Schwetzingen. Wenn zur Stimmung im Land ein Lied komponiert werden müsste, wäre die Tonart wohl gerade Moll. Allgemein herrscht Besorgnis, Düsternis und eine Art Niedergeschlagenheit. Im ganzen Land? Nein! Frei nach Asterix leisten auf dem Schwetzinger Schlossplatz und dem Ehrenhof unbeugsame Fans des kurfürstlichen Weihnachtsmarktes erbitterten Widerstand.
Die Schwetzinger Zeitung traf bei ihrem Rundgang jedenfalls nicht einen Standbetreiber, der sich dem verbreiteten Gejammer anschloss. Im Gegenteil, im Grunde war hier alles Superlativ. Vom Weihnachtsmarkt an sich bis zum unternehmerischen Erfolg gab es hier ausschließlich Bestnoten. Das dramatischste, so Peter Solert vom Pitsches, war eine Frau, die sich darüber beschwerte, dass der Glühwein zu heiß sei. Und das sei ja schon wieder lustig und sorge für fröhliche Stimmung. Und für Andrea Heuser von „Fairkopf“ ist der kurfürstliche Weihnachtsmarkt in Schwetzingen gar ein Brillant unter den Weihnachtsmärkten des Landes.
Der Unterschied zwischen Erwartung und dem tatsächlichen Sein war frappierend. Claude Zeh, der auf dem Schlossplatz im Zelt von „Falke exklusive“ stand, erklärte, dass die Erwartungen an das Geschäft dieses Jahr schon jetzt weit übertroffen wurden. So sehr, dass man immer wieder in einzelnen Phasen tatsächlich am Limit war. Christine Scheid, im Tischmacher-Weine-Zelt für die flüssige Kulinarik zuständig, glaubt, dass diese allgemein ausgelassene Stimmung am Zauber des kurfürstlichen Weihnachtsmarktes liege. Eine Art Insel der Zuversicht. Die Folge: „Die Menschen sind gut drauf und genießen das Leben“.
Eine Einschätzung, die auch Heinrich Back (Junior) vom Stand der Metzgerei Back teilte. Für das gute Leben seien das hier geradezu ideale Bedingungen. Albert Mohr von „Art of Zirbe“ sieht die Gründe dafür bei der Konzeption. Die Aufteilung Schlossplatz und Ehrenhof mit den Schwerpunkten Kulinaria auf dem einen und Kunsthandwerk auf dem anderen sei „ein äußerst gelungener Geniestreich“.
Versöhnlicher Jahresausklang auf Weihnachtsmarkt Schwetzingen
Was für ihn persönlich ein versöhnlicher Jahresausgang bedeutet. Das Gesamtgeschäft sei dieses Jahr sehr schwierig gewesen. „In Zahlen Minus 20 Prozent.“ Hier sei die Situation dagegen spiegelverkehrt. Ja, der Zuspruch irritiert den Salzburger fast etwas. Die allgemeine Nachrichtenlage eher düster, die Stimmung hier „ganz klar hell“. In Schwetzingen, so der Österreicher, der seit 2018 auf dem kurfürstlichen Weihnachtsmarkt vertreten ist, seien die Menschen einfach freundlich, fröhlich und wüssten von der Bedeutung der schönen Dinge.
Auch Peter „Pitsches“ Solert sieht das so. Aber ein Anliegen hat er dann trotz aller Zufriedenheit doch noch. „Ein Bühnenprogramm wie früher fehlt.“ Es müsse ja nicht so ein großes sein. Aber Vereinen eine Bühne zu bereiten, davon ist er überzeugt, würde dem kurfürstlichen Weihnachtsmarkt gut zu Gesicht stehen. Klar, so Uwe Götze von „Katharina Schreiner Crêperie“, wäre das was. Aber in seinen Augen ist der Weihnachtsmarkt in Schwetzingen, so wie er ist, schlicht perfekt. Konzept, Ambiente und Angebot passten phänomenal zusammen. Und das wirke sich natürlich aus. In den vergangenen acht Tagen Markt verzeichneten sie hier fünf Rekordtage. Für die Inhaberin Katharine Schreiner liegt das vor allem an der tiefenentspannten Atmosphäre hier. Die Menschen kämen zusammen und genössen gemeinsam das Leben.
Regionale Produkte sind auf Schwetzinger Weihnachtsmarkt Trumpf
Auch Andrea Heuser, die in ihrem Fairkopf-Zelt Wärmendes und Schönes für Kopf und Hände verkauft, zeigt sich von der „Schwetzinger Freundlichkeit“ begeistert. Diese sei übrigens dafür verantwortlich, dass sie heute einen Laden in Heidelberg führe. Vor zehn Jahren war der Verkauf hier eine Art Testballon. „Er war erfolgreich.“
Ins gleiche Horn bliesen auch Mourad Latrache vom Terrakottahaus mediterran und der Skulpturenkünstler Oliver Ritter. Allein in diesem Ambiente arbeiten zu dürfen, so Latrache, sei schon Genuss. Und für Ritter befriedige dieser Weihnachtsmarkt das Bedürfnis der Menschen nach etwas Echtem. Die Zauberformel laute, so der Mann vom Bodensee: „Nicht das Zeug aus China, sondern Zeug von hier“. Ritter glaubt, dass sich die Menschen danach sehnten und hier würde es geboten.
Und so erscheinen beide Seiten, Händler wie Besucher, mit dem Weihnachtsmarkt sehr zufrieden.
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