Speyer. Das Zimmertheater Speyer ist nicht nur von Corona durchgerüttelt worden. Auch die räumlichen Umstände machen den Ehrenamtlichen das Leben nicht leicht. Im eigenen Keller im Kulturhof Flachsgasse liefen kräftig die Umbaumaßnahmen. Die Ausweichstätte Heiliggeistkirche ist inzwischen erkaltet. Und das Stage Center in der Hasenpfühler Weide war auch nur eine Zwischenstation. Das Jahr 2023 bringt nun neue Möglichkeiten.
„Wir sind etwas gebeutelt, was die Spielstätten angeht. Das Problem haben wir gut gelöst – aber es ist auch anstrengend gewesen“, resümiert die Vorsitzende Gaby Milla das vergangene Jahr. Im Stage Center musste sich das Zimmertheater, lediglich aus Mitgliederbeiträgen, ehrenamtlichem Engagement und Fördergeldern existent, einmieten. „Das war eine Stange Geld, aber wir haben uns der Künstler wegen entschieden, es dennoch zu tun“, sagt der künstlerische Leiter Timo Effler.
Das Glück war mit dem Zimmertheater. „Die Stadt hat uns mitgeteilt, dass wir im kommenden Jahr noch die Option haben, die Heiliggeistkirche als Spielstätte zu nutzen“, so Milla. Damit wird der Verein auf zwei Örtlichkeiten zurückgreifen können: Die eine, der Keller, fasst 60 Plätze, die andere 99. „Wir hatten bei allen Vorstellungen in der Heiliggeistkirche richtig volles Haus“, freut sich die Vorsitzende rückblickend.
Saisonstart im Frühling wird jedoch später als gewohnt sein. Denn in der ehemaligen Kirche gibt es keine Heizung mehr. Um dort Aufführungen anzubieten, ist es derzeit schlichtweg noch zu kalt. „Wir hoffen, dass wir Mitte, Ende April spielen können“, merkt Effler an. Bis dahin gönnt sich das Zimmertheater eine Pause.
Wobei: Ganz stimmt das nicht. „Das ist rein auf den Spielbetrieb bezogen“, erklärt Milla. Die Arbeit hinter den Kulissen läuft weiter – auf Hochtouren. „Wir nutzen die Zeit, um unseren Keller in Ordnung zu bringen“, fügt Effler ein. Das Wichtigste ist bereits umgesetzt: eine neue Bühne. Wer derzeit die Baustelle im Kulturhof Flachsgasse betritt, atmet den Duft von frischem Holz ein.
Zimmertheater Speyer: Restarbeiten sind im Gange
„Wir werden noch mobile Seitenteile anbringen, um das Bühnenbild flexibel zu regeln. Die Elektrik wird verändert, absaugen und putzen muss auch sein und die neuen Stühle werden dann am Ende wieder gestellt“, zählt Milla einige Arbeiten auf. Hinzu kommt natürlich auch viel Organisatorisches.
Künstlerisch ist es für Effler sehr attraktiv, zwei Spielorte zu haben. Im Keller sollen kleinere Veranstaltungen stattfinden, wie der Vinylclub oder die Reihe „Ungeschliffen Mardi Jams“, bei der junge Instrumentalisten der Speyerer Musikschule mit erfahrenen Profis zusammenspielen. Theaterstücke mit größeren Ensembles oder solche, die aufwendiger in der Umsetzung sind, sollen in der Heiliggeistkirche stattfinden. „Das Programm ist schon auf unserer Homepage einsehbar“, informiert Effler.
Die Premiere der neuen Eigenproduktion „Willkommen“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, bei der Andreas Krüger Regie führt, soll am 4. Mai sein. „Das Stück wurde 2017 unter den Eindrücken der Flüchtlingswelle geschrieben. Heute ist das Thema brennender als je, da immer mehr Menschen zu uns kommen“, sagt Effler. Er bezeichnet das Werk als „klug geschriebene Komödie“. In der dreht es sich um Integration, Toleranz und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen.
Zimmertheater Speyer: Neue Möglichkeit für Laienschauspieler
Neu im Programm ist die „Bürgerinnenbühne“. Keine Berufsschauspieler, aber solche mit Herzblut und Leidenschaft stehen dabei im Rampenlicht. Malli ist selbst eine der Protagonistinnen im Stück „From Medea“ von Grazia Verasani. In dem Schauspiel geht es um vier Mütter, die ihre Kinder getötet haben. „Es ist wichtig, wieder mehr über Tabuthemen zu reden“, stellt Malli heraus. Das sieht sie auch als Anspruch für das Speyerer Zimmertheater.
Das Pre-Opening des Kellertheaters soll übrigens noch im März stattfinden. Karten für das Abendkonzert sind binnen eines Tages vergriffen gewesen. Sonntags wurde deshalb ein Zusatzkonzert organisiert. Im Juni stehen dann Neuwahlen im Verein an. Milla wünscht sich dafür Nachwuchs im Vorstand, sodass frische Ideen in die Arbeit einfließen können.
Ohne das Ehrenamt kann das Zimmertheater nicht bestehen, das wissen die Vorsitzende und der künstlerische Leiter sehr gut. Trotz aller Herausforderung sagt Gaby Milla: „Spaß macht’s bis heute – und das ist der Motor des Ganzen.“
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