Schwetzingen. Als „Pre-Concert“ zu den Schwetzinger Jazztagen trat am Sonntagmorgen die sechsköpfige Formation Carli Kream im Johann-Welde-Saal des Schlossgartenrestaurants Blaues Loch auf. Saxofonist Carl Krämer, Dozent an der Musikschule Schwetzingen, präsentierte sich als Bandleader, Arrangeur, Komponist und Instrumentalist. Das Ensemble, das der Einladung der Jazzinitiative Schwetzingen gefolgt war, bot ein über zweistündiges Programm mit überwiegend eigenen Kompositionen – stilistisch zwischen Jazz, Fusion und experimenteller Improvisation. Einige Stücke stammten von der jüngst erschienenen CD des Ensembles.
Die Virtuosität und Kreativität der jungen Musikerinnen und Musiker, die sich während ihres Studiums an der Musikhochschule Mannheim kennengelernt haben, beeindruckte. Gleich zu Beginn, bei „Bloom“ von Sängerin Clara de Farias, glänzte Bassist Simon Zauels mit einem ausdrucksstarken Solo. Es folgte der Jazzstandard „Spring Can Really Hang You Up the Most“, von Krämer augenzwinkernd als „Komposition mit dem längsten Titel“ angekündigt. Gitarristin Natalia Rose verlieh dem Stück mit einem rhythmusbetonten Bossa-Nova-Solo südamerikanisches Flair.
Mit „Overdreamed“, einer Eigenkomposition, entführte die Gruppe in träumerische Klangwelten: Zauels‘ Bass eröffnete zart, Schlagzeuger Jakob Dinnebier malte mit Becken und Snare feine Texturen, bevor Juliana Saib am Keyboard und Krämer am Tenorsaxofon das Klangbild ergänzten – ein sanftes Erwachen in Musik.
Krämer zeigte in „For Pachamama“ und „Sweets“ die ganze Bandbreite seines Spiels: mal ekstatisch auf dem Sopransaxofon, dann wieder mit Gänsehaut erzeugendem Sound auf dem Tenorsaxofon. Eine besondere Note setzte „Die Liebenden“ nach einem Gedicht von Bertolt Brecht, das Clara de Farias rezitierte, während die Band atonale Klangflächen erzeugte – Krämer diesmal an der Bassklarinette.
Im experimentellen „Vigo“ vermischten sich urbane Geräusche und rockige Jazzklänge zu einer dichten, fast filmischen Erzählung. Das Stück zeigte, dass Carli Kream weit über das reine Musizieren hinausgehen konnte und mit ihren Kompositionen atmosphärische, fast szenische Geschichten entwirft.
Zum Abschluss erklang „Mo‘ Better Blues“ von Branford Marsalis, komponiert für den gleichnamigen Spike-Lee-Film. Als Zugabe interpretierte die Band den Simply-Red-Hit „Holding Back the Years“ auf ihre unverwechselbar jazzige Weise.
Das Konzert wurde von der Initiative Musik des Bundes gefördert; zur Deckung der restlichen Kosten bat die Jazzinitiative um Spenden.
Mit diesem Konzert fiel der Startschuss zu den Schwetzinger Jazztagen: Den offiziellen Auftakt gestaltet der international renommierte Pianist Michael Wollny am Freitag, 17. Oktober, im Rokokotheater – das Konzert, in Kooperation mit Enjoy Jazz, ist bereits ausverkauft. Zeitgleich findet an der Musikschule ein Jazz-Workshop statt, für den laut Krämer noch Plätze frei sind. Am Samstag, 18. Oktober, folgt der beliebte Kneipenjazz, bei dem in sechs Schwetzinger Lokalen Live-Jazz erklingt. Weitere Höhepunkte sind das „Gee Hye Lee Trio“ mit Jakob Bänsch und Alexander Kuhn am 25. Oktober, „François Couturier & Dominique Pifarély“ am 26. Oktober sowie Ramón Valle und Maite Hontelé am 15. November.
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