Nach der Pleite gegen Großsachsen stand die HSG St. Leon/Reilingen als erster Absteiger aus Handball-Verbandsliga bereits fest. Für die HSG ist es der zweite Abstieg in Folge. Im Vorjahr hatte das Team bereits den Klassenerhalt in der Badenliga verpasst. Jonathan Winter hat beide Abstiege als Abteilungsleiter Handball miterlebt.
Wo er die Gründe für den Absturz sieht und wie es mit der HSG weitergehen soll, erzählt Winter im Interview mit dieser Zeitung. Außerdem blickt er auf eigene Fehler zurück und verrät, warum er sein Amt als Abteilungsleiter niedergelegt hat.
Nach dem Gang in die Verbandsliga wollten Sie einen Neuaufbau starten. Der ist mit dem erneuten Abstieg krachend gescheitert. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Jonathan Winter: Einen Neuaufbau haben wir in der Tat durchgeführt. Wir haben ein paar erfahrene mit jüngeren Spielern ergänzt. „Krachend gescheitert“, würde ich nicht unterschreiben. Es gibt etliche Faktoren, die zusammengekommen sind und letztlich zum Abstieg geführt haben. Zum einen hatten wir von Beginn an viele Verletzte, die wir nicht kompensieren konnten. Hinzu kam psychologisch der Abzug der drei Punkte zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt. Wir hatten im Derby gegen Hockenheim gerade einen Punkt geholt und gegen Handschuhsheim gewonnen, hatten also genau diese drei Punkte eingefahren. Und was extrem zum Vorschein kam, ist der Kreuzbandriss bei unserem Führungsspieler Janosch Menger. Das hat uns schwer getroffen.
Gegen Saisonende hieß es von den Verantwortlichen der HSG, sie hätten „ein größeres Aufbäumen des Teams erwartet und ein größeres Engagement“. Sind Sie selbst enttäuscht von Ihrer Mannschaft?
Winter: Enttäuscht bin ich schon. Wir haben uns die Saison natürlich mit einem anderen Ausgang vorgestellt. Allerdings kann ich dem Team im gesamten Saisonverlauf keinen Vorwurf mehr machen. Die Spieler haben alles gegeben und versucht, von Partie zu Partie die Verletzten zu kompensieren. Den Klassenerhalt hatten wir ja bis vor ein paar Wochen und nach dem Sieg gegen Eggenstein noch selbst in der Hand.
Nach dem Abstieg aus der Badenliga erleben Sie nun den zweiten Abstieg in Folge mit. Wie schätzen Sie die sportliche Entwicklung der Mannschaft ein?
Winter: Die sportliche Entwicklung wird sich im Herrenbereich weiter durchziehen. Es wird weiter verjüngt und auf Spieler aus den eigenen Reihen und der Region gesetzt. Dazu ist der Gang in die Landesliga aus meiner Sicht auch kein Beinbruch, um den Umbau nochmals zu intensivieren. Das wird alles seine Zeit brauchen, aber die Mannschaft wird sicher wieder zu ihrer Stärke finden und zurückschlagen. Ebenso bauen wir weiter unsere Jugendabteilung aus, in der wir dann sukzessive die eigenen Leute wieder mehr einbinden möchten.
Welche Fehler haben Sie als Abteilungsleiter gemacht?
Winter: Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier von Fehlern sprechen können. Wir hatten einen starken Kader, der sowohl in der Verbands- als auch das Jahr zuvor in der Badenliga die Klasse hätte halten können. Fehler könnte man sich in der Breite des Kaders ankreiden lassen. Da uns aber auch finanziell im Vergleich zu anderen Vereinen keine großen Mittel zur Verfügung stehen, konnten wir die Stärke des Kaders in der Breite nicht umsetzen und sind ein kleines Risiko eingegangen, was Verletzungen angeht. Das hat uns in beiden Saisons das Genick gebrochen.
Mit Anstand verabschieden
Ihr letztes Spiel in der Handball-Verbandsliga bestreitet die HSG St. Leon/Reilingen an diesem Sonntag, 5. Mai, 16 Uhr, bei der SG Odenheim/Unteröwisheim.
Im Hinspiel musste der Absteiger eine unglückliche Niederlage hinnehmen. Vor allem die relativ unorthodoxe, sehr offensiv ausgerichtete Defensive der SG bereitete der HSG enorme Probleme. „Vielleicht findet das HSG-Team im Rückspiel die richtigen Mittel und es gelingt zum Rundenabschluss noch ein Auswärtssieg, um sich mit Anstand aus der Verbandsliga zu verabschieden“, heißt es vonseiten des Vereins. „Da wären jedoch ein letztes Engagement und Kampfeswille vonnöten, um zu einem Auswärtssieg zu kommen.“ krau
Mit zunehmender Zeit war der Abstieg absehbar. Inwiefern waren Sie bis April noch in die Planung für die nächste Saison involviert?
Winter: Der Abstieg war dann Anfang oder Mitte April abzusehen, das ist richtig. Die Planungen beginnen ja nicht erst Anfang April, wobei wir natürlich von Anfang an zweigleisig geplant haben. Bis zuletzt habe ich meine Nachfolger noch unterstützt.
Warum haben Sie bei der Mitgliederversammlung Anfang April nicht mehr kandidiert?
Winter: Zum einen möchte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, die in den vergangenen Jahren viel zu kurz kam, da ich beruflich auch häufiger unterwegs bin. Zum anderen bin ich als Schiedsrichter in der 3. Liga aktiv und kann die Ansetzungen, fast durch ganz Deutschland, nicht vorhersehen oder beeinflussen. Dadurch konnte ich in der Vergangenheit am Wochenende nur sehr selten bei unseren eigenen Heimspieltagen in der Halle anwesend sein.
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