Fernsehen

Wie eine Schwetzinger Kandidatin die ARD-Quizshow "Gefragt - Gejagt" erlebt

Tanja Bergauer aus Schwetzingen ist Kandidatin in der ARD-Quizshow „Gefragt – Gejagt“. Dabei stellt sich die 42-Jährige nicht nur den kniffligen Fragen. Sie steht im Hamburger Studio noch vor weiteren Herausforderungen.

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Nicolai Lehnort
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Alexander Bommes (r.) stellt der Schwetzingerin Tanja Bergauer nicht nur knifflige Fragen. Auch ihr besonderes Hobby interessiert den Moderator © ARD/Arne Vollstedt

Schwetzingen. Im Fernsehen war sie schon einmal zu sehen. Doch als Tanja Bergauer im Mittelpunkt steht, versagen ihr die Nerven. „Im Studio, im Scheinwerferlicht, unter Druck – da kannst du die einfachste Frage nicht beantworten“, erinnert sich die Schwetzingerin. Glücklicherweise waren das lediglich Anlaufschwierigkeiten, die Nervosität habe sich danach gelegt. Wie sich die 42-Jährige bei den weiteren Fragen geschlagen hat, erfahren Fernsehzuschauer an diesem Donnerstag, 12. September, ab 18 Uhr in der ARD. Dann wird „Gefragt – Gejagt“ mit der Schwetzinger Kandidatin Bergauer ausgestrahlt.

Die 42-Jährige ist großer Fan von „Gefragt– Gejagt“. Für sie ist es „eine der schwierigsten Quizsendungen im deutschen Fernsehen“. Sie schaut die 50-minütige Raterunde täglich gemeinsam mit ihrem Mann Andreas. 2015 habe sie sich schon einmal beworben, damals erfolglos. Im vergangenen Jahr startete sie einen neuen Anlauf. Dafür reichte Bergauer online ein Bewerbungsformular ein. Im September wurde die Schwetzingerin zu einer Videokonferenz eingeladen, bei der sie ausreichend Fragen korrekt beantwortet hatte, um im Januar dieses Jahres zu erfahren: Sie hat es geschafft. Sie wird im August als Kandidatin bei der Quizshow mit dabei sein.

Schwetzingerin hat für "Gefragt - Gejagt" niicht nur Wissen angehäuft

Rund einen Monat lang habe sie im Vorfeld trainiert, täglich mehrere Duelle mit den Jägern in der ARD Quiz App durchgespielt – und dabei nicht nur den Aspekt Wissen abgedeckt. „Um in der Schnellraterunde klar und deutlich zu sprechen, habe ich die Sprachfunktion genutzt“, berichtet Bergauer von ihren Vorbereitungen. In der Schnellraterunde müssen Kandidaten in einer Minute möglichst viele Fragen beantworten. Für jede richtige Antwort werden ihnen 500 Euro für das spätere Duell mit dem Jäger gutgeschrieben.

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Wer ihr Kontrahent war, darf Bergauer vor der Ausstrahlung nicht verraten. Dass sie mit den Quizgranden ins Gespräch kam, aber schon. „Herr Jacoby hat mich geduzt“, zeigt sie sich verwundert über den lockeren Umgangston. Sebastian Jacoby ist einer von sechs Jägern der Show und holte bereits verschiedene Titel bei Quizmeisterschaften. „Man hat gemerkt, wie gebildet er ist, aber die sind alle total nett und menschlich“, erzählt die 42-Jährige.

Mit Alexander Bommes über Produkttests für Amazon unterhalten

Auch mit Moderator Alexander Bommes habe sie im Studio in Hamburg ein „sehr sympathisches Gespräch“ geführt. Bommes interessierte sich für ihr besonderes Hobby, denn in ihrer Freizeit ist Bergauer Produkttesterin.

Die Schwetzingerin Tanja Bergauer ist neurodivers. Sie hat verschiedene psychische Erkrankungen und geht damit offen um. © Nicolai Lehnort

Ob Staubsauger, Kleidung, Magnete, Kissen oder Zahnbürsten: Bergauer bewertet durchschnittlich über 50 Produkte pro Monat. Geld verdient sie damit nicht. Warum Amazon Vine, das Produkttesterprogramm des Versandhändlers, ausgerechnet sie als Testerin ausgewählt hat, kann sich die Schwetzingerin auch nicht erklären. Ihre kuriose Leidenschaft hatte ihr damals zum ersten Fernsehauftritt verholfen, als ein Kamerateam von Galileo ihr bei Produkttests in der eigenen Wohnung über die Schulter geschaut hatte.

Wegen Entwicklungsstörung: bei "Gefragt - Gejagt" nicht ablenken lassen

Dass der Dreh von „Gefragt – Gejagt“ eine größere Herausforderung für die 42-Jährige war, liegt nicht nur an den kniffligen Fragen, die sie bei der Quizshow zu beantworten hatte, sondern unter anderem an ihrer Krankheit: Bergauer ist neurodivers. „Bei uns ist das Gehirn anders verschaltet, sodass wir gewisse Details anders wahrnehmen“, erklärt sie die Entwicklungsstörung für Laien.

Zu Neurodiversität zählen verschiedene psychische Erkrankungen, darunter Autismus, ADHS, Legasthenie oder bipolare Störung. Bergauer habe mehrere psychische Diagnosen. Ihren Alltag kann die 42-Jährige nicht eigenständig bestreiten. Zu 80 Prozent schwerbehindert ist die Schwetzingerin außerdem nicht erwerbsfähig.

Beim Gang in den Supermarkt etwa würden die vielen verschiedenen Reize von Angebotsplakaten bis hin zu Gesprächen anderer Menschen sie schnell überfordern. Bergauer kann ihre Aufmerksamkeit nur schwer auf die wesentlichen Dinge richten. Die „Stille Stunde“ im Supermarkt sei für sie ein Segen – und Zeichen der Rücksicht auf neurodiverse Menschen. Über ihre Krankheit klärt sie regelmäßig über Reden bei Veranstaltungen des Chaos Computer Club auf.

Wie sie bei der Quizshow abschneidet, hatte für Bergauer nicht oberste Priorität. Ihr Ziel sei es gewesen, „die ADHS im Griff zu haben, sich auf die Fragen zu konzentrieren und nicht ablenken zu lassen.“ Das sei ihr gelungen.

Info: Die Quizshow „Gefragt – Gejagt“ mit Tanja Bergauer wird an diesem Donnerstag, 18 Uhr, in der ARD ausgestrahlt.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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