Fußball-Landesliga

Bitterer Beigeschmack bleibt auch nach der Partie Spvgg 06 Ketsch gegen SV 98 Schwetzingen

In der Fußball-Landesliga trennen sich Spvgg 06 Ketsch und SV 98 Schwetzingen nach einer fair geführten Partie, die zuvor von Rassismusvorwürfen überschattet worden war, leistungsgerecht unentschieden.

Von 
Volker Widdrat
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Gedränge vor dem Schwetzinger Tor, doch auf Torwart Burak Polat ist Verlass. Er lässt beim 1:1 des SV 98 bei der Spvgg 06 Ketsch nur einen Treffer zu. © Fischer

Ketsch / Schwetzingen. Zum Auftakt der Fußball-Landesliga hatten die Gegner noch Auftaktniederlagen einstecken müssen. Am zweiten Spieltag mussten sie sich dann mit einer Punkteteilung zufriedengeben. Im Nachbarschaftsduell am Sonntag trennten sich die Spvgg 06 Ketsch und der SV 98 Schwetzingen nun 1:1. Schwetzingens Zimmermann erzielte in der 22. Minute die Führung, Köhler glich in der 42. Minute für die Ketscher aus.

Die Partie verlief größtenteils sehr fair. Anspannung war aber bei den Zuschauern zu spüren, vor allem wegen der Vorwürfe von SV-Trainer Seydou Sy, er sei beim jüngsten Aufeinandertreffen rassistisch angegangen worden (wir berichteten). Unser Doppel-Interview mit ihm und 06er-Trainer Marco Rocca vor dem Derby hatte hohe Wellen geschlagen.

Fast reibungsloser Verlauf

Ketsch erarbeitete sich die ersten Chancen. Bei Schwetzingen verpufften lange Pässe zunächst am gegnerischen Strafraum. Rocca forderte seine Mannschaft auf, bei Rückpässen besser aufzupassen und ruhig zu bleiben. Eklou scheiterte mit einer klaren Möglichkeit an Torhüter Polat. Schwetzingens Wirbelwind Djahini war nur schwer zu kontrollieren. Die Gäste ließen den Ball laufen. Zimmermann hatte keine Mühe, den Ball unten links zur 1:0-Führung einzuschieben. Djahini ackerte unermüdlich weiter und holte sich verlorengegangene Bälle oft selbst wieder zurück. Schiedsrichter Luca Binder beruhigte die Szenerie bei Fouls, kleine Rangeleien wurden von ihm sofort unterbunden. Etwas Aufregung gab es eigentlich nur bei Abseitsentscheidungen oder kleineren Fouls in den Zweikämpfen.

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Schwetzingen bekam die Partie schließlich besser in den Griff und hätte bis zur Pause mit einem um gut zwei Tore höheren Ergebnis führen müssen. Köhler belohnte die Ketscher Angriffsbemühungen allerdings mit dem verdienten Ausgleich. Polat hatte bei dem gezielten Schuss ins linke untere Eck das Nachsehen.

Beide Mannschaften behielten ihre Anfangsformationen nach der Pause bei. Die Gäste wurden im Sturm das eine ums andere Mal abgefangen. Ketsch drückte weiter auf die Führung und Trainer Rocca attestierte seinen Spielern lautstark „überragende Laufwege“ im Angriffsspiel. Das machte Mut, Zählbares sprang aber dennoch nicht heraus. Nach der zweiten Trinkpause wurde die Partie zusehends etwas hitziger. 06er-Kapitän Rosenberger ging, für ihn kam Feßler. Rocca trieb seine Männer weiter nach vorne. Schwetzingens Bulut hatte in der Nachspielzeit die Führung auf dem Fuß. Ein letzter Eckball für die Gastgeber und der anschließende Konter von Schwetzingen brachten nichts mehr ein. Die beiden Mannschaften sind nach dem zweiten Spieltag nicht mehr Tabellennachbarn. Der SV98 ist Neunter, die 06er Elfte.

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Marco Rocca ging vor der Spielanalyse zuerst auf das Interview in unserer Zeitung ein. Den Vorwurf seines Trainerkollegen, die Ketscher seien rassistisch eingestellt, wies er vehement von sich. Die Vorhaltungen seien dumm: „Wir haben Werte, dazu gehört der Respekt vor dem Gegner. Für uns sind alle Menschen gleich, Hautfarbe und Nationalität spielen keine Rolle, wir sind alle Fußballer.“ Seine Mannschaft habe sich an diesem Nachmittag nur auf das Spiel fokussiert: „Das macht mich unheimlich stolz auf diese Truppe.“ Leider sei die gute Leistung nicht belohnt worden. Dem SV 98 Schwetzingen wünschte Rocca „sportlich nur das Beste sowie eine verletzungsfreie und ordentliche Runde“.

Sy erneuert Kritik

Seine Mannschaft habe sehr gut begonnen, meinte Gästetrainer Seydou Sy. Nach dem ersten Tor sei eine höhere Führung ohne Weiteres möglich gewesen: „Aber es ist wie immer im Fußball, wenn man die Chancen nicht nutzt, wächst der Gegner über sich hinaus.“ Im zweiten Durchgang sei die Partie dann von mehr Kampf geprägt gewesen. Das Ergebnis sei keine Niederlage, „weil wir am ersten Spieltag gar keine Punkte einfahren konnten.“

Stenogramm

Spvgg 06 Ketsch – SV 98 Schwetzingen: 1:1

Ketsch: Hauschild – Rosenberger (72. Feßler), Kaya, Kurt, Marx (83. Korpilla), Steffen Jung, Stephan Jung, Hinzmann, Eklou (87. Caglayan), Spaqi, Köhler.

SV 98: Polat – Wenz, Berisha, Dirks (88. Neugebauer), Djahini, Roderig, Abel, Zimmermann, Wild (80. Seibert), Bulut, Soultani.

Tore: 0:1 Jacques Zimmermann (22.), 1:1 Etienne Köhler (42.).

Zuschauer: 250. vw

Der Schwetzinger Trainer Seydou Sy erneuerte seine Vorwürfe gegenüber unserer Zeitung gegen die Spvgg 06 und deren Fans. Niemand habe ihn und sein Team im Waldstadion willkommen geheißen. Es habe auch keinen Handschlag vor und nach dem Spiel mit dem gegnerischen Trainer gegeben, monierte der SV-Coach: „Das hat nichts mit Fußball zu tun, traurig, dass es so eine Mannschaft in der Landesliga gibt.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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