Rokokotheater - Die Wurzeln der Sopranistin Franziska Lebrun liegen in der musikalischen Danzi-Familie / Zusammen mit ihrem Mann war sie in ganz Europa ein Star

Von Schwetzingen in die große Opernwelt gestartet

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Ein Porträt von Franziska Lebrun aus dem 18. Jahrhundert. © Wikimedia Commons

Sie war schön und klug, verschaffte sich durch ihre Kompositionen und ihre wunderbare Sopranstimme ungewöhnliches Ansehen und musste dann doch so früh sterben: Am 14. Mai 1791, mit gerade einmal 35 Jahren, starb Franziska Lebrun, geborene Danzi, in Berlin. Als Schwester des Hofvioloncellisten Franz Danzi, der ja in Schwetzingen geboren wurde und nach dem der Konzertsaal in der hiesigen Musikschule benannt ist, hatte sie sich ihren Status als anerkannte Sopranistin und Komponistin unter Kurfürst Carl Theodor hart erarbeiten müssen. Sie debütierte am Schwetzinger Hof und war bald darauf in ganz Europa eine gefragte Interpretin.

Am 24. März 1756 wurde Franziska Dorothea Danzi als Tochter des Ersten Hofvioloncellisten Innocenz Danzi in Mannheim geboren. Sie profitierte von dem innovativen musikalischen Umfeld der berühmten „Mannheimer Schule“ am Hof von Kurfürst Carl Theodor. Wie ihre Geschwister erhielt sie von ihrem Vater Klavier- und Gesangsunterricht.

Von der Primadonna ausgebildet

Franziska war sehr begabt und wurde deshalb wahrscheinlich von der Primadonna der Hofoper, Dorothea Wendling, weiter im Fach Gesang ausgebildet. Aber auch der Tenor und Freund der Familie, Pietro Sarselli, käme als Gesangslehrer in Frage – leider gibt es dazu keine genauen Überlieferungen. Franziska Danzi zählte zusammen mit ihrem späteren Ehemann, dem Oboenvirtuosen Ludwig August Lebrun, zur zweiten Schülergeneration der Mannheimer Schule, der sogenannten Virtuosen-Generation.

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Ihr Debüt als Opernsängerin gab Franziska im Sommer 1772 im Alter von 16 Jahren im Schlosstheater in Schwetzingen, also in der damals aufblühenden kurfürstlichen Sommerresidenz. Sie erregte dabei die Aufmerksamkeit Carl Theodors und nur wenige Monate später folgten ihre nächsten großen Auftritte: Auf den Feierlichkeiten zu den Namenstagen des Kurfürstenpaars sang die Sopranistin gleich in zwei Opern. Diese und andere Aufführungen waren gesellschaftliche Ereignisse, mit denen der Kurfürst seine Bedeutung in Europa – zumindest auf dem Gebiet der schönen Künste – vor einer großen Schar ausländischer Gäste eindrucksvoll demonstrierte.

Für Franziska Danzi hätte das erste Jahr ihrer Opernkarriere nicht besser enden können: Mit ihren Auftritten hatte sie die Bretter der internationalen Opernbühne betreten. Zur gefeierten Primadonna avancierte sie mit der Rolle der Pfalzgräfin Anna in Ignaz Holzbauers Oper „Günther von Schwarzburg“, die am 5. Januar 1777 mit großem Erfolg in Mannheim uraufgeführt und von den Zeitgenossen als erste deutsche Nationaloper freudig begrüßt wurde. Die gesangstechnisch höchst anspruchsvolle Partie der Pfalzgräfin hatte ihr der Komponist im Sinne Mozarts „so accurat angemessen wie ein gutgemachts Kleid“.

Doch auch außerhalb von Mannheim und Schwetzingen gab es eine musikalische Welt zu erobern. Anfang 1777 gewährte Kurfürst Carl Theodor der Sopranistin Franziska Danzi und ihrem Freund Ludwig August Lebrun, wie ihr Vater Mitglied des Mannheimer Hoforchesters, einen einjährigen Urlaub vom Hofdienst. Auf der Reise wollte die Künstlerin unter anderem das Geld für ihre geplante Hochzeit verdienen. Die Bühnen von London und Paris mit ihren hohen Gagen waren hierfür ideale Ziele.

Außerdem hatte sich Lebrun als Oboenvirtuose in Paris bereits einen Namen gemacht und konnte Franziska beim Konzertdebüt behilflich sein. Nach Erfolgen in Paris reiste das Paar nach London, wo Franziska für die Spielzeit 1777/78 am „King’s Theatre“ engagiert war. Finanziell muss der London-Aufenthalt ein Erfolg gewesen sein, denn dort heirateten die beiden im Mai 1778.

Nach dem Ende der Spielzeit kehrten die Frischvermählten nach Mannheim zurück. Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft herrschte Aufbruchstimmung im einstigen musikalischen „Athen der Deutschen“. Kurfürst Carl Theodor hatte bereits Anfang des Jahres nach dem Tod des kinderlosen bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph dessen Erbe angetreten und seine Residenz nach München verlegt. Die jungen Eheleute folgten Carl Theodor und siedelten in die bayerische Residenzstadt über.

Durch die Zusammenlegung der beiden Hofkapellen entstand ein Überangebot an Musikern – Nebeneffekt war eine großzügigere Handhabung der Urlaubsregelungen, von der auch die Lebruns profitierten. So gewährte ihnen Kurfürst Carl Theodor wunschgemäß wieder einen mehrjährigen Urlaub vom Dienst.

Auftritte auf allen großen Bühnen

Ab dem Jahr 1784 waren die Eheleute Lebrun permanent auf Reisen: Mailand, Paris, London, Wien, Prag und Neapel waren ihre Stationen. Lediglich, wenn die Opern in der Karnevalszeit ihre Mitwirkung laut Vertrag erforderten, kehrten sie nach München an den Hof des Kurfürsten zurück. Im Herbst 1789 wurde Franziska Lebrun für die kommende Spielzeit an die Königliche Oper in Berlin berufen, wo sie das Publikum von sich überzeugen konnte und gleich für kommende Aufführungen engagiert wurde.

Die zweite Reise nach Berlin sollte aber eine schicksalshafte Wendung in ihrem Leben bedeuten. Wenige Wochen nachdem die Eheleute 1790 in Berlin eingetroffen waren, verstarb Ludwig August am 16. Dezember unerwartet an den Folgen einer Leberentzündung. Diesen Verlust überwand Franziska nicht. Auch sie starb fünf Monate nach ihrem geliebten Mann am 14. Mai 1791 in Berlin. zg

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