige mit Sternträger – Naomi, Lina, Tristan und Samuel. © Eschwey

Schwetzingen. Lina wirft noch einen kurzen Blick zu Samuel (7) und Tristan (8). Beide stehen stramm vor einer robusten Holzhaustür. Samuel hält den goldenen Holzstern, der weit über seinen Kopf ragt, felsenfest. Lina nickt den Jungs zu: Die Heiligen Drei Könige sind bereit für ihre nächste Mission. Die Siebenjährige drückt den Klingelknopf. Aus dem Hausflur dringt ein Rascheln nach draußen.

Tam Bui-Ta schnappt schnell noch die Jüngste in der Runde, die vierjährige Noemi, um sie neben den drei Königen zu platzieren. Die Tür öffnet sich. Ein überraschtes, aber vor allem hörbar erfreutes „Oh“ klingt in den Hof. Tristan stimmt das Lied „Wir kommen daher aus dem Morgenland“ an, die drei anderen Kinder stimmen mit ein. Der kleine Chor mit den zarten Stimmchen dringt über das Grundstück in der Schwetzinger Oststadt. Es ist Dreikönigstag und die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde sind unterwegs, um den Segen zu den Menschen zu bringen, die ihn bei der Kirchengemeinde vorab bestellt haben. Dabei freuen sie sich über Spenden, die den Kindern im Gebiet Amazonien zugutekommen sollen.

Landtagsvizepräsident Daniel Born klebt das Segensband selbst über seine Tür, da die Kinder zu klein dafür sind. © Eschwey

Gemeinsam mit Dekan Uwe Lüttinger gestalteten die Sternsinger schon den Vormittagsgottesdienst am 6. Januar. Danach trafen sie sich im Josefshaus, um sich dort mit einem Mittagessen zu stärken. Für die ungefähr 50 Beteiligten kochte Diakon Michael Barth-Rabbel. Es gab Spaghetti mit Tomatensoße und Käse. Alle, die wollten, bekamen zudem einen Salat. „Das war lecker“, lobt Lina noch bei der Tour durch die Oststadt.

Für Schwetzinger Sternsinger gibt es Süßigkeiten

„Es sind ungefähr 30 Kinder in acht Gruppen unterteilt“, erklärt Simon Abraham, der mich zu der Gruppe führt, die ich auf ihrer Sternsinger-Tour am Dreikönigstag begleiten darf. „Dazu gibt es zehn Gruppenleiter. Für die Koordination sind Carmen Lamm und Anna Abraham zuständig.“ Beide seien selbst Sternsinger gewesen und dann in die Rolle der Organisatoren reingerutscht. So geht es auch der jungen Mutter, die die Gruppe betreut, mit der ich unterwegs bin: Tam Bui-Ta. Sie ist zudem die Schwester von Anna Abraham.

Spendenkonto

Die Sternsingeraktion gibt es nach Informationen der katholischen Kirche seit 1959. Spenden kann man auch noch nach Dreikönig: Römisch-katholische Kirchengemeinde Schwetzingen, IBAN: DE58 67250020 0025 0235 10, Sparkasse Heidelberg, Verwendungszweck (bitte unbedingt angeben): Sternsinger 2024.

Bei der diesjährigen Sternsingeraktion stehen Kinder im Gebiet Amazonien im Mittelpunkt, aber weltweit sollen Projekte zugunsten von Kindern gefördert werden, die von Armut bedroht sind. zg

Selbstsicher marschieren die Heiligen Drei Könige mit ihren Stern zur Tür eines Mehrfamilienhauses. Kollektiv, fast schon im Gleichklang, atmen die drei Könige ein letztes Mal durch, dann klingelt Samuel. Es bleibt keine Zeit für Begrüßungen, als die Wohnungstür aufgeht und ein Paar dasteht. Sofort singen die Könige das erste Lied. Ohne Pause folgt das zweite. Das sorgt für fröhliche Gesichter bei jenen, die die Kinder besuchen. Als dann auch das zweite Lied zu Ende ist, stellen sich die Kids in Gedichtform vor. „Ich bin Balthasar“, beginnt Lina. Tristan erklärt, dass er Melchior sei, Samuel präsentiert sich als den letzten der drei Weisen aus dem Morgenland, Caspar.

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Mit dem letzten Satz des von allen drei perfekt auswendig gelernten Gedichts bitten sie um eine Spende. Die junge Frau, die sich als Sabine vorstellt, faltet mehrere Scheine und steckt sie durch den Schlitz der Blechbüchse. Doch das ist noch nicht alles: Die Kinder bekommen noch drei Tütchen mit Süßigkeiten – die Spenderin bedauert: „Ich wusste leider nicht, dass ihr zu viert seid.“ –“ „Kein Problem, wir teilen alles“, antwortet Samuel. Tam Bui-Ta überreicht dem Paar den Haussegen. Ein schwarzer Streifen mit der weißen Aufschrift „20*C+M+B+24“, der an den Rahmen über die Tür geklebt werden kann. Mit einem Dankeschön auf den Lippen ziehen die Weisen aus dem Morgenland weiter.

Besuch etwas Außergewöhnliches

Ungefähr zwei bis drei Tage hätten sie ihren Text einstudiert, erzählt Tristan unterwegs. Auf meine Frage, weswegen die Kinder mitmachen, haben sie einige Antworten: „Es macht einfach Spaß“, findet Samuel. „Und wir bekommen viele Süßigkeiten“, stellt Lina außerdem heraus. Ihr Gesichtsausdruck verrät, dass sie nicht ganz zufrieden mit ihrer Antwort ist. „Am tollsten ist es aber, dass wir Kindern in Not helfen können“, erklärt die Siebenjährige dann noch sichtlich stolz. Mit scheinbar nie endender Motivation laufen die vier weiter. Aber ist das nicht manchmal komisch, an fremden Türen zu läuten, will der Mann von der Zeitung wissen. „Ein bisschen gruselig ist es manchmal schon“, gesteht Samuel. „Es könnte ja sein, dass da jemand wohnt, der nicht nett ist“, erklärt Lina das Offensichtliche in Kinderworten. „Aber die freuen sich eigentlich immer alle, wenn wir kommen. Wer das nicht möchte, macht eh nicht auf“, sagt Tristan.

Christina Rossbach freut sich über den Besuch. © Eschwey

Mittlerweile ist es ja auch so, dass der „königliche Besuch“ auf Vorbestellung erfolgt. Dafür meldeten sich Interessenten über die Internetseite der Seelsorgeeinheit Schwetzingen/Oftersheim/Plankstadt an. Ohne diese Anmeldung kam früher auch schon mal ein „Das-passt-gerade-nicht“, „Versucht’s-beim-nächsten-Haus“ oder eben gar keine Reaktion.

Einer, der sich stets über den Besuch der Heiligen Drei Könige freut, ist Landtagsvizepräsident Daniel Born. Der Schwetzinger hilft den Kleinen sogar und klebt in deren Beisein den Segensspruch über seine Tür. Daniel Born und viele andere Menschen wissen, dass der Besuch der Heiligen Drei Könige etwas Besonderes ist: Immerhin setzen sich bei dieser weltweit größten Spendenaktion Kinder für Kinder ein, die nicht auf der Sonnenseite des Lebensstehen. Kein Wunder also, dass Lina, Samuel, Tristan und Noemi energiegeladen und mit jeder Menge Spaß weiter von Haus zu Haus gehen.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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