Preisverleihung

Weihua Wang aus Schwetzingen gewinnt Award in Dubai

Von 
Volker Widdrat
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Schwetzingen. Die Schwetzingerin Weihua Wang hat mit ihrem integrativen Social-Start-up myBuddy international für Aufmerksamkeit gesorgt und schon einige Preise eingeheimst. Jetzt hat sie mit ihrem myBuddy-Programm sogar den ersten weltweiten Red Club X Cartier Young Leader Award gewonnen. Bei der Zeremonie in Dubai setzte sie sich gegen die anderen drei Finalistinnen aus Großbritannien, Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten durch. Der Preis ist mit 50 000 Euro dotiert und wurde dieses Jahr unter dem Motto „Building Bridges Across Cultures“ ausgeschrieben.

Frau Wang, wie war es in Dubai?

Weihua Wang: Es war sehr spannend, zum ersten Mal in Dubai, auch sehr inspirierend, weil ich viele andere Gründerinnen und Unternehmerinnen getroffen habe. Neben den Finalisten meines Wettbewerbs haben sich auch neun Frauen vorgestellt, die von der Women’s Initiative ausgezeichnet wurden. Auch die deutsche Unternehmerin Tijen Onaran, die sich sehr stark für Diversity einsetzt, war vor Ort.

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Wie lief die Veranstaltung ab?

Wang: Die Zeremonie selbst war relativ schlank gehalten. Die Entscheidung fiel wohl schon zwei Wochen zuvor, direkt nach dem finalen Interview. Wir haben vor Ort noch ein kurzes Pitch-Video produziert, das abgespielt wurde und dann ging es direkt zur Verkündung. Anschließend gab es ein gemeinsames Mittagessen, bei dem ich direkt neben dem Global CEO von Cartier saß. Ich habe mich sehr über das Feedback von ihm gefreut, dass ich während des finalen Interviews sehr viel positive Energie vermittelt habe und auch Weiterentwicklungsideen für myBuddy aus der Juryrunde sehr konstruktiv aufgenommen habe. Nachmittags gab es noch eine Podiumsdiskussion mit den Deans der Knowledge-Partner Unis ESCP Business School und CKGSB über soziale Verantwortung und Unternehmertum. Diese beide Themen gilt es verstärkt zusammen zu denken. Genau das tun auch wir bei myBuddy.

Wie war das, als Sie gehört haben, dass das Preisgeld an Sie geht?

Wang: Klingt wie der Klassiker, aber tatsächlich habe ich es zuerst gar nicht verstanden, ob und wer gewonnen hat. Zuerst wurden die zwei Zweitplatzierten auf der Bühne geehrt und ich musste mich bei Sahar Mansoor, der anderen Gewinnerin, rückversichern, dass wir gewonnen haben. Auf der Bühne bin ich nach der Vergabe des Preises tatsächlich ungeplant in Tränen ausgebrochen. Das letzte Jahr war unglaublich hart für mich. Während Corona allein ein gemeinnütziges Social Start-up zu gründen, war fast wie die Quadratur des Kreises. Wie bereits im letzten Interview erwähnt, ist Deutschland bei der Förderung von sozialen Innovationen noch sehr rückständig, sodass wir durch alle Förderraster gefallen sind. Außerdem bekomme ich für unser Thema zwar häufig Applaus und Schulterklopfen, aber was ich brauche, ist eine fundierte Finanzierung. Denn wir wollen für unser Thema systemisch den Sozialsektor revolutionieren. Und hier kommen wir mit dem Gießkannenprinzip von öffentlichen Förderungen nicht weiter. Außerdem kämpfen wir bei sozialen Themen immer mit der Herausforderung, dass es wichtig, aber nie dringend ist. Dadurch fällt es auf der politischen Agenda dann leicht hinten runter. Aber wenn wir die Probleme aus der Vernachlässigung von gesellschaftlichen Themen bemerken, dann ist es zu spät, etwas zu ändern. Deshalb muss es jetzt sofort Priorität bekommen und auch konsistent gefördert werden.

