Kleine Planken - Mahnwache und Friedensgebet der Kirchen für die Menschen in der Ukraine zieht um die 150 Bürger in die Schwetzinger Innenstadt

Viele Menschen kommen zur Mahnwache nach Schwetzingen

Von 
Volker Widdrat
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Schwetzingen. „Mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den Menschen in der Ukraine, die an Leib und Leben bedroht sind. Der Krieg trifft eine ohnehin schon notleidende und schwer traumatisierte Bevölkerung. Schon jetzt waren drei Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nun wird die Zahl noch einmal steigen; viele werden ihre Sicherheit und ihr Zuhause verlieren.“

Der Aufruf der Bischöfe der evangelischen Landeskirchen in Baden und Württemberg sowie der katholischen Kirchenleitungen der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart wurde bei der Mahnwache am Samstag auf den Kleinen Planken gleich zweimal verlesen (wir berichteten bereits in Kurzform im „Digitalen Sonntag“ und online). Die Kirchengemeinderäte Hanna Schwichtenberg und Günther Keim stellten den Bischofsaufruf den Friedensgebeten in der evangelischen Stadtkirche voran: „Trotz aller Eskalation vertrauen wir darauf, dass der Friede Gottes stärker ist als alles Machtstreben und alle Gewalt der Menschen.“

Die Schwetzinger Ökumene folge diesem Aufruf und fordere von den Verantwortlichen, sich angesichts des bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine für politische, wirtschaftliche und diplomatische Lösungen einzusetzen, meinte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Gemeindediakonin Margit Rothe. Für ein paar Minuten war es ganz still während der Marktzeit vor dem Gotteshaus. Nach dem gemeinsamen Schweigen läuteten um 12 Uhr die Glocken der Stadtkirche und der katholischen Kirche St. Pankratius für den Frieden – in der Ukraine und in aller Welt.

„Gewalt erzeugt Gegengewalt“

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„Verleih uns Frieden gnädiglich!“, spielte Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer auf der Orgel. Das Lied von Martin Luther war die Einladung an die Gläubigen, zum Friedensgebet in die Kirche zu kommen. „Jetzt sitzen wir hier und würden Gott gerne einfach für die Frühlingssonne danken. Aber seit Donnerstag ist unsere Welt eine andere geworden“, sagte der katholische Pfarrer und Leiter des Dekanats Wiesloch, Uwe Lüttinger. Wohin mit unserer Wut, unserem Entsetzen und unserer Angst? Kinder fragen, ob der Krieg auch hierher zu uns kommt. Dieser Krieg wird nicht spurlos an Deutschland und Europa vorbeigehen.

„Krieg kennt letztendlich keine Gewinner. Nur Verlierer. Auf allen Seiten“, zitierte der Seelsorger Martin Luther, der einmal gesagt habe: „Beten heißt, Gott den Sack vor die Füße zu werfen.“ Deshalb sei man heute hier zum Friedensgebet.

Was wird passieren? „Gewalt schreit nach Gegengewalt. Waffen auf der einen Seite rufen nach noch mehr auf der anderen. Drohung bedingt Gegendrohung, nicht nur in der Ukraine, sondern überall in Europa.“ Wo die diplomatischen Gespräche gescheitert seien, „muss Gott mal wieder richten, was die Menschen verbockt haben“. Hanna Schwichtenberg las das Gedicht „Die Bitten der Kinder“ von Bertolt Brecht vor: „Die Häuser sollen nicht brennen. Bomber soll man nicht kennen. Die Nacht soll für den Schlaf sein. Leben soll keine Straf sein.“

Hilfe für Notleidende

Nach einem gemeinsamen Gebet trugen Pastor Matthias Störmer von der evangelischen Gemeinde am Schlossplatz 9, Pfarrer Uwe Lüttinger und die Kirchengemeinderatsvorsitzende Elfriede Fackel-Kretz-Keller die Fürbitten vor. „Wehre aller Feindschaft und schenke Versöhnung zwischen Menschen und Staaten. Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“, bitte man Gott darum, dass alle, die politischen Einfluss haben, Wege aus der Eskalation finden und der Kraft des Friedens, der Verständigung und der Versöhnung vertrauen.

Gebetet wurde für alle Menschen, die unter dem Krieg im Osten der Ukraine leiden, für alle, die sich vor einem größeren Krieg fürchten, für die Verantwortlichen in Russland, der Ukraine, Belarus, den USA und der EU, dass sie Wege aus der Eskalation der Kriegsrhetorik finden: „Bewahre uns vor der Willkür der Mächtigen dieser Welt und bringe sie zur Erkenntnis ihrer Grenzen.“

Den Liedern „Gib Frieden Herr, wir bitten“ und „Verleih uns Frieden gnädiglich“ folgte das gemeinsame Vaterunser. Die Gemeinde betete in aller Stille. Kriege können Konflikte nicht nachhaltig lösen, dafür muss es politische, wirtschaftliche und diplomatische Lösungen geben.

„Die Ukraine. Heimat von 41 Millionen Menschen. Sie sind Mütter und Töchter und Schwestern, Brüder und Söhne und Väter. Sie wollen leben. Musizieren. Mit ihren Kindern auf den Spielplatz gehen. Morgens ins Büro fahren. Abends sich am Esstisch von ihrem Tag erzählen. Den Alltag leben, den wir auch leben. In einem freien Land“, waren bewegende Worte von Hanna Schwichtenberg in dem ökumenischen Gottesdienst.

Spendenkonto eingerichtet

Uwe Lüttinger und Margit Rothe spendeten den Gläubigen den Segen. Der militärische Konflikt in der Ukraine bringt den Menschen großes Leid. Die Diakonie-Katastrophenhilfe bereitet sich deshalb darauf vor, Nahrungsmittel und Trinkwasser zu verteilen und Notunterkünfte für vertriebene Familien zur Verfügung zu stellen.

Die Menschen in der Ukraine brauchen die Hilfe. Deshalb wird um Spenden und Kollekten gebeten: Evangelische Bank, IBAN: DE68520604100000502502, BIC: GENODEF1EK1, Stichwort: Ukraine Krise.

Mit dem Lied „Herr, gib uns deinen Frieden“ endete die Zusammenkunft. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen überlegen, für die nächsten Wochen eine regelmäßige Möglichkeit zu finden, um weitere Gebetstreffen anzubieten. Unsere Zeitung wird dann entsprechend darüber informieren.

Info: Mehr Fotos gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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