Winkeldruckerey

Winkeldruckerey in Speyer: Hamburger Künstler zeigt seine Holzkunst

Künstler Klaus Raasch überrascht in der Winkeldruckerey in Speyer die Besucher mit seiner Arbeitsweise. Er arbeitet mit dem Holz und nicht gegen den Werkstoff.

Von 
Matthias Nowack
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Klaus Raasch zeigt, wie er seine Druckwerke gestaltet. © Matthias Nowack

Speyer. Wenn Holz spricht, dann hört Klaus Raasch genau hin. Seit über vier Jahrzehnten arbeitet der Hamburger Künstler, Drucker und Verleger mit einem Material, das so eigenwillig ist wie er selbst: Holz. In der 1984 gemeinsam mit Artur Dieckhoff gegründeten Buchdruckwerkstatt „Schwarze Kunst“ widmet sich Raasch vorzugsweise dem Farbholzschnitt – einer Technik, die er auf seine ganz eigene Weise weiterentwickelt hat.

Am Wochenende war Raasch zu Gast in der Speyerer Winkeldruckerey, wo er – zur Freude zahlreicher Besucher – Einblicke in sein künstlerisches Schaffen gab. Und das hat mit dem klassischen, expressiven Holzschnitt nur noch wenig zu tun. Raasch arbeitet nicht gegen das Holz, sondern mit ihm. Die Maserung wird zum Mitspieler, die Oberfläche zum Dialogpartner.

Für die Winkeldruckerey hatte Klaus Raasch ein neues „Seestück“ im Gepäck – später sollte es den treffenden Titel „Unruhige See“ erhalten. Sechs Druckgänge, sechs Farbschichten, ein Motiv, das in Bewegung gerät: Eine „kabbelige See“, wie der Künstler selbst sagt, und damit einen Begriff wählt, der den Charakter seines Werks auf den Punkt bringt.

Dafür hat Raasch seine Druckplatte kurzerhand zersägt – in Himmel und Wasser. So kann er die beiden Elemente unabhängig voneinander in verschiedenen Blau- und Grautönen gestalten, Schicht für Schicht, Welle für Welle. Seine Arbeitsweise ist alles andere als klassisch: Raasch druckt nicht gegen, sondern mit dem Holz. Statt wie viele Kollegen expressiv ins Material zu schneiden, nutzt er die Maserung als gestalterisches Element. Sein bevorzugter Werkstoff ist Kiefernsperrholz – lebendig, unruhig, voller Charakter. Vor dem Druck sägt er die Platten auseinander, fügt sie neu zusammen, fast wie bei einem Puzzle.

Faszinierendes Spiel aus Farbe und Bewegung in Speyer

Mit Drahtbürsten, Fräsen und anderen Holzwerkzeugen bearbeitet er die Flächen, entfernt das Weichholz und trägt Farbe in mehreren Durchgängen auf. Das Ergebnis ist keine scharfe Linie, sondern eine malerische Oberfläche, die eher an Pinsel und Palette erinnert als an Druckstöcke. So entsteht in der „Unruhigen See“ ein faszinierendes Spiel aus Farbe, Struktur und Bewegung – von zarten Nuancen bis hin zu expressiven Farbklängen. Jede Schicht fügt dem Motiv Tiefe und Atmosphäre hinzu.

Seit über vier Jahrzehnten lebt und arbeitet Raasch in Hamburg – kein Wunder also, dass die See mit ihren wechselnden Wolken- und Lichtstimmungen zu seinem zentralen Thema geworden ist. Die Holzstrukturen des Kiefernholzes haben durchaus etwas Wolken- oder auch Wellenartiges. Nach Speyer brachte er auch seine Mappe „Seestücke“ mit: zehn farbintensive Original-Holzschnitte in einer handgefertigten, ebenfalls mit einem Holzschnitt bedruckten Kassette.

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Auch persönlich verbindet Raasch einiges mit der Domstadt. Vor über 20 Jahren hat er hier zum ersten Mal Pfälzer Saumagen mit Kraut probiert – ein Erlebnis, das sich offenbar eingeprägt hat, denn bei seinem aktuellen Besuch stand der Besuch einer Weinstube auf dem Programm. Künstlerisch ist er in Speyer kein Unbekannter: als Gast von Artur Schütts „Nacht der Poesie“ und Teilnehmer der damals ausgerichteten „Speyerer Literaturtage“.

Klaus Raasch, 1960 in Wanne-Eickel geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg Visuelle Kommunikation. In der typografischen Werkstatt von Prof. Hans Andree arbeitete er mit Blei- und Plakatschriften – Erfahrungen, die ihn bis heute prägen. Seit 1986 ist er als freier Künstler, Drucker und Verleger der Edition Klaus Raasch tätig. Seine Werke wurden unter anderem im Gutenberg-Museum Mainz, im Museum Schloss Gottorf, im Druckmuseum Rendsburg und bei der Albrecht-Dürer-Gesellschaft Nürnberg gezeigt.

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