3. Handball-Liga Frauen

Franziska Garcia über ihre emotionale Zeit bei den Kurpfalz-Bären

Im Interview spricht Ex-Trainerin Franziska Garcia über ihre Zeit beim Frauen-Handball-Drittligist Kurpfalz-Bären und ihre eigenen Zukunftspläne.

Von 
Frederik Schneider
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Auszeit mit Trainerin Franziska Garcia im Spiel gegen den HC Rödertal - Am Ende reicht es nicht: Die Kurpfalz-Bären steigen ab. © Dorothea Lenhardt

Ketsch. Der Zweitliga-Abstieg der Kurpfalz-Bären bedeutete gleichzeitig auch, dass sich Handballtrainerin Franziska Garcia und ihr Funktionsteam ohne Happy End aus Ketsch verabschieden - nachdem sie diesen Abschied bereits nach dem Führungswechsel in der Spitze des Stammvereins TSG angekündigt hatte. Im Interview spricht die 41-Jährige über ihre emotionale Zeit bei den Bären und die eigenen Zukunftspläne.

Mit etwas Abstand: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das Saisonfinale und das unglückliche Ende mit der 33:39-Niederlage gegen Buchholz 08-Rosengarten zurück?

Franziska Garcia: Emotional sind es immer noch gemischte Gefühle, vor allem weil ich durch meine ungeplante Operation nicht so agieren konnte, wie es nötig gewesen wäre. Auch das letzte Spiel nur von der Tribüne verfolgen zu können, war alles andere als optimal. Sachlich betrachtet haben wir über die gesamte Spieldauer nicht die Energie aufs Feld gebracht, die du in so einer Partie brauchst. Wir waren über 60 Minuten auf allen Ebenen die schwächere Mannschaft – trotz einer fantastischen Kulisse im Rücken. So ehrlich muss man dann auch sein.

Was hat Sie und die Mannschaft letztlich das Happy End gekostet?

Garcia: In dieser Partie war es die „Drecksau-Mentalität“, die du in einem Alles-oder-Nichts-Spiel brauchst, auch mal über die Grenzen des Erlaubten zu gehen - vor allem in der Defensive. Im Saisonverlauf waren es drei Faktoren aus meiner Sicht: Unser Rückzugsverhalten, was uns die meisten Gegentore der Liga eingehandelt hat, unsere schwache Wurfquote und unsere Mentalität, Dinge nicht einfach über sich ergehen zu lassen, sondern nach Lösungen zu suchen und das Ganze aktiv anzugehen. Das Gewinner-Gen, vor allem im Training, war nur rudimentär vorhanden. Ich vertrete die Philosophie, dass du aus allem – zum Beispiel beim Fußball zum Aufwärmen – etwas rausholen kannst und es dir im Wettkampf weiterhilft.

Gibt es etwas, was Sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten?

Garcia: Ich habe sehr auf die Eigenverantwortung der Spielerinnen gesetzt, immer in dem Wissen aus der eigenen Karriere, wie die Rahmenbedingungen sind. Dass es wichtig ist, den Spielerinnen Freiheiten zu geben. Nach vier Jahren sage ich ehrlich, dass das nur bedingt funktioniert hat. Auch in Sachen Kompromissbereitschaft werde ich bei meiner nächsten Station deutlich zurückfahren. Persönlich bin ich sehr gewachsen, habe viel gelernt – vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Und Fehler habe ich viele gemacht, aber es ist ja müßig, über diese Personalie oder jene Auswechslung im Nachgang zu sprechen. Jeder Trainer hat seine Vorlieben, wird niemals alles objektiv betrachten können. Dazu zähle ich auch.

Franziska Garcia im Jahr 2021 mit dem ebenfalls zurückgetretenen Bären-Geschäftsführer Armin Wagner. © Glaser

Es gab einige schwierige Phasen für Sie an alter Wirkungsstätte. Wie haben Sie diese Abschnitte erlebt und was haben Sie daraus gelernt?

Garcia: Die Frage ist ja immer: Warum gab es diese schwierigen Phasen? In der Regel, weil etwas von außen bewertet wird, ohne sich ein genaues Bild zu machen. Die Menschen, die mich nicht mehr als Trainerin bei den Bären sehen wollten, haben keine oder nur wenige Trainings gesehen, haben nicht gesehen, wie ich mit der Mannschaft arbeite, hatten keinen Einblick in die kleinen und großen Probleme, die uns und mich täglich begleitet haben. Diese Abschnitte sind auch an mir als Mensch nicht spurlos vorbeigegangen. Aber ich habe großes Vertrauen in meine Fähigkeit als Trainerin. In jeder Saison habe ich versucht, das Beste aus der Mannschaft zu holen – das ist mir zum Abschluss nicht gelungen. Die Verantwortung tragen wir in meinen Augen aber gemeinsam.

Von außen entstand zeitweise der Eindruck, hinter den Kulissen herrsche Chaos. Wie haben Sie das von innen erlebt?

Garcia: Für mich gab es kein Chaos. Der Rücktritt der Geschäftsführung und meine Entscheidung, nicht weiterzumachen, hat die ersten beiden Wochen für Wellen auf allen Ebenen gesorgt, wobei intern alles geklärt war. Danach ging es für mich und alle anderen im Verein nur noch um den Klassenerhalt.

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Welche Rolle haben aus Ihrer Sicht Verletzungen, Kaderstruktur und externe Einflüsse beim Abstieg gespielt?

Garcia: Ja, die Verletzung von Marlis Mader hat uns weh getan, weil ich glaube, dass sie auf Rückraum links eine gute Rolle hätte einnehmen können. In der Defensive war sie schon ein wichtiger Bestandteil – dadurch ist uns eine Option sehr früh weggefallen. Die anderen Verletzungen kamen immer zur Unzeit, aber das passiert. Die externen Einflüsse gelten für mich nicht als Ausrede. Ja, es hat gerumpelt, ja, es war unruhig im Januar – aber am Ende gehört das zum Sport dazu. Die Bedingungen, sich auf Handball zu konzentrieren, wurden auf allen Ebenen geschaffen. Die Kaderstruktur ergibt sich ja auch immer aus wirtschaftlichen Bedingungen. Hier hat die Geschäftsführung das Optimum herausgeholt. Für gewisse Dinge kann am Ende auch keiner etwas. Und es ist nicht so, dass wir nicht mit potenziellen Spielerinnen gesprochen haben. Aber vielen genügt es eben auch, 3. Liga zu spielen, lieber zu reisen oder in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben. Es ist nicht mehr so, dass für den Handball in der 2. Liga alles stehen und liegen gelassen wird. Und auch wenn ich dafür belächelt werde: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Kader der Saison 2024/2025 genug Qualität für die 2. Liga hatte. Entscheidend war für mich die Mentalität – warum es am Ende nicht gereicht hat.

Wie hat sich die Mannschaft in den schwierigen Phasen präsentiert?

Garcia: Sehr durchwachsen. Gerade in den Heimspielen haben wir uns teilweise vorführen lassen – das darf so nicht passieren. Ein großes Kompliment hier an unsere Fans, die uns immer und in jeder Phase zur Seite standen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Ketsch als Trainerin und warum hat es Sie besonders berührt?

Garcia: Es sind drei: In der Saison 2022/2023, die Rückrunde nach dem Radikalumbruch und die Entwicklung der Spielerinnen Amelie Möllmann und Mireia Torras Parera. In der Spielzeit danach die Woche der Relegation – wie wir hier zusammengearbeitet und -gehalten haben, werde ich nie vergessen - auch das Happy End nicht. Svenja Manns Siebenmeter im Rückspiel durch die Füße der Torfrau. Alle Erlebnisse zeigen mir, was man erreichen kann, wenn man an seine Idee glaubt und täglich dafür arbeitet.

Sie haben in Leonberg/Eltingen bereits eine neue Aufgabe angenommen. Gibt es schon konkrete Ideen, die Sie als Übungsleiterin mittelfristig angehen oder Ziele, die Sie erreichen möchten?

Garcia: In Leonberg werde ich einmal in der Woche eine Anschlussförderung für Spielerinnen geben, die aus der Jugend herauskommen. Ansonsten arbeite ich für die Handballschule Baden als Trainerin und Referentin. Ich möchte gerne nochmals eine ambitionierte Mannschaft – auch männlich – übernehmen und sie entwickeln. Auch Handball in Entwicklungsländern finde ich spannend.

Mit welchen Emotionen werden Sie den Bären verbunden bleiben?

Garcia: Die Bären waren, sind und werden auch immer mein Herzensverein bleiben.

Freier Autor

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