Museum Purrmann-Haus

Purrmanns Welt im Licht der Fotografie – Ausstellung in Speyer

Die aktuelle Ausstellung im Museum Purrmann-Haus in Speyer widmet sich den Persönlichkeiten aus dem künstlerischen Netzwerk von Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller, darunter etwa Henri Matisse und Rainer Maria Rilke

Von 
Uwe Rauschelbach
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Hans Purrmann, Albert Weisgerber und Henri Matisse. © H. Purrmann Archiv München

Speyer. Henri Matisse, Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse: Das Künstlerehepaar Hans Purrmann und Mathilde Vollmoeller war Teil eines Künstlernetzwerks, das sich nicht nur über Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien spannte, sondern auch unterschiedliche Genres miteinander verknüpfte. Malerei, Literatur, Film und Theater haben sich gegenseitig inspiriert. Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts florierende Fotojournalismus gewährt reale Einblicke in jene Künstlerepoche der europäischen Avantgarde.

Die aktuelle Ausstellung im Speyerer Museum Purrmann-Haus hat aber nicht nur dokumentarischen Wert. Sie unterhält auch enge Bezüge zu den Gemälden. Die Schwarz-Weiß-Fotos, die Kuratorin Maria Leitmeyer aus Berliner und Münchener Archiven zusammengetragen hat, schaffen einen zeitgeschichtlichen Kontext, der den ästhetischen Rang der mit Licht und Farbe nicht geizenden Stillleben und Landschaftsmalereien begründet. Die lebenslange Freundschaft des in Speyer geborenen Weltbürgers Purrmann mit Henri Matisse lässt sich in seinen Bildern nachweisen; doch die Fotos machen diese Beziehung auf besondere Weise glaubhaft.

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Etwa jene Abbildung, die an einem Automaten im Münchener Löwenbräu entstanden ist und die die Maler mit Bierhumpen zeigt. Eine andere Serie führt ein in das Leben der um drei Kinder wachsenden Purrmann-Familie. Max Liebermann ist beim Gassigehen mit seinem geliebten Dackel zu sehen. An ihm wiederum beglaubigt sich die regimekritische Haltung der Purrmanns, die es sich nicht nehmen ließen, dem als „entartet“ geächteten Künstler bei dessen Bestattung unter den Augen der Gestapo die letzte Ehre zu erweisen.

Marlene Dietrich in lasziver Räkelpose im „Blauen Engel“: Auch solche Porträtfotos geben Zeugnis von den damaligen Zeitverhältnissen. Mathildes Bruder Karl Vollmoeller öffnete den Purrmanns die Tür zur Film- und Theaterwelt. Gelegentlich finden sich fotografische Motive in Gemälden wieder, etwa die einer Wegpassage auf Korsika, wohin die jungen Brautleute ihre Hochzeitsreise unternahmen. Briefkarten, etwa von Erich Kästner, geben Einblick in die Korrespondenz der Purrmanns mit anderen Künstlern von Rang und Namen.

Geradezu ikonischen Wert strahlt jene Fotografie aus, die eine Frau mit Kamera auf einem Kranausleger hoch über den Dächern von Berlin zeigt. Es steht für das wachsende Selbstbewusstsein von Frauen, in der damaligen Zeit ihre eigenen Wege zu gehen. Dass Mathilde neben ihrem Ehemann ebenso eine Künstlerkarriere durchsetzen konnte, ist im Purrmann-Haus hinlänglich dokumentiert.

Die Farbenpracht und die in südlichen Gefilden eingefangenen Lichtspiele auf den Gemälden sind denn auch nicht minder Zeitzeugen einer Epoche. Sie schaffen eine „bildimmanente Welt“, wie Kuratorin Maria Leitmeyer bestätigt. Trotz ihrer Idyllenhaftigkeit wollen die Kunstwerke nicht als Realitätsfluchten wahrgenommen werden, sondern als Akte der Selbstbehauptung gegen Anmaßung und Tyrannei.

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