Speyer. Die 2016 von der Stadt ins Leben gerufene literarische Reihe „Speyer.Lit“ ist um eine weitere Variante reicher. Das Veranstaltungsformat umfasst nicht nur literarische Lesungen. Mit Performance und Livemusik soll es auch ein jüngeres Publikum ansprechen. In diesem Jahr beinhaltet die Reihe neun Aufführungen. Sie endet am 29. März mit einer Lesung der Schriftstellerin, Journalistin und Moderatorin Ronja von Rönne. Weitere Informationen sind auf der Homepage www.speyer.de/lit verfügbar.
Nun las der Speyerer Krimiautor Uwe Ittensohn im Alten Stadtsaal aus seinem neuen, erst vor wenigen Tagen erschienenen Kriminalroman „Winzerblut“. Als Vertreterin der Stadt hieß Kulturdezernentin Monika Kabs etwa 250 Besucher willkommen. Die Premierenlesung war mit einer nicht alltäglichen Wein- und Sektprobe verbunden. Eine gelungene Ergänzung zum Roman, in dem Ittensohns Kriminalbeamten und Privatschnüffler bei ihren Ermittlungen entlang einer mysteriösen Blutspur tief in die Geheimnisse des Weinbaus vordringen und dabei auf ein weiteres ungewöhnliches Verbrechen stoßen.
Als Willkommenstrunk wurde im Foyer ein 2019er Sauvignac Sekt b.A. extra trocken vom Weingut Galler aus Kirchheim/Weinstraße ausgeschenkt. In einer Lesepause folgte ein 2021er Muscaris QbA feinherb Weißwein. Quasi als Höhepunkt der dreiteiligen Degustation konnte am Ende der Veranstaltung ein 2020er Satin noir QbA Rotwein trocken unfiltriert kredenzt werden. Beide Weine stammen ebenfalls vom Weingut Galler, dessen Inhaber Ansgar Galler den Sekt und die Weine vorstellte. Dabei erfuhren die Literatur- und Weinfreunde auch, dass sich das Weingut auf hochwertige Neuzüchtungen spezialisiert hat und mit pilzwiderstandsfähigen Rebzüchtungen eine nachhaltige Form des Bio-Weinbaus betreibt.
Dem Flyer des Weingutes ist ferner zu entnehmen, dass auf diese Weise lebendige, charaktervolle Weine mit einzigartiger Stilistik und komplexer Vielfalt entstehen. Äußerungen der abendlichen Verkoster deckten sich weitgehend mit dem Slogan des Weingutes, der „Puren Genuss aus glücklichen Trauben“ verspricht.
Speyer.Lit: Krimilesung ohne Kriminalität
In der von Bereichsleiterin Dagmar Strubl vom Buchhandlungsunternehmen Osiander moderierten Lesung förderte Ittensohn durch komplette Aussparung krimineller Handlungen oder Ansätzen dazu die Neugier auf seinen mittlerweile fünften Krimi mit regionalem Bezug. Rhetorisch und gestisch gekonnt agierend, eröffnet der Autor die Lesung mit der Krönung der Deutschen Weinkönigin im Saalbau Neustadt und einem Todesfall auf dem Vorplatz des Veranstaltungs- und Kongresszentrums.
Ittensohn, der auch als Kultur- und Weinbotschafter der Pfalz über einen hohen Bekanntheitsgrad verfügt, ist bei seinen aufwendigen Recherchen zum Roman tief in die Pfälzer Weinszene vorgedrungen, was sich bereits vom Buchtitel ableiten lässt und letztendlich die Lesung dominierte. Die eigentliche Kriminalhandlung blieb völlig im Dunkeln. So bleibt es Freunden des Krimi-genres überlassen, den nicht angesprochenen Geheimnissen bei der Lektüre des Werkes nachzuspüren und dabei herauszufinden, ob tatsächlich Winzerblut fließt oder der Lebenssaft von anderen Opfern krimineller Machenschaften vergossen wird.
Dass Literaturfreunde dabei ihr Wissen rund um den Wein vertiefen können, ist ein willkommener Nebeneffekt. In Bezug auf maßgebliche Handlungsakteure blieb sich Ittensohn treu. Sozusagen über ein Thriller-Mitmach-Dauer-Abonnement verfügen seit dem 2019 erschienenen Erstlingsroman „Requiem für den Kanzler“ beruflich oder privat ermittelnde Personen wie Hobbyschnüffler und Stadtführer André Sartorius, BWL-Studentin Irina Worobjowa, Kriminalhauptkommissar Frank Achill und Kriminaloberkommissarin Verena Bertling. Am Ende der Lesung war Ittensohn beim Signieren erworbener Werke nochmals ordentlich gefordert.
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