Der monatelange Höhenflug der AfD ist vorerst gestoppt. Im aktuellen Politbarometer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen büßt die rechtsextreme Partei drei Prozentpunkte ein und erzielt nur noch 19 Prozent. Die AfD verteidigte damit allerdings ihren zweiten Platz in der Umfrage vor der SPD (plus zwei)) und den Grünen (minus eins), die mit nur noch 13 Prozent ihren schlechtesten Wert seit knapp sechs Jahren erzielen.
Konkurrenz setzt AfD zu
Andrea Wolf von der Forschungsgruppe spricht mit Blick auf das Umfrageergebnis der AfD von einer „Delle“. Ein Grund dafür hat sich schon beim Politbarometer vor drei Wochen abgezeichnet: Damals landete Sahra Wagenknechts neue links-konservative Partei BSW aus dem Stand gleich bei vier Prozent.
In der aktuellen Umfrage kommt sie sogar auf sechs Prozent. „Dass die AfD nun nach längerer Zeit einen Rückgang hinnehmen muss, hängt natürlich mit der neuen Konkurrenz zusammen. Bisher war die AfD ja die einzige erfolgreiche Protestplattform in Deutschland“, sagt die Wahlforscherin. Wie groß das Potenzial der BSW ist, zeigen folgende Zahlen: 19 Prozent der Deutschen wollen die Wagenknecht-Partei „auf jeden Fall“ oder „wahrscheinlich“ wählen. Aber: „Davon zählen sich 41 Prozent zur Anhängerschaft der AfD“, sagt Wolf.
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Aber natürlich setzt nicht nur die neue Konkurrenz der AfD zu. Auch die Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus haben offensichtlich zumindest einigen Protestwählern die Augen dafür geöffnet, dass die AfD für aufrechte Demokraten keine Alternative sein kann. Wie sehr das Thema Rechtsextremismus die Deutschen bewegt, zeigt sich daran, dass sie es inzwischen als zweitwichtigstes Problem in der Republik einordnen - vor drei Wochen belegte es in der Liste nur den neunten Platz.
Dass die AfD in den Augen der Wählerinnen und Wähler keine Problemlöserin ist, zeigt sich an ihrer Antwort auf die Frage, ob es zu einer besseren Politik führen würde, wenn die AfD im Bund mitregieren würde. 68 Prozent würden in diesem Fall eine schlechtere Politik auf Bundesebene erwarten. Aber: Im Osten sehen das nur 48 Prozent so. Fürwahr kein gutes Omen für die drei Landtagswahlen dort im September.
Mehr als zwei Drittel sehen in AfD reale Gefahr für Demokratie
Immerhin haben die Deutschen die Zeichen der Zeit erkannt. 72 Prozent sehen in der AfD inzwischen keine harmlose Protestpartei mehr, sondern eine reale Gefahr für unsere Demokratie. Allerdings spricht sich eine Mehrheit von 53 Prozent gegen ein Verbot der AfD aus.
Während 71 Prozent der AfD-Anhänger die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus ablehnen, finden mehr als drei Viertel der Befragten die Proteste gut. Uneins sind sich die Befragten aber darüber, ob die Demonstrationen der AfD zusetzen würden. 39 Prozent meinen, die Partei werde durch sie geschwächt, 38 Prozent sehen das anders.
Dagegen gibt es in der Debatte um den Umgang der CDU mit AfD und Linke eine deutliche Mehrheit, die sich für eine klare Abgrenzung zur AfD ausspricht. 73 Prozent begrüßen es deshalb, dass die CDU alle Formen der Zusammenarbeit mit der Rechtsaußen-Partei ausschließt. Unter der Anhängerschaft der Unionsparteien CDU und CSU sind es sogar 88 Prozent. Dass die CDU auch eine Zusammenarbeit mit der Linke ablehnt, stößt dagegen auf ein gespaltenes Meinungsbild in der Bevölkerung: 47 Prozent aller Befragten finden den Abgrenzungskurs gut, 45 Prozent halten das dagegen für falsch. Im Unionslager befürworten 64 Prozent die Beschlusslage.
Beliebteste Politiker im Politbarometer: Hendrik Wüst rückt vor
In der Rangliste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker hat es NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) mit einem Imagewert von plus 0,7 gleich auf Anhieb auf den zweiten Platz geschafft - mit großem Rückstand auf den gefühlt ewigen Spitzenreiter Boris Pistorius (SPD). Der Verteidigungsminister steht dort, wo man in normalen Zeiten eigentlich den Bundeskanzler erwarten würde. Doch Sozialdemokrat Olaf Scholz liegt mit einem miesen Imagewert von minus 1,1 auf dem vorletzten Platz. Wüst wiederum erzielt die beste Platzierung unter den Unionspolitikern - deutlich vor Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CDU-Chef Friedrich Merz, die bei der Ernennung des nächsten Kanzlerkandidaten der Union bestimmt mehr als nur ein Wörtchen mitreden wollen.
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