Speyer. Er kann es einfach nicht lassen – und das ist gut so! Gerade 85 Jahre alt geworden, bereichert der ewig junge Professor Dr. Dr. Peter Eichhorn die Literaturszene mit einem weiteren Buch. Das Werk mit dem Titel „Das Einmaleins der Mehrheit“ dürfte gerade in unserer Zeit einen großen Leserkreis ansprechen. Um es vorweg zu nehmen: Es handelt sich um eine Publikation des bekannten Ökonomen, die mit 20 Kapiteln auf lediglich 93 Seiten in gestraffter Form fundierte Informationen vermittelt.
Wie bei zahlreichen Vorgängerwerken Eichhorns nicht anders zu erwarten, leidet die Qualität nicht unter der Kürze der Kapitel. Ganz im Gegenteil: Wie Mehrheiten zustande kommen, welche Ziele damit erreicht werden sollen, welche Macht Mehrheiten verleihen können und vieles andere mehr ist wissenschaftlich fundiert, aber dennoch verständlich beschrieben.
Dabei beschränkt sich der Autor zahlreicher Sachbücher nicht auf Mehrheitsbeschaffungen in der Politik. Beleuchtet werden ferner Anteilsmehrheiten und ihre Auswirkungen auf große Unternehmen sowie private und öffentliche Eigentümer. Nicht ausgeblendet wird, dass Mehrheiten auch eine Herausforderung darstellen können und der ständigen Überprüfung bedürfen.
Eichhorn aus Speyer stellt demokratische Abläufe in Frage
Schon in der Einleitung wirft Eichhorn Fragen über Fragen auf. Was ist ein Mehrheitsbeschluss wert, wenn er von einem höherrangigen Gremium oder einem einzelnen Entscheider abgeblasen wird? Wie sehr ist die Mehrheitsfindung politischer Parteien von Koalitionsverhandlungen abhängig? Sind in einem autokratischen System Minderheiten vorgesehen? Er schildert auch, dass in der Tagespresse derzeit viel über Scheindemokratie berichtet werde: „Weil in Deutschland das Demokratieverständnis der Bürger gering ausgeprägt ist, da sie ohnehin nichts zu sagen haben.“
In einem bedenkenswerten Nachtrag auf Seite 94 betont der Verfasser, dass Mehrheit eine zwar wichtige, aber doch schlichte Rechengröße sei. Sie habe weder die Wahrheit noch die Gerechtigkeit gepachtet. Unverblümt stellt Eichhorn fest: „Die Mehrheit eines Volkes, eines Parlaments, eines sonstigen Gremiums, eines Teams oder von Investoren kann die richtige Auffassung besitzen, muss dies aber nicht.“ Damit die Macht von Mehrheiten nicht zur Allmacht wird, dafür sorgen laut Eichhorn politische Systeme wie in Deutschland, wo sich Gesetzgebung (Legislative), vollziehende Gewalt (Exekutive) und Rechtsprechung (Judikative) einander kontrollieren.
Wie wankelmütig von bestimmten Interessen getriebene Menschen oder Gruppierungen sein können, lässt der Autor mit dem Hinweis anklingen, dass viele sich der Stimme enthalten oder ihr „Fähnchen nach dem Wind drehen“.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/speyer_artikel,-speyer-speyerer-ehrenbuerger-veroeffentlicht-das-einmaleins-der-mehrheit-_arid,2232176.html