Fasnacht

Verhaltener Sturm aufs Schwetzinger Rathaus

Von 
Lukas Heylmann
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Schwetzingen. Der traditionelle Auftakt zur Fasnachtssaison stand dieses Jahr unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass Oberbürgermeister Dr. René Pöltl krankheitsbedingt fehlte und von Bürgermeister Matthias Steffan vertreten werden musste, auch den Rathaussturm an sich konnte man nur schwerlich als solchen bezeichnen. Zwar war die Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) zahlreich und sogar mit symbolkräftigem Nachwuchs erschienen, aber das half der gedrückten Stimmung am 11. 11. um 11.11 Uhr auch nicht merklich auf die Sprünge.

Und so nahm alles in nur wenigen Minuten seinen Lauf: Zeremonienmeister Peter Much klopfte an die Rathauspforte und forderte Bürgermeister Steffan auf, den Rathausschlüssel herauszugeben. Nach den Reden von SCG-Präsident Peter Lemke und vom Bürgermeister übergab Letzterer den Schlüssel, wie er selbst sagte, ohne Gegenwehr an die Narren. Natürlich nahmen beide in ihren Reden, die aus Gründen des Gesundheitsschutzes vor dem Rathaus gehalten wurden, Bezug auf die andauernde Corona-Krise. Lemke lobte die Verwaltung dafür, in der Pandemie fleißig weitergearbeitet zu haben und forderte als Ausgleich: „Geben Sie uns den Rathausschlüssel und machen Sie Urlaub.“ Dem Oberbürgermeister wünschte die SCG bei dieser Gelegenheit eine baldige Genesung.

Mehr als sonderbar

Matthias Steffan ließ es sich zumindest nicht nehmen, seine Rede in Reimform abzuliefern. Unter anderem bezeichnete er die Aktion eher als laue Luft und leichte Brise anstatt als den gewohnten Sturm und konstatierte schließlich: „Ein Rathaussturm, der keiner war, der ist schon mehr als sonderbar.“

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Doch der etwas starre Auftakt passte im Grunde gut zu der Kampagne, die er für die Carneval-Gesellschaft einleitete. So sollte es in dieser Saison von vorneherein kein Ordensfest geben, da die SCG für dieses Jahr gar keine entsprechenden Orden hergestellt habe, wie Präsident Lemke erklärte. Stattdessen war eine feierliche Kampagneneröffnung im Lutherhaus geplant, bei der die Garden hätten auftreten können. „Dafür haben wir keinen Termin bekommen“, so Lemke weiter. Das frühere Herrenfrühstück der Gesellschaft hätte ab dieser Fasnachtssaison durch den sogenannten SCG-Galaabend ersetzt werden sollen. Diesen soll es nun erstmals 2023 geben. Fest steht zurzeit also nur der Kampagnenabschluss in Form des Heringsessens am Aschermittwoch. „Wenn wir die Kampagne schon eröffnet haben, wollen wir wenigstens auch unseren Abschluss“, meinte Vorsitzender Petros Maloussidis.

Umzug durch das Stadion?

Wie es um die Prunksitzung und den Fasnachtszug steht, ist bis dato noch ungeklärt. „Wenn es möglich ist, wollen wir die Prunksitzung am Samstag, 19. Februar, im Lutherhaus abhalten“, erklärte Maloussidis weiter. Schwieriger gestalte sich – auch wegen der Besuchermengen von über 50 000 Menschen – der Fasnachtszug. Über dessen Schicksal soll in der kommenden Woche bei einer Sitzung des Fasnachtszugkomitees entschieden werden.

Eine Idee, so der SCG-Vorsitzende, gebe es bereits: „Wir würden gerne eine Veranstaltung im Stadion machen“, erklärte er. „Natürlich gäbe es dann keine Wagen, aber es könnte marschiert werden.“ Grund für die Wahl des Ortes sei, dass dort am Eingang Kontrollen bezüglich des Impfstatus möglich wären. „Der Eintritt wäre natürlich trotzdem frei. Aber wir müssen erst mal sehen, was die Vereine davon halten.“

Man merkte dem Präsidenten und dem Vorsitzenden die Unzufriedenheit über diese sehr ausgedünnte und unsichere Kampagne zwar an, aber auch, dass sie sich umso mehr auf das Folgejahr freuen: „Nächstes Jahr wollen wir wieder richtig starten, schon im Herbst mit Plakaten und Werbung“, meinte Peter Lemke. Was also dieses und vergangenes Jahr unmöglich war und ist, müsse man dann in der Zukunft doppelt so sehr nachholen. Dann auch sicher wieder mit einem anständigen Rathaussturm.

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