Ökumene

Zum Weltgebetstag in Schwetzingen: Frauen knüpfen ein Band des Friedens

Der Weltgebetstag wird jährlich von christlichen Frauen weltweit gefeiert. In diesem Jahr stand Palästina im Mittelpunkt. Es gab ein Gebet für Frieden und Menschenrechte sowie einen Gottesdienst.

Von 
Hanna Schwichtenberg
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Beim Weltgebetstag: Ute Roes (1. Reihe vorne v. l.), Dr. Waltraud Mebes, Christine Oberhausen, Hanna Schwichtenberg, Susanne Muth, Julia Wirth (2. Reihe Mitte v. l.), Margit Rothe, Gabriele Mayer, Annette Renkert, Anna Osberghaus sowie das Musikensemble mit: Beate Günther (3. Reihe v. l.), Ute Schwerin, Ursula Maas, Birgit Wolf, Susanne Bertrand-Baumann und Jutta Schnorbach. © Schwichtenberg

Schwetzingen. Am ersten Freitag im März wird jedes Jahr der Weltgebetstag rund um den Globus gefeiert. Es ist die größte ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen. Auch in diesem Jahr waren die Schwetzinger wieder dabei. Eingeladen hatte die katholische Kirchengemeinde, in ökumenischer Verbundenheit mit der evangelischen Kirchengemeinde Schwetzingen und der evangelischen Gemeinde am Schlossplatz IX. Jedes Jahr bereiten die christlichen Frauen eines anderen Landes die Gottesdienstordnung vor, in diesem Jahr kam sie aus Palästina, sie wurde schon vor dem Ausbruch des aktuellen Krieges im Nahen Osten erarbeitet.

Angesichts des Entsetzens über das grausame Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 und des daraus resultierenden Krieges stellte sich die Frage, ob es jetzt angemessen sei, das Gebet für die palästinensischen Frauen in den Mittelpunkt zu stellen, auch im Hinblick auf Deutschlands besondere historische Verantwortung gegenüber Israel. Unsere Entscheidung – wie auch die des deutschen Weltgebetstags-Komitees – war, dass ein Gebet für Frieden und Menschenrechte in Kriegszeiten noch wichtiger sei als sonst. Die Gebetsordnung wurde im Hinblick auf die neue Situation behutsam aktualisiert, Kontextinformationen und Fürbitten wurden eingefügt, im Kern aber blieb sie so, wie es die palästinensischen Frauen erarbeitet hatten. Ihre Stimmen sollten gehört, ihre Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit wahrgenommen werden.

Weltgebetstag in Schwetzingen: Solidarität und Gebet im Angesicht des Konflikts

Susanne Muth begrüßte im Namen der gastgebenden Gemeinde die im Josefsaal zahlreich erschienenen Gäste. Julia Wirth (Evangelische Gemeinde am Schlossplatz IX) verlas die Vorbemerkung des deutschen Weltgebetstagskomitees, in der die Hoffnung zum Ausdruck kam, dass das „Band des Friedens“ (vgl. Epheserbrief 4,3) im Nahen Osten, aber auch in Deutschland und in der ganzen Welt, immer wieder neu geknüpft werden könne. Hanna Schwichtenberg (Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen) stellte das Gastgeberland Palästina vor, wobei sie Bilder einer Reise ins Heilige Land zeigte und erläuterte, die Weltgebetstags- Frauen vor dem jetzigen Krieg unternommen hatten.

Es gibt landestypische Gerichte. © Schwichtenberg

Danach wurde der Gottesdienst gefeiert, den Ute Roes (evangelische Kirchengemeinde) liturgisch eröffnete. Im Gottesdienst wurden drei Lebensgeschichten palästinensischer Frauen aus unterschiedlichen Generationen vorgestellt. Diese gaben einen Einblick in Leben, Leiden und Hoffnungen der Frauen, die in den besetzten Gebieten leben. Sie sind Hoffnungskeime, die deutlich machen, wie Menschen aus ihrem Glauben heraus Kraft gewinnen. Auch nach schlimmen Erfahrungen wie der „Nakba“ (arabisch: Katastrophe) 1948 und 1967, die für Tausende Palästinenser Flucht und Vertreibung bedeutete, setzen sie sich weiter für Versöhnung ein.

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Die Lieder werden jedes Jahr eigens für den Weltgebetstag zusammengestellt. Sie wurden von einem kleinen Ensemble begleitet, das Jutta Schnorbach zusammengestellt hatte: Sie selbst spielte Klavier, Susanne Bertrand-Baumann Cello, Birgit Wolf und Ute Schwerin Blockflöten und Ursula Maas Saxofon und Handtrommel. Beate Günther führte die Gemeinde gesanglich durch die Lieder, die mit zarten und eindringlichen Melodien und Texten der Sehnsucht nach Frieden Ausdruck verliehen.

Das Beten soll eine Fortsetzung finden im Handeln. Dem dient die Kollekte für friedensfördernde Projekte, so zum Beispiel „MachsonWatch“, bei dem israelische Frauen Menschenrechtsverletzungen an Grenzübergängen, den „Checkpoints“ beobachten und dokumentieren, von denen vor allem palästinensische Frauen betroffen sind. Als Spende kamen 572,50 Euro zusammen.

Nach dem Gottesdienst wird sich lebhaft ausgetauscht. © Schwichtenberg

Nach dem Gottesdienst ging die Feier weiter mit einem geselligen Beisammensein. Die Tische waren einladend gedeckt, ein Büffet mit leckeren landestypischen arabischen Spezialitäten stand bereit. So gab es unter anderem Suppe aus roten Linsen mit Fladenbrot und „Za’Taar“, einem arabischen Gewürz, und „Fatayer“, ein herzhaftes Gebäck, das mit Spinat und Ziegenkäse gefüllt ist.

Weltgebetstag in Schwetzingen: Wichtiges Hoffnungszeichen

An den Tischen fanden lebhafte Gespräche statt; viel war im Gottesdienst angestoßen worden, unterschiedliche Meinungen konnten angehört und ausgetauscht werden. „Mich hat das Gehörte sehr berührt, mir standen zeitweise die Tränen in den Augen, als ich mir vor Augen führte, wie der aktuelle Krieg mit seinen Zerstörungen die Lebenssituation der Menschen in Palästina erneut zum Schlechten verändert hat,“ sagte eine Teilnehmerin. Andere betonten, wie sehr sie beeindruckt waren von der Kraft der Frauen und von ihrer Bereitschaft, einander in Liebe zu ertragen und an ihrem Glauben festzuhalten. Diakonin Margit Rothe freute besonders, dass einige Konfirmanden – zum Teil mit Müttern und Geschwistern – den Gottesdienst mitgefeiert haben: „Die Jugendlichen haben am vergangenen Mittwoch in der Stadtkirche ein Quiz zur Weltgebetstags-Ausstellung gemacht und dabei überhaupt etwas von dieser weltweiten Bewegung erfahren. Klasse, dass sie sich dann auch gleich angeschlossen und mitgebetet haben.“

Beim Auseinandergehen waren sich alle einig, dass der Weltgebetstag ein wichtiges Hoffnungszeichen setzten konnte gegen Hass und Gewalt und für ein gutes Miteinander aller Menschen in Frieden, Gerechtigkeit und in einem sicheren Zuhause.

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