Medien und Mahlzeiten

Speyerer möchte Kinder zum Kochen bringen

Marc André de Zordo will Nachwuchs mit einer TV-Kochshow für seine berufliche Leidenschaft begeistern. Seinen Weg in die Branche fand er selbst schon im Alter von 16 Jahren.

Von 
Matthias Mühleisen
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Jungköche vor der Kamera: Marc André de Zordo (r.) und Mitglieder seines „Cooking Kids Clubs“ sind im Studio im „Media:TOR“ bereit für eine Aufzeichnung. © Klehmann

Speyer. Wenn man sieht, dass ein Kulturgut, das auf der persönlichen Werteskala ganz oben steht, immer mehr zu verschwinden droht, gibt es zwei Möglichkeiten: resignierter Rückzug oder kreative Kampfansage. Marc André de Zordo hat sich für Letzteres entschieden. Kochen ist seine Leidenschaft und diese möchte er an möglichst viele Menschen – vor allem junge – weitergeben. Um sie zu erreichen, geht er neue mediale Wege.

Im Alter von 16 Jahren hat de Zordo im Jahr 2005 seinen Berufsweg begonnen mit einer Ausbildung bei Gunter Braun im „Ratskeller“, einem der renommiertesten Lokale Speyers. Dass damals gleich zum Ausbildungsbeginn die Kaisertafel anstand, gab ihm die Gelegenheit, zu lernen, was harte Arbeit ist, erinnert er sich: „Es ging von null auf 100“ für den neuen Azubi, um im Team der inzwischen seit über 29 Jahre bestehenden Institution die Gäste beim kulinarischen Spektakel auf der Maximilianstraße zu bewirten.

Traumberuf in Kita gefunden

In den vergangenen 18 Jahren hat Marc André de Zordo die Gastronomie in ihren verschiedenen Facetten kennengelernt, unter anderem in der Selbstständigkeit. Inzwischen ist er im Hauptberuf als Koch bei der Stadtverwaltung Speyer angestellt, um mit einer Dreiviertelstelle Kita-Kinder mit frischen Mahlzeiten zu versorgen – es ist sein Traumberuf, sagt er.

„Schmeckt’s oder nicht?“: Unter diesem Motto bittet Marc André de Zordo (r.) Be-sucher der Kochshow im mobilen Studio um ihr Urteil, hier im Februar. © Andreas Klehmann {KLEHMANN.DE}

Dieses Beschäftigungsverhältnis in der Gemeinschaftsverpflegung ist entscheidend, um seine Herzensangelegenheit verwirklichen zu können: „Wenn ich heute noch in der Gastronomie angestellt wäre, könnte ich mir aufgrund der Arbeitszeiten das ehrenamtliche Engagement nicht erlauben“, macht er deutlich.

Das jüngste Projekt, mit dem er seine Mission verfolgt, sind Kochshows, die im Offenen Kanal Speyer gezeigt werden. Im Bürgerfernsehen ist der 34-jährige Speyerer seit einiger Zeit aktiv, begonnen hat er vor drei Jahren im Offenen Kanal Haßloch, als dort ein Produktionsassistent für die Kochshow „Küchengeflüster“ gesucht wurde.

Jede Menge Technik für die mediale Vermittlung von Kochkenntnissen: Blick auf den Arbeitsplatz am Bildmischer im „Media:TOR“ im Raum neben der Aufzeichnung. © Andreas Klehmann {KLEHMANN.DE}

Er erlernte die Grundlagen der Medienarbeit und kam mit dem Offenen Kanal Speyer in Kontakt. „Ich stehe 340 von 365 Tagen im Jahr in der Küche und koche am Wochenende für die Familie – da ist das Studio eine schöne Abwechslung“, erklärt er.

Premiere beim Bauernmarkt 2022

Dass im Offenen Kanal regelmäßig lokale Beiträge gebraucht werden und in dessen neuem Standort im „Media:TOR“ in der Maximilianstraße, dem früheren „Tor zur Pfalz“, der von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und der Stadt Speyer getragen wird, ein professionelles Equipment zur Verfügung steht, hat das Projekt vorangebracht.

„MADZ – die Kochshow“ (die Abkürzung steht für seine Initialen) feierte beim Bauernmarkt 2022 Premiere und hat mit seiner Kindervariante mit dem Untertitel „Schmeckt’s oder nicht?“ neben der Essenszubereitung das Ziel, junge Menschen mit dem Offenen Kanal in Berührung zu bringen, dessen Macher „auch nicht jünger werden“, wie es de Zordo nonchalant formuliert.

Hier kocht der Meister selbst: „MADZ – die Kochshow“ wird für den Offenen Kanal Speyer aufgezeichnet. So vereint de Zordo zwei Leidenschaften: Kochen und Medien. © Andreas Klehmann

Mit Kindern und Jugendlichen kocht er schon länger: Vor drei Jahren gründete de Zordo den „Cooking Kids Club“, der in den Räumen der Jugendförderung die Grundlagen der Zubereitung von Speisen auf kindgerechte Art vermittelt. Der hatte schon in der Pandemie auf mediale Wege zurückgreifen müssen, was eine Basis für die jetzige Sendung legte. Im „Cooking Kids Club“ wird zweimal pro Woche montags und mittwochs von 17.30 bis 19 Uhr gekocht.

Die aktuell 24 „Jungköche“ sind laut de Zordo zwischen sechs und 14 Jahren alt. Die Mitgliedschaft in dem eingetragenen Verein kostet 20 Euro pro Jahr. Die Vereinsgründung darf gerne auch seinem Berufsstand nutzen, der wie viele andere akut unter Nachwuchsmangel leidet: „Wenn einer oder zwei der Kinder irgendwann mal eine Kochausbildung machen sollte, hat sich mein Einsatz schon gelohnt.“ Eine Herkulesaufgabe sei die Vermittlung der unangenehmen Tatsache: „Wer kocht, muss hinterher auch aufräumen.“

Aufzeichnung nimmt Druck

Andererseits können sich die jungen Leute bei der Kochshow medial präsentieren und zeigen, was sie vor einer Kamera drauf haben. Das könne ein Anreiz sein, zu Schälmesser und Kochlöffel zu greifen. Dass die Sendungen aufgezeichnet und nicht live gesendet werden, nehme den Druck etwas heraus – Pannen können herausgeschnitten werden. Wegen des technischen Aufwands werden stets mehrere Sendungen am Stück aufgenommen. Mindestens drei technische Mitarbeiter an Kameras und Mischpult sind dafür notwendig.

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Nach seiner eigenen Show und der „Schmeckt’s oder nicht?“-Kinderkochshow hat de Zordo schon das nächste Format im Kopf: „Old i(s)st good“. Erklärvideos von Kindern für Kinder zu Essensfragen kann er sich auch vorstellen. Einen festen Ausstrahlungstermin für die Kochsendungen gibt es – ebenso wie festgelegte Rezepturen – nicht. Doch die Sendungen sind auf dem eigenen Youtube-Kanal online abrufbar:

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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