Oftersheim. Der Oftersheimer Dirk Oswald hat sich über den Ironman Italien ein weiteres Mal für die Weltmeisterschaft auf Hawaii im nächsten Jahr qualifiziert.
In Cervia in der Region Emilia-Romagna brauchte der 39-Jährige, der bereits in der Klasse der 40- bis 44-Jährigen startet, 8:27,50 Stunden für die 3,8 Kilometer Schwimmen im Meer, 180 Kilometer auf dem Rad und den abschließenden Marathon über 42,2 Kilometer rund um das ehemalige Fischerdorf. Im Meer war Oswald 58,40 Minuten unterwegs, für die Radstrecke benötigte er 4:25 Stunden und absolvierte den Marathon am Ende in 2:55,08 Stunden deutlich unter drei Stunden. Der erste Wechsel hatte 5:20 Minuten gedauert, der Übergang von Rad zum Lauf 3:43 Minuten.
Die Gesamtzeit unter achteinhalb Stunden bescherten dem Oftersheimer schließlich ein beeindruckendes Resultat: Oswald kam nicht „nur“ als Sieger seiner Altersklasse mit 327 Startern ins Ziel, sondern sogar als Gesamtfünfter aller 2.069 Teilnehmer. „Sieg in der Altersklasse bei einem Ironman? Das ist schon geil“, bilanzierte er.
Dirk Oswalds Altersklassen-Sieg in Italien bedeutet direkte Qualifikation für WM 2026
Der Sieg ist doppelt wertvoll: „Ich war vor dem Wettkampf sehr angespannt und habe mir extremen Druck gemacht. Ich hatte unbedingt das Ziel, mich direkt für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii 2026 zu qualifizieren.“ Hintergrund: Der Ironman hat seit diesem Jahr einen neuen Qualifizierungsmodus, der es nochmals schwerer macht, sich zu qualifizieren. „Mittlerweile sind wirklich nur noch die Sieger der jeweiligen Altersklasse direkt qualifiziert. Der Rest muss zittern, ob es reicht“, führt Oswald aus.
Die Tage vor Wettkämpfen seien „nie schön für mich. Ich höre genau in meinen Körper hinein, jedes Zwicken und Ziehen wird sofort überinterpretiert“. Seine Freundin Anna Czinszky, die ihm für das Training stets den Rücken freihalte, habe den Satz „Irgendwas stimmt mit meinem Körper nicht“ einige Male ertragen müssen. „Sie unterstützt mich sehr bei meinem Training und den Wettkämpfen, dafür bin ich unglaublich dankbar.“
„Das Schwimmen ging ordentlich los, allerdings wurden die Arme nach der Hälfte der 3,8 Kilometer schwer und müde. Am Ende war ich aber mit der Zeit ganz zufrieden. Auf dem Weg zum Rad in der Wechselzone direkt nach dem Schwimmen habe ich allerdings schon gemerkt, dass die Beine nicht so richtig wach sind und auch nicht mehr wirklich aufwachen sollten“, blickt Oswald auf den ersten Abschnitt und den Übergang auf das Rad zurück. „Ich habe geschnauft wie verrückt. Da hatte ich Angst, dass wirklich etwas mit meinem Körper nicht stimmt. In der ersten Stunde auf dem Rad ist mein Puls auch nie unter 150 Schläge gesunken. Das ist eher untypisch und spricht für erhöhte Anstrengung. Bereits nach erst zwei Stunden im Wettkampf wusste ich, dass es kein leichter Tag werden wird. Das hat sich durch das gesamte Rennen gezogen.“
Oftersheime Triathlet Dirk Oswald: Kampf gegen den Wunsch, stehen zu bleiben, gewonnen
Nach viereinhalb Stunden auf dem Rad habe er in der Wechselzone - nun ohne Fahrtwind - die Hitze auf der Haut gespürt „und gewusst, dass es jetzt nochmals richtig zäh wird, den Marathon zu laufen. Jeder Schritt war richtig harte Arbeit und eine bewusste Entscheidung, nicht aufzugeben. Einfach stehenbleiben und der Schmerz wäre sofort vorbeigewesen. Der langfristige Schmerz im Kopf, das aufgegeben zu haben, wäre in meinem Leben aber nie vergangen. Der körperliche Schmerz vergeht“.
Er habe gewusst, dass er auf Qualifikationskurs war, am Ende den mentalen Kampf gegen seinen Kopf gewonnen und sich zum dritten Mal für die WM auf Hawaii qualifiziert. „Drei Mal versucht, dreimal geschafft. Viele versuchen das Jahrzehnte und schaffen es am Ende nie. Darüber bin ich sehr glücklich, zum dritten Mal ins Paradies an den Sehnsuchtsort aller Triathleten reisen zu dürfen. Und gleichzeitig ist dieser Ort brutal, da das Rennen bei über 40 Grad Hitze und 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit so unglaublich hart ist.“
Die 2025er-Saison ist für Dirk Oswald nun vorbei. „Ich brauche auch dringend eine Pause. Mein ganzer Körper schmerzt. Der Kopf ist leer und müde. Elf Monate strukturiertes Training am Stück liegen hinter mir, ohne ein freies Wochenende. Jetzt will ich mal wieder das Leben und die anderen Dinge genießen und vor allem den Erfolg ordentlich feiern. Wandern, Tennis spielen, klettern, Wein trinken. Darauf freue ich mich. In den Tag hineinleben und spontan entscheiden ...“
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