Speyer-West

Kritik am Bauprojekt Sankt Otto in Speyer

Auf bei der zweiten Planungspräsentation gab es Beanstandungen an dem Bauprojekt Sankt Otto in Speyer. Welche genau, wird an dieser Stelle erläutert.

Von 
Susanne Kühner
Lesedauer: 
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWO lässt in Speyer-West auf dem Gelände der katholischen Kirche St. Otto Bäume und Sträucher fällen. © Venus

Speyer. Der Wohndruck ist drastisch. Die Stadt Speyer kann sich da nicht ausnehmen. In der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewo ist ein Partner vor Ort, der permanent auf der Suche nach Möglichkeiten zur Umsetzung von bezahlbarem Wohnraum ist. In Speyer-West soll das neueste Projekt entstehen. Der Gestaltungsbeirat in Speyer hat als beratendes Organ Bedenken gegenüber den politischen Vertretern geäußert.

Im Januar bekam die Gewo Aufgaben mit auf den Weg. Da waren die Pläne zur Umsetzung der baulichen Maßnahme auf dem ausgesuchten Areal direkt neben der katholischen Kirche St. Otto im Westen der Stadt erstmals im Gestaltungsbeirat besprochen worden. Mehr erhofft hatten sich die unabhängigen Mitglieder des Gremiums von der zweiten Präsentation, die in dieser Woche am Donnerstag im Stadtratssitzungssaal stattfand.

Zu viel Verdichtung, zu wenig Chance zur Entwicklung eines Gemeinschaftsgefüges, zu wenig Grün – mehrere Kritikpunkte äußerten die Vertreter des Gestaltungsbeirats nach der Vorstellung der Planskizzen durch Landschaftsarchitektin Ute Züge. Sie vertrat das beauftragte Planungsbüro Laub aus Kaiserslautern.

Mehr zum Thema

Bebauungsplanänderung

Alles neu in der Waldstraße?

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren
Almenhof

Ganz anders als geplant

Veröffentlicht
Von
Jörg Aberle
Mehr erfahren
Neue Wohneinheiten (mit Fotostrecke)

Spatenstich beim Speyerer Baugebiet „Am Russenweiher“

Veröffentlicht
Von
Matthias Mühleisen
Mehr erfahren

Das Grundprinzip der Planung: Drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 42 Wohnungen sollen auf dem Gelände entstehen, auf dem bislang das Pfarrheim von St. Otto stand. Das ist mittlerweile abgerissen. Erste Rodungen von Bäumen sind vorgenommen. „31 Bäume müssen ausgeglichen werden“, nannte Züge eine konkrete Zahl. 16 davon könnten im Baubereich angelegt werden, die restlichen müssten außerhalb gepflanzt werden.

Bestandsbäume sorgten weiterhin für die Beschattung des Schulkinderspielplatzes, der über einen öffentlichen Fußweg westlich des Grundstücks erschlossen ist. Weiter östlich eingerichtet bleibt der Kleinkinderspielplatz auf der Westseite des Gemeindesaals. Über dessen Terrasse sei der Spielbereich zugänglich, sodass er auch bei Pfarrfesten genutzt werden könne.

Von barrierefreien Wegen mit Funktionsvielfalt und Aufenthaltsqualität sprach Züge. Die erkannte Luca Kist vom Gestaltungsbeirat jedoch nicht. „Der Baukörper führt nicht zu einem großen Ganzen. So kann kein Gemeinschaftsgefüge entstehen“, meinte der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner aus Saarbrücken. Auch hegte er Zweifel an der durch Züge angekündigten intensiven Dachbegrünung und Kompensation des wegfallenden Grüns.

Auf der vorgesehenen Tiefgarage sollen ihrer Aussage nach klimawandeltolerante Bäume wie Felsenbirne, Feldahorn oder Hopfenbuche gepflanzt werden. Die 60 Zentimeter Aufbau reichen dafür nach Meinung Kists nicht aus. Über eine Drainage soll das Wasser von dort aus jedoch in den Kanal abgeleitet werden, sodass es vor Ort versickert, kündigte Züge an.

Fassadenbegrünung zu teuer

Eine Fassadenbegrünung, wie zweifach nachgefragt wurde, soll es nicht geben. Gewo-Geschäftsführer Oliver Hanneder sagte dazu: „Wir können den Ball natürlich aufnehmen, aber dass wir ihn ins Tor schießen, kann ich nicht versprechen.“ Er verwies in dem Zusammenhang auf den gesellschaftlichen Auftrag der Baugesellschaft. Der lautet: Wohnraum schaffen und das günstig. Hanneder hob dahingehend in der Sitzung hervor: „Die öffentlich geförderten Wohnungen werden für 7,70 Euro netto kalt pro Quadratmeter vermietet, die frei finanzierten für 9,90 Euro.“ Die Gewo müsse sich „ziemlich strecken“, um die Preise zu halten. Eine Fassadenbegrünung sei ein großer Kostenfaktor. „Wir wollen sozial verträglich bleiben“, betonte Hanneder. Architekt Dietrich Gekeler, Vorsitzender des Gestaltungsbeirats, sah darin keine Freistellung davon, „eine vernünftige Planung vorzustellen“. Deutlich formulierte er Unzufriedenheit mit dem Vorhaben, bei dem Züge auch von einer Ausgestaltung des Freiraums, von Fahrradabstellplätzen und weiteren Spielgeräten in den entsprechenden Bereichen berichtete.

„Wir sehen Qualitätsmängel, die auch bei der Umsetzung erkennbar sein werden“, meinte Gekeler. Die Einlassung von Karl-Heinz Erny (Die Linke), dass ein rechtskräftiger Bebauungsplan für das Gebiet vor der Maßnahme hätte geändert werden müssen, wies Hanneder auf Nachfrage zurück: „Wir haben natürlich recherchiert. Es existiert kein B-Plan.“

Um die 19 Millionen Euro wird die Gewo in das Bauprojekt investieren, wofür ein Vorverkaufvertrag mit der Dompfarrei Pax Christi abgeschlossen worden war.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung