Ehrhart-Schott-Schule

Wie Künstliche Intelligenz bei der Europawahl helfen soll

Sie beantwortet Fragen und durchforstet die Wahlprogramme der Parteien. Damit soll Künstliche Intelligenz die Wahlbeteiligung erhöhen. Das präsentieren die Vertreter des Projekts "KI meets Europawahl" in der Schwetzinger Schule.

Von 
Volker Widdrat
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„KI meets Europawahl“ heißt es in der Aula der Ehrhart-Schott-Schule. Die Gäste nehmen an einer Live-Abstimmung teil. © Lenhardt

Schwetzingen. Der Weckruf war nicht zu überhören. Bahar Deniz vom Deutsch-Türkischen Institut für Arbeit und Bildung (DTI) in Mannheim und Musiklehrer Akin Demircioglu trommelten für die Demokratie. „Gegen die Politikverdrossenheit“ – das riefen sie von der Bühne in der Aula der Ehrhart-Schott-Schule: „Ein Weckruf, der euch zu den Wahlen ruft.“ In der Schule mit dem „Erasmus+“-Programm für Bildung, Jugend und Sport der EU stellte der Rhein-Neckar-Kreis am Dienstag sein Projekt „KI meets Europawahl“ vor. Mit dem neu entwickelten Tool „Wahl-O-GPT“ gibt es die Möglichkeit der Verknüpfung von Künstlicher Intelligenz mit dem Thema Wahlen.

Kristine Clev, Referentin für Europa und grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Verband Region Rhein-Neckar, moderierte die Veranstaltung, die mit Live-Umfragen ins Netz übertragen wurde. 373 Millionen Bürgerinnen und Bürger wählen am 9. Juni die 720 Abgeordneten des nächsten Europäischen Parlaments. Neben Deutschland haben auch Belgien, Österreich, Griechenland und Malta den 16- und 17-Jährigen das Wahlrecht eingeräumt.

Aufruf zur Wahl steht am Beginn

Was verbindest du mit Europa? Das war die erste Frage der Abstimmungsplattform Slido. „Freiheit“ und „Grenzenlosigkeit“ waren zwei Antworten in der Wortwolke. Das Wachrütteln mit Trommeln sei „gelebte Metropolregion“ gewesen, meinte Landrat Stefan Dallinger in seinem Grußwort. Der Aufruf gelte einem wichtigen Thema. „Wir müssen wach bleiben. Es kommt auf jeden einzelnen an, dass er wählen geht. Wir müssen unser Privileg schützen“, appellierte Dallinger an junge Menschen, bei der Kommunal- und der Europawahl die Stimme abzugeben. Die Slido-Frage „Hast du schon mal gewählt?“ beantworteten immerhin 70 Prozent mit Ja.

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Schulleiter Thomas Edinger sprach von wichtigen Themen für die Schott-Schule. KI sei nicht mehr wegzudenken. Die Schule pflege mit dem von der EU geförderten Programm schon länger gemeinsame europäische Werte und kulturelle Begegnungen.

47 Prozent holen sich ihre Informationen zur Wahl aus Nachrichtenportalen, 41 Prozent über Instagram, 38 Prozent übers Fernsehen, Radio und Podcasts – das zeigten die nächsten Antworten. Timm Bopp, Managing Partner der Bernstein Group Berlin, erläuterte das neue KI-Tool „Wahl-O-GPT“. Künstliche Intelligenz biete die Möglichkeit, Wahlprogramme für jede und jeden zugänglich zu machen und Antworten auf individuelle Fragen zu finden. „Wahl-O-GPT“ helfe bei der Entscheidungsfindung, indem es die Wahlprogramme der Parteien liest: „Sie können den Automaten alles fragen.“ Die Antworten kommen in Sekundenschnelle. Anders als beim Wahl-O-Mat liefert das Tool keine vorgefertigten Thesen. Die Antworten können in alle gängigen und in einfache Sprache übersetzt werden.

Eine Art Wahl-O-Mat für die Europawahl

Wer setzt sich dafür ein, schon mit 16 Jahren bei der Europawahl wählen zu dürfen? Das war eine der Fragen, die Schülerin Vivienne Wühl dem „Wahl-O-GPT“ gestellt hatte. Die Live-Umfrage zeigte, dass bereits 79 Prozent der Jugendlichen mit politischen Themen in den sozialen Medien zu tun hatten.

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um Chancen und Risiken der Nutzung von KI. Schülersprecher Levi Becker und Sarah Reisinger von der Wirtschaftsförderung des Landratsamtes verstärkten die Runde. Reisinger ist auch Kreisvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende der Jungen Europäer Heidelberg und Mannheim, einer internationalen Jugendbewegung, die sich für ein vereintes und demokratisches Europa einsetzt. Ziel sei es, ein solidarisches, vielfältiges und demokratisches Europa zu festigen, warb sie für den Austausch.

Kritischer Umgang mit KI bei Vortrag in Schwetzingen gefordert

„Demokratie ist die DNA dieser Republik“, bat Dallinger die jungen Menschen, an die Wahlurne zu gehen. KI sei wichtig für den Unterricht und für jeden Schüler, bekräftigte Edinger, beim Umgang mit KI auch ein kritisches Bewusstsein zu entwickeln. „Verdrehung von Tatsachen“, „Verschwörung“, „unklare Informationen“ – nicht wenige junge Menschen haben bei politischen Inhalten im Netz schon schlechte Erfahrungen gemacht, offenbarte die nächste Wortwolke der Umfrage.

Und wie kann Politik die Jugendlichen besser erreichen? Durch Schulprogramme, soziale Medien, Seminare, Instagram, Werbung im Internet oder „einfach zusammengefasste Wahlprogramme“, so lauteten einige Vorschläge. Zum Schluss stand der Appell: Am 9. Juni wählen – vorher aber dem Wahl-O-GPT die entsprechenden Fragen stellen!

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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