Wer hat gratuliert, mit wem kamen Sie über was ins Gespräch?

Wang: Zuallererst natürlich Cyrille Vigneron, der Global CEO von Cartier, der uns auch den Preis überreicht hat. Außerdem war unter anderem die Direktorin der Cartier Women’s Initiative, die Macherinnen hinter dem Award, die zwei Deans der Knowledge Partner Universitäten und viele Gäste aus aller Welt, die selbst Gründerinnen oder Investorinnen sind, anwesend.

Wie geht es jetzt weiter?

Wang: Von den zwei Universitäten als Knowledge Partner soll es auch ein einjähriges maßgeschneidertes Mentoring-Programm geben. Die Details hierzu sind noch nicht bekannt. Ich selbst erhoffe mir, noch mehr von erfahrenden Gründerinnen zu lernen, wie ich es schaffe, nun in der Wachstumsphase von myBuddy auch ein Team aufzubauen, das mit Motivation und gegenseitigem Support in die gleiche Richtung wirkt – nämlich unsere Vision der kulturellen Vielfalt in Deutschland zu einer gemeinsamen Stärke zu entwickeln. Für myBuddy bedeutet es, dass wir mit dieser kleinen Finanzspritze nun etwas sicherer und besser die nächsten Schritte planen können. Im Fokus steht die Verstetigung von myBuddy Friendship durch die regionalen Kooperationen mit Stadt- und Landkreisen sowie der Aufbau eines neuen Matching-Programms namens myBuddy zu Gast, das auch vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert wird. Hier geht es im Kern darum, vor kulturellen Festen Gäste und Gastgeber zu matchen. Ein Beispiel: Vor dem Ramadan meldet sich die muslimische Community als Gastgeber an und alle Personen ohne direkten kulturellen Bezug können sich als Gäste anmelden. Danach sollen diese die Möglichkeit erhalten, bei Gästen zu Hause Ramadan authentisch mit Essen, Trinken und Tradition mitzuerleben. Starten möchten wir hierzu im Idealfall schon im nächsten Winter mit dem Weihnachtsfest. Denn es gibt viele Migrantinnen, die noch nie ein deutsches Weihnachtsfest miterlebt haben. Aber es sind genau solche Feste, die das Herzstück der kulturellen Identität prägen und mehrheitlich in der eigenen kulturellen Gruppe ausgelebt werden. Obwohl wir uns alle mit diversen Kulturhintergründen tagtäglich bei der Arbeit, im Fitnessstudio oder beim Einkaufen begegnen, kratzt der kulturelle Austausch in den allermeisten Fällen nur an der Oberfläche. Das möchten wir versuchen, mit myBuddy zu Gast aufzubrechen. Darüber hinaus möchten wir auch mit dem Ausbau unseres Social-Business-Bereiches eine nachhaltige und unabhängige Finanzierung unserer Programme sicherstellen. Es wird einen weiterentwickelten myBuddy Adventskalender 2022 geben und hoffentlich sogar schon weitere Social-Business-Produkte. Wir loten hierzu aktuell verschiedene Ideen aus und sind auch bereits mit potenziellen und extrem spannenden Kooperationspartnern im Gespräch.

Und stellen Sie auch noch mal heraus, was Ihnen in Bezug auf Ihr Projekt wichtig ist?

Wang: Was uns wichtig ist, ist die grundsätzliche Einordnung von uns. Wir sind im Social Entrepreneurship Sektor unterwegs, sind gemeinnützig von der Rechtsform und möchten das Zusammenwachsen zwischen den Kulturen mit modernen Formaten fördern, die vor allem auf folgenden drei Säulen basiert: Kulturelle Begegnung „on a large scale“, kulturelle Bildung durch kreative Formate und neues Gemeinschaftsgefühl mit unserer kulturellen Vielfalt. Ganz wichtig ist uns eben, nicht den Begriff „Integration“ oder „Integrationsangebot“ zu benutzen. Davon möchten wir uns bewusst abgrenzen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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